Musik Der Pianist mit der Stiermaske

Köln · Als Pianist hat sich Lambert in der Musikwelt einen Namen gemacht - durch seine besonderen Kompositionen, aber auch durch seine beeindruckenden Auftritte. Mit der sardischen Stiermaske, die er stets trägt, schafft er es, sein Publikum nicht nur musikalisch, sondern auch visuell zu faszinieren.

Der Pianist Lambert trägt bei seinen Auftritten immer eine sardische Stiermaske.

Foto: Lambert/Murray Ballard

Seine Musik ist eine Mischung aus klassischer und zeitgenössischer Klaviermusik, oft ergänzt durch elektronische Elemente. Mit seinem neuen Album „Actually Good“ ist Lambert aktuell auf Tour und kommt am Mittwoch, 27. November, ab 20 Uhr in den Konzertsaal des Kölner Stadtgartens an der Venloer Straße.

Sie sind zu Gast im Kölner Stadtgarten. Welche Beziehung haben Sie zur Stadt und zur Location?

Lambert: Schon zu meiner Studienzeit war Köln eine der wichtigsten Spielstätten für Jazz in Deutschland und der Stadtgarten hat hier eine ganz zentrale Bedeutung. In Köln begann auch schon früh die Akademisierung des Jazz in der Bundesrepublik. Ich bin immer gerne in der Stadt, weil ich die Menschen mag. Außerdem ist in Köln die Stimmung bei den Konzerten immer besonders gut.

Was erwartet das Publikum beim Konzert am 27. November?

Lambert: Ich werde mit einem Trio auftreten und einen Überraschungsgast präsentieren, der nur in Köln mit uns auf der Bühne stehen wird. Mir ist die Improvisation bei meinen Auftritten sehr wichtig und da bietet das Trio die größten Freiheiten für mich. Zu hören gibt es eine gute Mischung aus den neuen Stücken und den Klassikern.

Sie tragen bei Ihren Auftritten stets eine sardische Stiermaske. Wie kam es dazu?

Lambert: Die Maske gehört zu mir, seitdem ich mich dazu entschlossen habe, mit dem Projekt Lambert als Musiker einen Neuanfang zu wagen. Ich wollte etwas komplett Neues machen und dabei nicht mit dem in Verbindung gebracht werden, was ich zuvor gemacht habe. Die Maske gibt mir die Freiheit, auf der Bühne in eine andere Rolle zu schlüpfen und befreit mich zu von der Pflicht zur Authentizität. Und wenn man ehrlich ist, schlüpft jeder, der auf eine Bühne kommt, in gewisser Weise in eine Rolle und trägt eine Art Maske. Meine ist mit den langen Hörnern besonders markant. Die Idee dazu entstand durch einen Bildband zur sardischen Maskenkultur in der Karnevalszeit, den ich bei einem Freund entdeckt habe. Anfangs waren die Hörner auch noch deutlich länger. Sie haben mir geholfen, bei der anfänglichen Unsicherheit als Lambert bei den Auftritten etwas größer zu erscheinen. Inzwischen sind die Hörner kürzer geworden, was den Tragekomfort beim Spielen am Piano erhöht.

Was waren die Gründe für Sie, als Lambert etwas Neues zu beginnen?

Lambert: Ich komme ursprünglich vom Jazz, war aber schon immer sehr vielfältig im Musikbetrieb unterwegs und habe zum Beispiel für andere Künstler gearbeitet, Musik für Film und Theater komponiert und in einer Indieband gespielt. Nichts von dem hat aber so funktioniert, dass man darauf ein Leben hätte aufbauen können. Das hat mich einerseits frustriert, aber auch motiviert, etwas Neues zu wagen. Das war vor zehn Jahren und hat letztlich gut funktioniert, auch weil ich mit der Maske verhindern konnte, stets an dem gemessen zu werden, was ich zuvor gemacht habe. Heute genieße ich die Möglichkeiten der Inszenierung durch die Maske, die mir auch immer eine gewisse Narrenfreiheit gibt.

Wie hat sich Ihre Musik in den vergangenen zehn Jahren verändert?

Lambert: Bei den ersten Alben stand der Jazz als mein musikalischer Ursprung immer im Hintergrund, da mir meine neuen Freiheiten als Musiker sehr wichtig waren. Inzwischen habe ich gemerkt, dass ich meine musikalischen Wurzeln zulassen muss, um mich als Künstler weiterentwickeln zu können. So hat der Jazz bei den neuen Alben wieder einen größeren Einfluss bekommen. Beim aktuellen Album tritt er allerdings wieder mehr in den Hintergrund.

Können Sie etwas zur Arbeit für das neue Album „Actually Good“ sagen?

Lambert: Das Album ist aus einem Auftragswerk für einen letztlich dann doch nicht realisierten Film entstanden. Die Anweisungen des Regisseurs waren sehr bizarr und der Film hat dann wohl wegen zu vieler schlechter Ideen letztlich nicht funktioniert. Trotzdem wollte ich daraus ein eigenes Album machen und das ist im Gegensatz zum Film ziemlich gut geworden. Aus den Umständen dafür hat sich eine besondere Arbeitsweise für die neuen Stücke ergeben. Das ist aber eher normal, denn immer auf die gleiche Art und Weise an einem Album zu arbeiten, wäre ziemlich schnell sehr langweilig und nur wenig inspirierend für mich. Die Arbeit an neuer Musik ist bei mir immer durch Spontanität und Improvisation geprägt.

Weitere Informationen zum Konzert im Kölner Stadtgarten, Venloer Straße 40, am Mittwoch, 27. November, 20 Uhr, gibt es online unter: