Wirtschaft Wenig Hoffnung auf Belebung im Handwerk
Köln · (step) An der Konjunkturumfrage Herbst 2024 haben sich im September rund 1150 Handwerksbetriebe aus dem Bezirk der Kölner Handwerkskammer beteiligt. Dieser umfasst die kreisfreien Städte Köln, Bonn und Leverkusen, den Oberbergischen Kreis, den Rhein-Erft-Kreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis und den Rhein-Sieg-Kreis.
Dabei bewerten 40,6 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 44,9 Prozent als befriedigend und 14,5 Prozent als schlecht. Mit einem Geschäftsklimaindex von 110,9 Punkten stagniert die Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk auf dem Niveau des Frühjahres.
Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer, stellte den Herbst-Konjunkturbericht vor: „Der Negativtrend der letzten Jahre konnte beendet werden, wirklich positive Impulse fehlen jedoch. Ein konjunktureller Aufschwung ist angesichts der zurückhaltenden Erwartungen der Betriebe für das kommende Halbjahr nicht in Sicht. Die Zahlen lassen vielmehr auf eine anhaltende konjunkturelle Seitwärtsbewegung im regionalen Handwerk schließen.“
Weiterhin rückläufige Tendenz
bei Umsatz und Auftragsbestand
Lediglich 19 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit einer verbesserten, 60 Prozent mit einer unveränderten und 21 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten.
Die Ursachen der wenig dynamischen Entwicklung liegen in einer anhaltenden Schwäche der Baukonjunktur, der geringen Exportdynamik und einer Zurückhaltung bei Investitionen. Dies belastet insbesondere Betriebe aus dem Bauhaupt-, Ausbau- und Kraftfahrzeuggewerbe sowie das Handwerk des gewerblichen Bedarfs.
Positiv wirkt sich immerhin in einigen Gewerken die sinkende Inflation aus: Mit höherer Kaufkraft gibt die Kundschaft im Gesundheits- und Lebensmittelgewerbe sowie im Handwerk für personenbezogene Dienstleistungen (Friseure und Kosmetiker, aber auch Schneider und Uhrmacher) wieder mehr Geld aus.
Der Blick auf weitere Konjunkturindikatoren zeigt laut Kammer, wie notwendig jetzt Impulse zur Ankurbelung der Konjunktur sind. Nachdem die Betriebe bereits im Frühjahr sinkende Umsätze und einen rückläufigen Auftragsbestand angaben, hat sich diese Entwicklung auch im Jahresverlauf fortgesetzt: So geben 32 Prozent der Betriebe einen sinkenden und rund 25 Prozent einen steigenden Umsatz an.
Der Auftragsbestand nimmt ebenfalls ab, rund 35 Prozent melden einen sinkenden und lediglich 24 Prozent einen steigenden Auftragsbestand. Über alle Gewerke hinweg liegt der durchschnittliche Auftragsbestand bei 6,1 Wochen pro Betrieb, gleichbedeutend mit einem Minus von 1,4 Wochen im Vorjahresvergleich (7,5 Wochen).
In Anbetracht dieser anhaltenden Fehlentwicklung sagt HWK-Präsident Wollseifer: „Neben der konjunkturellen Schwächephase leiden die Betriebe unter hohen Lohnzusatzkosten und Steuern, überbordender Bürokratie und dem anhaltenden Mangel an Fachkräften. Um diese Fehlentwicklungen aufzuhalten und gegenzusteuern, benötigen wir mutige Reformen der Politik.“
Der Beschäftigungsrückgang hat sich im Herbst 2024 verlangsamt: 20 Prozent der Betriebe geben einen gesunkenen und 16 Prozent einen gestiegenen Personalstamm an. Gleichzeitig vermeldet rund ein Drittel der Betriebe, aktuell offene Stellen zu besetzen. In Betrieben mit mehr als vier Mitarbeitenden sind es sogar rund 50 Prozent. Somit sind Ursachen für den rückläufigen Personalstamm vermehrt im Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung zu suchen und nur zum Teil in der wirtschaftlichen Schwächephase.
Die Investitionen der letzten sechs Monate sind in der Tendenz stabil: Mit 26 Prozent steigenden und 27 Prozent sinkenden Angaben bleibt das Investitionsniveau der Betriebe insgesamt konstant.
„Die Investitionsabsichten für das kommende Halbjahr fallen in der Tendenz rückläufig aus. In Anbetracht der fehlenden wirtschaftlichen Dynamik ist es nicht verwunderlich, dass viele Betriebe eher pessimistisch sind und Investitionsentscheidungen nur zögerlich angehen. Neben Wachstumsimpulsen benötigen die Betriebe endlich wieder mehr unternehmerischen Freiraum und eine geringere Bürokratiebelastung, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. In unserem Land gibt es genug anspruchsvolle Aufgaben, die unsere Handwerkerinnen und Handwerker anpacken wollen – dafür brauchen sie aber gute Rahmenbedingungen“, erklärt der Kammerpräsident