Einblicke Tiere zwischen Käfig und Körbchen
Köln · Tiere sind auch in einer Großstadt wie Köln allgegenwärtig. Man begegnet ihnen wie bei den Kanadagänsen oder Kaninchen zufällig beim Spaziergang im Park oder besucht sie ganz bewusst wie Löwe, Tiger & Co. beim Zoobesuch in Riehl.
Einige Arten wie Tauben oder Ratten haben sich dem Menschen angepasst und sind ihm und vor allem seinen Abfällen bis in die Innenstadt gefolgt. Eine ganz besondere Rolle nehmen die geliebten Haustiere ein - Hunde und Katzen haben oft den Status von Familienangehörigen.
Dabei reicht die Geschichte der Beziehung zwischen Mensch und Tier schon sehr weit in die Geschichte zurück. So sind Tiere auf den Wappen und Siegeln im Mittelalter zu erkennen und wurden schon sehr früh bei Felszeichnungen und später auf Gemälden oder Fotografien verewigt. Von ihnen wird zudem in dutzenden Urkunden und reichlich Metern Akten berichtet, wie sich diese in den Beständen des Historischen Archivs mit dem Rheinischen Bildarchiv in Köln befinden.
Viele Tierbilder sind
im Stadtbild zu sehen
Zu sehen sind Tiere auch an den verschiedensten Stellen im Stadtbild. Dazu gehören zum Beispiel die Reiterstandbilder an der Hohenzollernbrücke, die Kaiser und Könige standesgemäß hoch zu Ross zeigen. Dazu kommen Plastiken wie „Diana mit springender Antilope“ vom Bildhauer Fritz Behn am Sachsenring oder „Der Hahn“ von Toni Stockheim vor dem Kölnischen Kunstverein. Auch beim kleinen Denkmal für den Karnevalssänger Jupp Schmitz hat es sich ein Kater gemütlich gemacht. Und selbst auf dem antiken Dionysos-Mosaik sind Tiere vom Löwen über den Pfau bis hin zur Ziege zu finden. Dazu kommen Straßennamen wie „Zum Milchesel” oder „Unter Fettenhennen”.
Ein Grund für das Archiv, sich bei einer Sonderausstellung mit diesem äußerst facettenreichen Thema ausführlich zu befassen. Zu sehen ist die Schau „Geliebt, gehasst, gegessen - Kölner Tiere zwischen Käfig und Körbchen“ noch bis zum 4. Mai 2025 am Eifelwall. Gezeigt werden dabei die verschiedenen Aspekte des Zusammenlebens über viele Jahrhunderte hinweg. Genutzt wird hierfür der Bestand des Archivs genauso wie Leihgaben wie zum Beispiel Tierpräparate aus dem Bonner Museum König.
Die Ausstellung ist in sechs verschiedene Bereiche aufgeteilt. Bei „Tiere lieben” ist zum Beispiel ein Fotoalbum von der Pudeldame „Puck” zu sehen, deren Besitzer für sein Haustier nach dessen Tod eine 23-seitige Gedenkschrift verfasst hat. Dazu kommt ein Comic und ein Behälter mit Stofftier-Dummy für die richtige Anleitung zum Hundebaden.
Bei „Tiere schützen” geht es um Texte wie Verordnungen und Gesetze zum Tierschutz. Wie eine Abhandlung zur Sorge, dass mit der Kanalisation Vögel nicht mehr genügend Trinkstellen im öffentlichen Raum finden können. Dazu passend gibt es einen Zeitungsartikel zur Eröffnung des Taubenbrunnens vor dem Dom. Thematisiert wird auch die Diskussion um Tierversuche, wie bei der entlaufenen Schäferhunddame Dunja, die für ein Labor eingefangen und für Experimente verwendet wurde, die sie letztlich nicht überlebt hat.
Im Bereich „Tiere kontrollieren” geht es um problematisch große Populationen wie bei Nutria, Ratten oder auch Kaninchen, die sich in der Stadt rasant vermehren. Dazu kommt die allgegenwärtige Taube, die vom Haustier zum obdachlosen großstädtischen Plagegeist wurde.
„Tiere betrachten” stellt Überlegungen zum Beispiel zu Tieren im Sport an. Dazu zählen FC-Maskottchen Hennes genauso wie Rennpferde auf der Galopprennbahn in Weidenpesch. Als Leihgabe vom Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv gibt es Stollwerck-Alben mit Tierbildern, die Schokoladentafeln beigelegt waren. Dazu kommen der Zoo und Menagerien, die oft mit exotischen Tieren durch die Städte zogen.
Bei „Tiere nutzen” geht es um Bienen, die ihren Honig dem Imker und seinen Kunden liefern, genauso wie um Milchkühe oder um Tauben als Überbringer von Nachrichten. Dazu kommen Polizeihunde und -pferde oder die Haltungen von Seidenrauben in Schulen, die im Zweiten Weltkrieg in Nazideutschland den begehrten Stoff für Fallschirme liefern sollten. Noch kriegerischer sind Gedankenspiele in mittelalterlichen Handschriften, wie bei den Tauben als Bombenwerfer auf feindliche Burgen.
Am Ende der Schau steht der Bereich „Tiere essen”, der wie die Tierversuche mit einer Trigger-Warnung versehen wurde. Hier blicken die Ausstellungsmacher zum Beispiel auf die Eröffnung des Kölner Schlachthofes im Jahr 1895, die mit einem dreitägigen Fest gefeiert wurde. Mit diesen Einrichtungen wurden in Köln die Grundlage zur Massenproduktion von Fleisch geschaffen.
Weitere Aspekte des Zusammenlebens von Mensch und Tier sollen mit dem Rahmenprogramm abgedeckt werden. So gibt es beispielsweise Vorträge zur Tierrettung bei der Kölner Feuerwehr (20. November, 18 Uhr), zu Diensthunden und -pferden bei der Polizei (5. Februar, 18 Uhr) oder zu Tieren in der Rechtsgeschichte (19. März, 18 Uhr) und zum Thema „Der Dom als Pferdestall” (30. April, 18 Uhr). Weitere Infos gibt es online unter: