Klassik Ein Opernthriller und ein Starpianist

Köln · Einen Opernthriller in einem Akt, ein junger japanischer Star am Piano, iranische Klänge und ein südafrikanischer Cellist, der seinem Instrument neue Dimensionen aufzeigt - im kommenden November hat das Programm der Kölner Philharmonie dem Publikum viel zu bieten:

Der südafrikanische Cellist Abel Selaocoe kommt am 8. November nach Köln.

Foto: KölnMusik GmbH/Wonge Bergmann

Ein Klaviervirtuose und ein renommiertes Orchester: Wenn Alexandre Kantorow in die Tasten greift, könnte man glauben, es ginge nicht mit rechten Dingen zu. Da passt es ganz gut, dass sich der junge Klaviervirtuose einem musikalischen Teufelskerl par excellence widmet. Gemeinsam mit den Münchner Philharmonikern unter der kundigen Stabführung von Tugan Sokhiev stürzt sich Kantorow in die bravouröse „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“ von Sergej Rachmaninow, welche eine Caprice des Teufelsgeigers mit großer pianistischer Wirkungsmacht verarbeitet. Nicht minder imposant erklingt danach Nikolaj Rimskij-Korsakows sinfonische Suite „Scheherazade“. Termin: 3. November, 20 Uhr.

Opernthriller: Béla Bartóks einzige Oper „Herzog Blaubarts Burg“ ist ein psychologisches Drama von enormer Intensität. Die beiden niederländischen Sänger Deirdre Angenent und Thomas Oliemans brillieren in den anspruchsvollen Gesangspartien und füllen diesen Opernthriller mit Leben. Alles steht und fällt mit der Sängerbesetzung – und die ist ein Glücksfall bei dieser konzertanten Fassung von Bartóks Operneinakter. Unterfüttert werden die Stimmen von Philzuid und Duncan Ward, Shootingstar der jungen Dirigentengeneration, hält bei Bartóks Meisterwerk die Fäden zusammen. Termin: 5. November, 19 Uhr.

Eine neue Dimension für das Cello: Was man gemeinhin mit dem Cello in Verbindung bringt, spielt bei Abel Selaocoe eher eine nachrangige Rolle. Der aus Südafrika stammende Musiker stellt sein angestammtes Instrument in einen ganz anderen musikalischen Kontext. Für Selaocoe scheint es keine Genre-Schranken zu geben. Im Verbund mit dem Manchester Collective unternimmt Abel Selaocoe einen äußerst kreativen Trip durch die Musikgeschichte, verbindet Bachs Cello-Suiten mit den Sounds seiner Heimat. Dabei weiß der 32-Jährige nicht nur mit dem Cellobogen, sondern auch mit seiner Stimme zu überzeugen. Termin: 8. November, 20 Uhr.

Iranische Klänge: Man mag sich als westlich geprägter Musikliebhaber kaum vorstellen können, welche Bedeutung Hossein Alizadeh für die iranische Musik hat – sieht man diesen charismatischen Musiker mit seiner Band live, begreift man, warum seine Landsleute ihn so verehren. Alizadeh spielt meisterhaft die Tar, ein traditionelles persisches Saiteninstrument. Über Volksmusik-Anfänge aus Ost-Aserbaidschan fand er früh zum „Radif“, dem klassischen iranischen Repertoire, das er wie kein anderer beherrscht. Und doch wohnen wir hier keiner musealen Kunst bei. Klassische iranische Musik ist in hohem Maße auch improvisatorische Musik, sie sperrt sich nicht per se gegen moderne Strömungen. Dadurch gewinnt die Musik Hossein Alizadehs eine selten zu erlebende zeitlose Dimension. Termin: 16. November, 20 Uhr.

Ein junger Star am Piano: Wer als junger Pianist bereits bei renommierten Klavier-Wettbewerben mit Preisen ausgezeichnet wird, dem stehen viele Türen offen. Doch die Leichtigkeit, mit der der aus Tokio stammende Mao Fujita durch diese Türen hindurchspaziert, ist beeindruckend. Auszeichnungen beim Concours Clara Haskil und beim Tschaikowsky-Wettbewerb haben Mao Fujita innerhalb kürzester Zeit zu einem gefragten Pianisten auf den internationalen Konzertpodien werden lassen. Geradezu ungewöhnlich für einen jungen Pianisten ist, dass er vor allem als Mozart-Interpret gefeiert wird. Bei seinem Solo-Debüt in Köln zeigt der junge Wahlberliner außerdem, wie sehr ihm auch Musik aus seiner japanischen Heimat am Herzen liegt. Termin: 21. November 20 Uhr.

Orfeo ed Euridice: Mit seinem Gesang rührte Orpheus, als er seine geliebte Eurydike wieder ins Leben zurückführen wollte, selbst die Götter der Unterwelt. Und wer könnte dieser mythischen Figur größere Glaubwürdigkeit verleihen als die Stimmvirtuosin Cecilia Bartoli? Bartoli verkörpert den Sänger Orpheus in jener Fassung von Glucks „Orfeo ed Euridice“, die der reformfreudige Komponist nach der bestaunten Wiener Uraufführung für den Herzoghof zu Parma 1769 neu erstellt hatte: Die Titelpartie wurde in strahlende Höhen versetzt, ihre Koloraturen virtuos aufgewertet – ein Fest also für die Bartoli ebenso wie für ihre Soprankollegin Mélissa Petit in der Doppelrolle als Eurydike und Gott Amor, der hier für ein Happy End der sonst tragischen Geschichte sorgt. Termin: 22. November, 20 Uhr.

Alinde Quartett: Namensgebend für das Alinde Quartett war ein Lied von Franz Schubert. Jetzt nehmen die vier Schubert als Ausgangspunkt, um feine Fäden bis ins 20. Jahrhundert zu spinnen: Gemeinsam mit Tastenkünstler Dmitry Ablogin widmen sie sich den Quintetten von Schumann und Schnittke. Für ihr aktuelles Aufnahmeprojekt, die Einspielung sämtlicher Schubert-Streichquartette, ernteten die Mitglieder des Alinde Quartetts höchstes Lob. Schubert bildet auch den Auftakt zu ihrem vielversprechenden Kölner Konzert: Schumanns schwungvolles Quintett Es-Dur präsentieren sie hier mit dem feinsinnigen Pianisten Ablogin am Hammerklavier. Nicht weniger spannend wird es sein, das Quintett des Polystilisten Alfred Schnittke mit diesem im Vergleich zum modernen Konzertflügel gesanglicheren Instrument zu erleben. Termin: 24. November, 20 Uhr.