Zweiter Bildungsweg Studierende demonstrieren in Düsseldorf für den Erhalt des Riehl-Kollegs
Düsseldorf · Selten war es im Schulausschuss des Rates so voll. Mehr als 50 Schüler und Lehrer waren gekommen. Worum es in der Debatte ging.
(jj) Schlaflose Nächte und Zukunftsängste haben am Dienstag Studierende des Heinrich-Wilhelm-Riehl-Kollegs vor und in das Rathaus eilen lassen, um an der Sitzung des Schulausschusses teilzunehmen. Denn dem seit 1958 existierenden Weiterbildungskolleg, an dem Erwachsene auf dem zweiten Bildungsweg die Hochschulreife erlangen können, droht das Aus. Der Grund sind rückläufige Schülerzahlen und der für das Jahresende angekündigte Rückzug der Handwerkskammer. Sie sitzt bislang gemeinsam mit der Stadt im Trägerverein, der die staatlich anerkannte Ersatzschule betreibt.
Die Kammer begründet den Rückzug aus ihrem ehemaligen Herzensprojekt unter anderem mit kontinuierlich steigenden Kosten sowie mit einer deutlich veränderten Schüler-Klientel. Denn anders als in der Vergangenheit gebe es inzwischen kaum noch Handwerksgesellen, die ihre (fachgebundene) Hochschul- oder Fachhochschulreife an einem Kolleg dieser Art erlangen wollten, so Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann.
„Für Nervosität sorgt, dass wir bislang nicht wissen, welche Semester wir noch bis zum Abschluss begleiten werden und welche nicht“, sagte Schulleiter Jörg Masuch, der mit mehreren Dutzend Kollegen und Studierenden zum Rathaus gekommen war. Vor allem für die Schüler ab dem dritten Semester aufwärts sei ein Wechsel an vergleichbare Einrichtungen im Ruhrgebiet oder in Wuppertal mit kaum zumutbaren Risiken verbunden, weil die Kurssysteme, die zum Abschluss führen, keinesfalls deckungsgleich seien.
Im Schulausschuss hatten Grüne und SPD das Thema über zwei Anfragen auf die Tagesordnung gebracht. Schuldezernent Burkhard Hintzsche stellte klar. „Niemand verfolgt das Ziel, dass hier am 31.12. einfach das Fallbeil fällt – und das wäre auch falsch.“ Anderseits könne es auch nicht einfach eine Überleitung der Ersatzschule an die Stadt als Alleinträger geben. „Das Schulgesetz sieht das ausdrücklich nicht vor“, betonte Hintzsche. Mehrere Schulpolitiker mahnten eine Lösung an, die Interessen der mehr als 200 dort unterrichteten jungen Erwachsenen berücksichtige. „Das Verhalten der Handwerkskammer überrascht mich“, sagte FDP-Ratsfrau Monika Lehmhaus. Die Frage sei doch: „Wie kriegen wir die Kammer dazu, ihre Entscheidung aufzuheben oder auszusetzen – zumindest bis eine vertretbare Lösung gefunden ist.“ Andere Politiker regten an, womöglich neue Co-Träger für den Verein anzuwerben.Dass dies schwierig ist, machte Hintzsche deutlich. So seien die Studierenden-Zahlen an dem Kolleg zwischen 2019 und 2024 von 314 auf aktuell 204 zurückgegangen. Zudem habe es in anderen Städten bereits Schließungen dieses Kolleg-Typs gegeben. Bis zum 11. November werde nun gemeinsam mit der Bezirksregierung an einer vertretbaren Lösung gearbeitet. Das Konzept soll dann in der nächsten Sitzung des Schulausschusses am 19. November präsentiert werden.