Erwachsenenbildung seit 1958 Warum das Düsseldorfer Riehl-Kolleg nach mehr als 60 Jahren um die Existenz bangt

Düsseldorf · Rückläufige Schülerzahlen und der Rückzug der Handwerkskammer von der Trägerschaft könnten zur Auflösung der Bildungseinrichtung führen. Die Schüler sind geschockt.

Sorgen sich um ihre Zukunft des Kollegs (v. l.) Naser Assaf, Matthias Korte und Ole Klasen.

Foto: RP/Jörg Janssen

Dem Wilhelm-Heinrich-Riehl-Weiterbildungskolleg in Lierenfeld droht das Aus. An der Schule können Menschen aus Düsseldorf und der Region auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur oder Fach-Abitur erwerben. Das Kolleg ist eine staatlich anerkannte private Ersatzschule, gemeinsam getragen von Stadt und Handwerkskammer, die auf eine lange Tradition zurückblickt. „Ein Ort der Chancen“, so umschreibt es ein Lehrer aus dem Kollegium. Doch die seit 1958 währende Geschichte der Bildungsstätte könnte bald zu Ende gehen. Nach einem für Ende des Jahres angekündigten Rückzug der Handwerkskammer aus der Trägerschaft ist völlig unklar, wie es weitergehen soll. Tatsache ist, die Stadt kann eine Ersatzschule nicht als Alleinträger fortzuführen und ist daran angesichts weiter rückläufiger Schülerzahlen womöglich auch nicht interessiert.

Bereits vor etwa einem Monat hatte die Schulleitung die Betroffenen darüber informiert, dass die lange Schulgeschichte enden könnte. Noch müssen letzte Entscheidungen getroffen und auch der Ablauf einer möglichen Abwicklung besprochen werden. In der Diskussion ist, dass zumindest die ersten beiden Semester auf vergleichbare Weiterbildungseinrichtungen im weiteren Umland ausweichen müssen. Für die Studierenden (so werden die Schüler am Kolleg genannt) ein echtes Problem. „Wir erhalten bis zu maximal 953 Euro an Bafög im Monat. Davon kann man nicht leben, deswegen gehen fast alle nach dem Unterricht am Vormittag und den Hausaufgaben am Nachmittag noch arbeiten“, sagt Matthias Korte, der mal Malergeselle war und nun hofft, mit einem am Riehl-Kolleg erworbenen Abi studieren zu können. Ein möglicher Wechsel im kommenden Jahr nach Essen oder Wuppertal erscheint ihm wie den meisten seiner Mitschüler kaum machbar. Anderthalb Stunden hin, anderthalb Stunden zurück, das zerschieße den Tagesablauf und koste den überlebenswichtigen Job, meinen sie.

Die Studierenden haben nun eine offene Petition auf den Weg gebracht, in der sie um den Erhalt des Standortes in Düsseldorf werben. Vieles, so die Meinung, sei denkbar, auch die Zusammenlegung mit dem Abend-Gymnasium und der Abend-Realschule der Stadt. Dass dafür womöglich die Konstruktion der Ersatzschule aufgehoben werden muss, stört sie nicht. „Hauptsache, wir können weitermachen.“ Darauf setzt auch Schulleiter Jörg Masuch. „Wir hoffen, dass wir gemeinsam mit unseren Trägern Wege finden werden, um unseren Studierenden einen erfolgreichen Abschluss zu garantieren.“ Dafür will sich auch Thorsten Graeßner (Grüne), Vize-Vorsitzender des Schulausschusses, einsetzen: „Es sollte andere Lösungen geben als eine ersatzlose Auflösung, schließlich nutzen nach wie vor mehr als 200 junge Erwachsene, deren Bildungsweg nicht immer einfach war, dieses Angebot.“