Wohnraum in Düsseldorf Von Verdrängung bedrohte Mieter haben sich vernetzt – und wollen sich wehren

Düsseldorf · Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum geht von mindestens 19 Wohnhäusern allein in drei Stadtteilen aus, die von Investoren entmietet werden sollen. Mieter betroffener Gebäude vernetzen sich mittlerweile – und wollen sich wehren.

Einige der Mieter mit Vertretern des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum. Auch Zanda Martens (SPD, 2.v.l.) war dabei. Auf dem Plakat sind die betroffenen Wohngebäude zu sehen.

Foto: Philip Zeitner

Düsseldorfer Mieter haben begonnen, sich miteinander zu solidarisieren – und zu organisieren. Das ist wohl die wichtigste Erkenntnis einer Pressekonferenz, die das Bündnis bezahlbarer Wohnraum Düsseldorf gemeinsam mit Mietern an der Mauerstraße in Golzheim abgehalten hat. Den Grund dafür fasst Mieterin Caroline Muchalla zusammen: „Miete ist kein sicheres Wohnverhältnis mehr.“ Bündnis und Bewohner kritisieren das Vorgehen von Investoren, die Wohnraum aufkauften und Bestandsmieter rausdrängten. Nach Erkenntnissen des Bündnisses seien neben den bereits bekannten Fällen an der Mauerstraße und der Bankstraße weitere 17 Wohnhäuser betroffen – allein im „Dreiländereck“ zwischen Golzheim, Derendorf und Pempelfort. Bündnis-Sprecher Johannes Dörrenbächer schätzt, dass es stadtweit noch deutlich mehr sind.

Rund 20 Personen haben sich am frühen Mittwochnachmittag zum Gespräch eingefunden: Bewohnerinnen und Bewohner von Miethäusern Golzheims und umliegender Stadtteile, Vertreter des Bündnisses, und auch die Düsseldorfer SPD-Chefin und Bundestagsabgeordnete Zanda Martens war gekommen.

„Wir wollen Sichtbarkeit und Transparenz im Viertel schaffen“, sagt Jan Kownatzki, der an der Mauerstraße lebt, und: „Es ist wichtig, dass wir uns weiter vernetzen.“ Er erzählt, wie die sogenannte Verwertungskündigung, die plötzlich auf seinem Tisch lag, schockierte. Solche Kündigungen können beispielsweise bei Sanierungen ausgesprochen werden, die Vermieter für notwendig halten, um mit dem Gebäude angemessen zu verdienen.

Kownatzki hat sich entschieden, zu handeln, hat Plakate aus seinem Fenster gehängt, um seiner Nachbarschaft ein Zeichen zu geben. Das habe geklappt: „Viele haben angefangen, sich über den Gartenzaun zu unterhalten“, so der Mieter. Es sei wichtig, sich weiter zu vernetzen, zu sehen, dass man mit den Sorgen nicht alleine ist. „Alleine schafft man das nicht“, sagt Kownatzki. Mittlerweile hängen in dem Gebäude viele Plakate in den Fenstern, von der Straße gut sichtbar: „Investoren zerstören dieses Viertel“ steht auf einem, auf einem anderen „Wohnraum ist keine Ware“. Allen Bewohnern des Hauses soll gekündigt werden, erzählt Kownatzki, eine angemessene Entschädigung für den Auszug sei nicht angeboten worden.

An der Stelle soll
ein Neubau entstehen

Die Kündigungen bestätigt der Düsseldorfer Investor, „PrivatCapital“. Das sei aber auch nötig, weil das Gebäude nicht in einem Maße sanierbar sei, sodass es für Vermieter und Mieter gleichermaßen finanziell tragbar wäre. An der Stelle soll ein Neubau entstehen. Den Mietern seien außerdem sehr wohl angemessene Zahlungen angeboten worden, die etwa von der Mietdauer oder der Anzahl der Kinder im Haushalt abhängig seien. Diese könnten demnach bis zu 19 000 Euro betragen. Ein entsprechendes Schreiben an eine Mietpartei liegt vor. Außerdem unterstütze der Investor bei der Suche nach alternativem Wohnraum für die Betroffenen.

Bei einem anderen Investorenprojekt in Pempelfort sind die Sanierungen schon sehr viel weiter fortgeschritten. Nach Jahren sind die ersten neuen Bewohner eingezogen, erzählt Martina Burkandt. Sie ist eine der zwei „alten“ Mieterinnen – von ursprünglich elf Mietparteien – die sich nicht haben aus dem Haus drängen lassen. Dafür hat sie gelitten. Zweieinhalb Jahre habe sie nicht heizen können, und nicht gewusst, „ob ich morgens duschen und auf Toilette gehen kann“, weil das Wasser mal wieder gar nicht lief. Ein Dreivierteljahr habe es außerdem in ihre Wohnung geregnet, ohne, dass das Problem behoben wurde. Um die dabei entstandenen Wasserschäden habe sich bis heute niemand gekümmert. Auch sie betont, wie wichtig die Vernetzung und Öffentlichkeit sei, denn: „Das sind Verbrechen, die hinter geschlossenen Türen passieren.“ Von außen sei die Lage der Bewohner ja kaum zu erkennen. Trotz aller Widrigkeiten will sie weitermachen: „Ich kämpfe um mein zu Hause“, sagt Burkandt. Am Haus, vor dem sie ihre Geschichte erzählt, hängt ein weiteres Plakat, darauf geschrieben: „Mehr als Miete: Heimat!“

Die Vernetzung soll weitergehen, dafür will auch das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum sorgen, unter anderem mit einer Demonstration am Sonntag (siehe Infokasten), die gemeinsam mit einigen Mietern angemeldet wurde.