Industriekultur in Düsseldorf Suche nach einem Platz für ein Mannesmann-Denkmal

Düsseldorf · Nach der Werksschließung soll die Erinnerung an die industrielle Vergangenheit wachgehalten werden. Gesucht wird ein Standort.

Betriebsratsvorsitzender Vilson Gegic und Ulrike Hora sowie Masoud Ghahremani vom SPD-Ortsverein (v.l.).

Foto: Julia Hallmann

Rund 100 Menschen wollten dabei sein, als ein Denkmal probeweise auf dem Quartiersplatz am Rather Carreé aufgestellt wurde – Bürger, Politiker, aber vor allem die wenigen verbliebenen Mitarbeiter von Vallourec sowie ehemalige Mitarbeiter. Denn die blaue, rund 270 Kilogramm schwere Skulptur wurde von Arbeitern des Rather Werkes aus den beiden letzten Rohren gefertigt, die am 14. September 2023 in der Stopfenstraße und der Pilgerstraße gewalzt wurden. Damit ging eine fast 130-jährige Geschichte zu Ende. Von 1899 bis 2000 war das Weltunternehmen Mannesmann in Rath beheimatet, das dann vom französischen Stahlrohrkonzern Vallourec übernommen wurde. Ende 2023 wurde dann das Werk geschlossen.

Ziemlich schnell kam der Wunsch auf, an die alte industrielle Vergangenheit zu erinnern. Vilson Gegic, Betriebsratsvorsitzender bei Vallourec, hat dieses Anliegen schon vor Monaten an die Bezirksvertretung 6 herangetragen und mit Hilfe von Kollegen ein Denkmal entwickelt und dann auch hergestellt. Erinnern soll die Skulptur an alle Beschäftigten von Mannesmann und Vallourec. Deshalb wurden auch die Werkszeichen beider Unternehmen in das Denkmal integriert. Nur ein geeigneter Platz fehlt noch für dieses, und um dafür die Entscheidung zu beschleunigen, wurde nun, mit Unterstützung des SPD-Ortsvereins im Stadtbezirk 6, die Probeaufstellung durchgeführt.

„Ich fände es schön, wenn das hier stehen würde, denn dann kann ich es meinen Kindern zeigen und erklären, wo ihr Papa, Opa, eigentlich die halbe Familie gearbeitet hat“, sagt Naser Vejseli. Für Vilson Gegic soll das Denkmal aber auch eine Mahnung sein, „damit hoffentlich nicht noch mehr Industrie verschwindet“. Viele der Teilnehmer kamen aber auch, um ehemaligen Kollegen wiederzusehen. „Für uns ist das heute wie ein kleines Familientreffen, denn im Betrieb ist es immer sehr familiär zugegangen“, sagt Kiren Yasin, der extra aus Dinslaken angefahren kam.

Ulrike Hora, Co-Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, hat bewusst den Tag der „Lange Nacht der Industrie“ für die Denkmalaufstellung gewählt. „Denn die Industrie gerät immer mehr ins Hintertreffen, das sind Entwicklungen, die uns erschrecken.“ Das sieht die Bundestagsabgeordnete Zander Martens (SPD) ähnlich. „Ich finde es schön, dass es ein Andenken geben soll, gleichzeitig macht es mich aber auch traurig, denn ein Denkmal ist ein Zeugnis für eine Geschichte, die abgeschlossen ist.“

Das insgesamt 98 Hektar große Werksgelände soll verkauft werden. Die Stadt hat bereits angekündigt, mit einem Bebauungsplan die industrielle und gewerbliche Nutzung sichern zu wollen. „Aber ein Beschluss alleine siedelt noch kein Unternehmen an. Der Standort muss einfach attraktiver werden“, sagt Martens.

Aber auch ohne Denkmal wird das Röhrenwerk nicht vollständig aus dem Ortsbild verschwinden und vergessen werden. So stehen insgesamt neun Gebäude und Objekte auf dem ehemaligen Werksareal bereits seit 2008 unter Denkmalschutz. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Skulptur Röhrenschlange, ein Schwungrad von 1909, ein Pilgerwalzwerk von 1909 und die Reparaturschmiede von 1899.