Kein Spielwitz, null Dynamik: Was ist mit Bayern los?
Basel (dpa) - Die Nachrichtenagentur dpa hat die Fragen und Antworten zum Bayern-Formtief zusammengestellt.
Wird es wieder eine Saison ohne Titel für den FC Bayern?
Das ist noch lange nicht gesagt. Vier Punkte in der Liga auf Borussia Dortmund sind aufzuholen, im Pokal steht der Club im Halbfinale gegen Borussia Mönchengladbach. Auch in der Champions League sind die Münchner stark genug für das Weiterkommen. Nur: Dazu muss sich die Mannschaft deutlich steigern und vor allem wieder mehr Durchschlagskraft entwickeln.
Was ist das Hauptproblem der Bayern?
Trotz herausragender Einzelkönner hapert es im Kollektiv. Es fehlt an Lösungsansätzen und Kreativität gegen tief stehende Gegner, dazu sucht das Team Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit. Auch Trainer Jupp Heynckes bemängelt, dass nicht mehr jedes Rädchen ins andere greift.
Liegt es an der Defensive oder an der Offensive?
An beidem. Wer so hochkarätige Torchancen wie gegen Basel zulässt, kann auf dem Niveau der Champions League eigentlich nicht weiterkommen. Hinten gibt es immer wieder Lücken und vorne ist das Team nicht mehr gefährlich genug. Zwar hat die Mannschaft viel Ballbesitz, aber das Spiel ist schablonenhaft und statisch. Es fehlen Überraschungselemente, Dynamik und Spielwitz.
Warum fehlt die Durchschlagskraft trotz einer Millionen-Offensive?
Die Gegner stellen sich taktisch bestens auf die Bayern ein. In der Liga kommt dazu, dass gegen die Münchner jeder Gegner noch ein bisschen mehr gibt. Trainer wie Jürgen Klopp oder Lucien Favre haben es taktisch vorgemacht. Franck Ribéry und Arjen Robben werden in der Regel gedoppelt, dazu die Räume in der eigenen Hälfte eng gemacht. Dann gibt es kaum mehr ein Durchkommen. Das System will Heynckes trotzdem nicht ändern - betonte er zumindest vor dem Spiel in Basel energisch.
Warum hält Heynckes an seinem System fest?
Das dürfte mehrere Gründe haben. Zum einen hat das praktizierte System mit Doppelsechs, drei offensiveren Kräften davor und einer Spitze den Vorteil einer guten Balance. Zum anderen brachte es auch schon viele Erfolge. Dazu ist es die beste Möglichkeit für den Coach, möglichst viele Stars in der Startformation unterzubringen.
Warum wackelt auch die Abwehr?
Umstellung, Verletzungen - und hier und da auch mangelnde Qualität. Derzeit stellt sich die Viererkette angesichts der Ausfälle von Daniel van Buyten und Breno praktisch von selbst auf. Schwachpunkt der derzeitigen Formation ist Rafinha, von dessen Zugang sich mehr versprochen wurde.
Muss Heynckes jetzt um seinen Job fürchten?
Nein. Er ist mit dem Rückdeckung aus der Chefetage, in ganz besonderem Maße von seinem Freund Uli Hoeneß, einer der stärksten Bayern-Trainer überhaupt. Aber auch er muss letztendlich Erfolge aufweisen, an die er nach wie vor fest glaubt.
Gibt es Hoffnung auf ein schnelles Ende der Krise?
Die Qualität ist da. Wiederholt wurde gemutmaßt, dass nur ein Schlüsselspiel kommen muss, damit es wieder aufwärts geht. Manch einer sah das 2:0 im Pokal in Stuttgart als eine solche Partie an - aber das war es offenbar nicht.