Hoeneß: Dynamo-Ausschluss „als Zeichen“
Berlin (dpa) - Der Ausschluss von Dynamo Dresden aus dem DFB-Pokal wird weiter heiß diskutiert, Uli Hoeneß sieht alle Beteiligten im deutschen Fußball noch stärker gefordert.
„Natürlich ist es nicht ein Problem, das der Verein Dynamo Dresden allein zu verantworten hat, es ist auch eine Problematik des Staates“, sagte Bayern-Präsident Hoeneß im „ZDF-Sportstudio“ und warnte: „Wir alle müssen gemeinsam aufpassen, dass unser schöner Sport Fußball nicht kaputt gemacht wird.“
Deswegen sei die harte DFB-Strafe für Zweitligist Dynamo wegen der heftigen Ausschreitungen von Dresdner Anhängern beim Pokalspiel in Dortmund „jetzt mal ein Zeichen“, dass der eine oder andere drüber nachdenke, „was er mit seinem Tun für seinen Verein alles anstellt“, bemerkte Hoeneß. Doch auch an diesem Wochenende kam es am Rande von Fußballspielen erneut zu gewalttätigen Zwischenfälle.
Vor dem Bundesligaspiel zwischen Köln und Gladbach (0:3) randalierten Unbekannte in zwei Sonderzügen. Glasflaschen flogen auf Straßenbahnen. Am Stadion wurden Mönchengladbacher von Kölner Fans angegriffen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Insgesamt seien laut Polizeiangaben 15 Personen in Gewahrsam genommen worden. 20 Fans wurden angezeigt, unter anderem wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung.
In Dortmund musste das Revierderby (2:0) in Halbzeit zwei für wenige Minuten unterbrochen werden. Einige Schalke Fans zündeten im Fan-Block Pyrotechnik. „Das war nicht in Ordnung“, kommentierte Schalke-Manager Horst Heldt. Zwei Polizisten erlitten durch Feuerwerkskörper Hörschäden. Wie die Polizei mitteilte, kam es nach dem Derby zu mehreren Prügeleien und dem Einsatz von Böllern und Pyrotechnik. 35 Anhänger wurden vorübergehend festgenommen.
Von einem vergleichsweise ruhigen Verlauf des Zweitligaspiels zwischen Hansa Rostock und dem 1. FC Union Berlin (2:5) sprach die Rostocker Polizei. Wegen verstärkter Kontrollen am Eingang hatte das Ost-Derby 15 Minuten später begonnen. Dennoch brannten Union-Anhänger vor Beginn der zweiten Halbzeit Feuerwerkskörper und bengalische Feuer ab. Nach Spielende warfen Hansa-Anhänger laut Polizei Steine auf einen Bus, der Union-Fans zum Bahnhof brachte.
„Es ist natürlich unglaublich hart für die Fans von Dresden, für den ganzen Verein“, erklärte Uli Hoeneß. „Aber man muss sich auch mal in die Situation des Deutschen Fußball-Bundes hineinversetzen. Da wirst du ständig attackiert, dass man nichts tut, dass man alles laufen lässt - und irgendwann musst du mal ein Zeichen setzen.“
In der Hoffnung, das Strafmaß nach den schweren Krawallen beim Pokalspiel der Dresdner in Dortmund zu mildern, hatte sich Dynamo entschlossen, am Sonntag im Auswärtsspiel beim FC St. Pauli ohne eigene Fans anzutreten. „Wir wollten etwas anbieten, in Vorlage gehen. Jetzt sind wir doppelt enttäuscht“, sagte Dynamos Sportchef Steffen Menze in der „Sächsischen Zeitung“.
Menze plädierte dafür, gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts, Dynamo für die kommenden Saison aus dem DFB-Pokal auszuschließen, in Berufung zu gehen: „Ich persönlich halte das für sinnvoll, um ein anderes Urteil zu erzwingen.“ Ein Entschluss sei aber noch nicht gefasst.