Kampf gegen Homophobie Wert eines Zeichens

Die Arena in München läuchtet in Regenbogenfarben, Manuel Neuers Kapitänsbinde ist ebenfalls im Regenbogenmuster. Damit soll die LGTB Bewegung unterstützt werden. In Ungarn will man mit Gesetzen dagegen vorgehen.

Die Kapitänsbinde von Manuel Neuer ist im Regenbogenmuster.

Foto: dpa/Christian Charisius

Der Kapitän Manuel Neuer trägt eine Binde in den Regenbogenfarben, die Arena in München soll im EM-Spiel gegen Ungarn am Mittwoch bunt erleuchten. Beides geschieht als Unterstützung der LGTB (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender)-Bewegung, als Zeichen gegen den ungarischen Premier Viktor Orban und dessen politisch initiiertes Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen im Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt. Als Ansage für Toleranz – und für die freie Wahl des eigenen Lebens. Ist das richtig? Ja! Was ließe sich auch Schlechtes daran finden, wenn Menschen ein friedliches Zeichen für eine freie Art zu leben setzen wollen. Und der Fußball darauf stößt, wenn etwas nicht ohne Repression auskommt. Dass die Uefa darüber eine öffentliche Debatte angezettelt hat, ist allein ihr Schaden. Der Nutzen könnte noch mehr Aufmerksamkeit für das Thema sein.

Das gilt aber gleichermaßen für ganz viele Probleme, die sich ansprechen ließen. Und: Wenn Manuel Neuer jetzt eine bunte Binde trägt, wird er trotzdem in einem Jahr gut entgolten bei der WM in Katar im Tor stehen und sein Club, der FC Bayern, Geld für ein jährliches Trainingslager im hierarchisch streng durchsortierten Öl- und Gasparadies kassieren, in dem Homosexualität verboten (!) ist. Genauso ließe sich darüber diskutieren, warum andere Mannschaften als sichtbares Zeichen gegen Rassismus vor dem Spiel in die Knie gehen, die deutsche Mannschaft aber nicht. Ist das schon Aussage? Oder will man sich einfach nur aussuchen, wogegen man ist? Man könnte sogar gegen verdreckte Toiletten und undichte Fenster in deutschen Schulen protestieren, aber das käme wahrscheinlich nicht so gut, weil dann nicht Orban auf der Anklagebank säße, sondern deutsche Politiker.

Will sagen: Es ist ein gutes Bekenntnis für eine offene Lebensweise und die Interessen von Menschen, es ist aber nur ein Bekenntnis von den vielen, für die es sich zu kämpfen lohnte – und denen man im Alltag standhalten muss, wenn es glaubwürdig sein soll. Manche Spieler des DFB hatten damit in der jüngeren Vergangenheit bei ähnlichen Streitthemen durchaus ihre Probleme.