Noch kein Bayern-Tor - Real-Profis führen EM-Ranking an

Toulouse (dpa) - Die Bundesliga-Profis haben bei der Fußball-EM noch Ladehemmung. Kein einziger Spieler des FC Bayern München konnte sich in der Vorrunde in die Torschützenliste eintragen.

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Insgesamt erzielten die in Deutschland beschäftigten Fußballer nur sechs Treffer und damit insgesamt genau so viele wie die in Frankreich eingesetzten Akteure von Champions-League-Sieger Real Madrid. Gareth Bale (3), Cristiano Ronaldo (2) und Luka Modric trafen für ihre Teams. Bei der WM 2014 hatten die Münchner mit 18 Toren noch den Tore-Spitzenwert vor Spielern des FC Barcelona (10) geliefert.

65 in Deutschland beschäftigte Profis sind mit großen Erwartungen zur EM nach Frankreich gereist, 26 von ihnen mussten nach der Vorrunde schon wieder enttäuscht in die Heimat zurückkehren. Für die größten Überraschungen sorgten ausgerechnet jene Spieler, die in der Bundesliga zuletzt nicht mehr erwünscht waren.

Ein Überblick:

SCHWACHE STÜRMER: Die Bundesliga-Profis haben bei der Fußball-EM noch Ladehemmung. Überraschend: Kein einziger Spieler des FC Bayern München konnte sich in der Vorrunde in die Torschützenliste eintragen. Dabei sind neun Münchener nach Frankreich gefahren, darunter auch Polens Torjäger Robert Lewandowski. Insgesamt erzielten die in Deutschland beschäftigten Fußballer nur sechs Treffer und damit insgesamt genau so viele wie die Akteure von Real Madrid: Gareth Bale (3), Cristiano Ronaldo (2) und Luka Modric.

DEUTSCHE ANGREIFER: Augenscheinlich wird die Bundesliga-Ladehemmung auch beim Blick auf die deutschen Torschützen. Nur drei Tore schoss das DFB-Team bisher, alle erzielt von im Ausland spielenden Profis: Shkodran Mustafi (FC Valencia), Bastian Schweinsteiger (Manchester United) und Mario Gomez (Besiktas Istanbul).

ÜBERRASCHUNG UNGARN: Mit den Ungarn hatte kaum einer gerechnet, mit ihren Deutschland-Legionären erst recht nicht. Zoltan Stieber (Nürnberg) und Adam Szalai (Hannover) stehen schon länger auf dem berühmten Abstellgleis, trafen aber bei der EM. Der in Bremen kaum eingesetzte Laszlo Kleinheisler wurde sogar schon einmal als „man of the match“ ausgezeichnet.

ENTTÄUSCHUNG ÖSTERREICH: Nationalcoach Marcel Koller berief 15 Bundesligaspieler ins EM-Aufgebot, das Ergebnis war niederschmetternd. Ein Tor, ein Punkt - so reisen die Österreicher ab. Die größte Enttäuschung war der Münchener David Alaba, der daheim als Weltstar gehandelt wird und wohl auch an den überhöhten Erwartungen scheiterte.

SOLIDE SCHWEIZER: Achtelfinalist Schweiz profitiert in starkem Maße von Bundesliga-Legionären. Beim 0:0 im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich standen sechs Profis in der Startelf, die ihr Geld zuletzt in Deutschland verdienten. Gute Kritiken gab es danach für den einstigen Gladbacher Granit Xhaka. Bestnoten verdiente sich zudem Schlussmann Yann Sommer (Mönchengladbach).

EINSAMER RUSSE: Nach wochenlangem Prozedere und Warten wurde Roman Neustädter in Russland eingebürgert. Gelohnt hat es sich nicht, weder für den bei Schalke ausscheidenden Profi noch für die desaströs auftretende Mannschaft. Nach solider Leistung gegen England wurde Neustädter gegen die Slowakei nach einer schwachen ersten Halbzeit ausgewechselt und durfte im letzten Spiel gegen Wales gar nicht mehr mitmachen. „Es tut weh, aber ich bin immer noch dankbar für diese Erfahrung“, sagte der Neu-Russe.

SPANIENS NICHTS: Pep Guardiola forderte vor drei Jahren: „Thiago oder nichts.“ Spaniens Coach Vincent del Bosque tendiert eher zu „nichts“ und gewährte dem einzigen Bundesligisten im Kader des Titelverteidigers bisher nur zwei Kurzeinsätze.

TÜRKISCHER NEUZUGANG: Die Hoffnungen der drei Bundesliga-Legionäre im türkischen Team auf positive EM-Schlagzeilen erfüllten sich nicht. Leverkusens Hakan Calhanoglu blieb blass, Nuri Sahin (Dortmund) und Yunus Malli (Mainz) kamen nur als Einwechselspieler zum Einsatz. Dagegen machte der zukünftige Dortmunder Emre Mor von sich reden. „Er war unser Retter“, sagte Trainer Fatih Terim nach dem starken Auftritt des erst 18 Jahren alten Angreifers gegen die Tschechen. Das Aus konnte aber auch Mor nicht mehr verhindern.

ISLANDS TORSCHÜTZE: Jon Dadi Bödvarsson ist kein Star, als Spieler des Zweitligisten Kaiserslautern kein Wunder. Im Gegensatz zu vielen Erstligaspielern steht ein EM-Tor in seiner Statistik - und er darf noch weiterspielen.

ALBANIENS TOPSPIELER: Albaniens klar bester Spieler war Mergim Mavraj. Der Profi vom 1. FC Köln übernahm die Rolle als Abwehrchef. Auch Amir Abrashi vom Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg spielte eine tragende Rolle. „Sie spielen in der besten Liga der Welt. Von daher ist klar, dass sie die größte Verstärkung für uns sind“, sagte Kapitän Cana. Am Ende mussten auch sie vorzeitig heimfahren.