FIFA hält an Wahltermin fest - Blatter entlastet
Zürich (dpa) - Im größten Skandal seiner 107-jährigen Geschichte hat der Fußball-Weltverband personelle Konsequenzen gezogen und die beiden Exekutivkomitee-Mitglieder Mohammed bin Hammam und Jack Warner wegen des Verdachts der Korruption vorläufig suspendiert.
FIFA-Präsident Joseph Blatter dagegen wurde von der Ethikkommission entlastet und kann damit nach dem Rückzug bin Hammams auf dem Kongress in Zürich für eine vierte Amtszeit kandidieren.
„Es gibt keinen Grund, die Wahl zu verschieben“, sagte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke nach der Sitzung der Ethikkommission in der FIFA-Zentrale in Zürich. „Die Anschuldigungen gegen Herrn Blatter wurden nicht aufrechterhalten.“
Der 75 Jahre alte Amtsinhaber „bedauerte“ in einer schriftlichen Stellungnahme „was in den letzten Tagen und Wochen geschehen ist. Das Image der FIFA hat sehr darunter gelitten, zum Leidwesen der FIFA selbst und aller Fußballfans.“
Bin Hammam und Warner sollen gegen den Ethikcode der FIFA verstoßen haben, indem sie beim Treffen der Karibischen Fußball-Union (CFU) am 10. und 11. Mai versucht haben sollen, für die Wahl bin Hammams zum FIFA-Präsidenten Stimmen zu kaufen. Der Katarer hatte am Sonntag seine Kandidatur überraschend zurückgezogen.
Am 29. Mai meldete sich bin Hammam zu Wort. „Ich bin sehr enttäuscht, wie der Stand des Verfahrens auf der Pressekonferenz dargestellt wurde. Ich erwarte, dass dies so weitergehen wird“, schrieb bin Hammam in seinem Blog. „Das ist nicht das, was ich unter Fair Play verstehe. Ich behalte mir alle Rechte vor.“
Bin Hammam betonte, dass die Beweise nicht für eine Verurteilung ausgereicht hätten, deshalb hätte er auch nicht verbannt werden können. Er warf in dem Zusammenhang Generalsekretär Valcke vor, die Ethikkommission beeinflusst zu haben.
Blatter war von bin Hammam beschuldigt worden, von dem Korruptionsvorwurf gewusst, ihn aber nicht angezeigt zu haben. Nach Angaben von FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke hat der Verband von Puerto Rico in einer E-Mail bestätigt, „dass wir am 10. und 11. Mai Geschenke und 40 000 Dollar erhalten haben“. Die Suspendierung gilt zunächst für 30 Tage, in denen „den beiden jegliche Fußballtätigkeit (Verwaltung, Sport etc.) untersagt“ ist, wie die FIFA erklärte.
Die Ethikkommission in der Besetzung Petrus Damaseb (Namibia) als stellvertretender Vorsitzender sowie Juan Pedro Damiani (Uruguay), Sondre Kaafjord (Norwegen), Les Murray (Australien) und Robert Torres (Guam) als Mitglieder sperrte zudem die zwei CFU-Offiziellen Debbie Minguell und Jason Sylvester provisorisch. In den kommenden Wochen will die Kommission auch mit Hilfe externer Experten weitere Fakten und Beweise sammeln und dann endgültig in der Sache entscheiden.