Die zwei Seiten des Geschäfts

Im Hinspiel war Norbert Meier noch Trainer von Dynamo Dresden. Am Mittwoch erwartet die Fortuna seinen Ex-Klub zum Rückspiel.

Düsseldorf. Norbert Meier lässt es kurz durchblicken: Er könnte viel erzählen, wenn er wollte. Einiges über seine Vergangenheit in Dresden. So lange ist das schließlich noch nicht her. Ein paar Ansichten über das "Pulverfass" Dynamo vielleicht, mit den heißen Fans und den finanziellen Problemen. Sicher viel über seine Entlassung am 24. September. Die Mannschaft stand auf einem Abstiegsplatz, nur ein Jahr und 14 Tage nach seiner Einstellung beim Fußball-Regionalligisten musste Meier wieder gehen.

Aber der heutige Fortuna-Trainer weicht lieber auf die Dresdener Sehenswürdigkeiten aus. Er habe dort schön gewohnt, die Stadt sei immer einen Besuch wert und er habe aus dieser Zeit viel mitgenommen. "Aber ich schwelge nicht in der Vergangenheit", sagt Meier, "sondern mich interessiert die Gegenwart." Also das Gastspiel seines Ex-Klubs am Mittwoch bei seinem neuen Arbeitgeber Fortuna Düsseldorf (18.30 Uhr, Arena). Das sei für ihn aber kein besonderes Spiel, so der 49-Jährige.

Wie bitte? "Ich halte mich da gefühlsmäßig zurück." Da wird Norbert Meier eine Menge Gefühle unterdrücken müssen. Denn schließlich erwartet er heute die Mannschaft, die er selbst vor der Saison zusammengestellt hat. Sportdirektor Ralf Minge hatte damals dabei geholfen, und trotz der Entlassung halten die Ex-Fußballprofis noch den Kontakt. In den vergangenen Tagen allerdings nicht. Zu bedeutend ist für beide Seiten das Duell der Traditionsklubs.

Die Fortuna will die Tabellenspitze zurückerobern, und Dresden möchte auf dem Weg zur Qualifikation für die dritte Liga keinen Boden verlieren. Meier: "Dresden hat eine erfahrene Mannschaft mit vielen Spielern, die bereits höher gekickt haben." So weit ist es klar: angefangen von Martin Stocklasa über den Ex-Gladbacher Ivo Ulich bis zum Tschechen Marek Penksa. Was Meier sonst noch weiß, behält er aber für sich. Sein Nachfolger Eduard Geyer fürchtet die Intimkenntnisse zumindest nicht: "Wir kennen die Spieler von Düsseldorf auch ganz gut."

Zumal sich beide Seiten noch gut an das Hinspiel erinnern können. Es war 19Tage vor Meiers Entlassung in Dresden. Die rassige Begegnung endete mit einem gerechten 0:0. Das findet der damalige Dresdener Trainer auch heute: "Es war eine Nullnummer der besseren Art, am Ende haben wir uns schiedlich und friedlich getrennt." Noch leichter fällt dem 49-Jährigen die Erinnerung an sein Arena-Gastspiel mit Dynamo in der vergangenen Saison.

Dennis Wolf erzielte in der Nachspielzeit das 1:1 für die Düsseldorfer. "Es war hochdramatisch und letztlich ein ebenso gerechter Ausgang des Spiels." Heute möchte er diese Einschätzung sicher auch mit diesen Worten ausdrücken - möglichst nach einem Sieg der Fortuna. Zumindest stehen ihm alle Akteure zur Verfügung außer Bekim Kastrati, dessen endgültige Genesung sich länger hinzieht als gedacht. Marco Christ scheint nach seinem Einsatz für die Reserve am vergangenen Sonntag zumindest eine Alternative zu sein.

Dass die Gastgeber angesichts von drei Siegen und 8:2 Toren aus den Spielen in diesem Jahr als Favorit gelten, mag Meier nicht gelten lassen. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass es ein besonderes Spiel für ihn sein könnte: "Danach wurde ich vor den Spielen der vergangenen Wochen oft gefragt: Gegen Wuppertal war es mein erstes für Fortuna, in Bremen habe ich früher selbst gespielt, und in Hamburg bin ich geboren." Dass er zum Rückspiel allerdings als Trainer die Seiten gewechselt hat, ist wirklich etwas Besonderes. Ganz gleich, ob Norbert Meier darüber viel erzählen will oder nicht.