Ein Realist darf träumen

Uwe Weidemann will mit Regionalligist Fortuna Düsseldorf möglichst bald in die 2. Bundesliga. Seine Marschroute: Schritt für Schritt.

<strong>Düsseldorf. In Düsseldorf wird stets geträumt. Von großen Fußball-Zeiten, von ausverkauften Stadien und einer erfolgreichen Fortuna. Uwe Weidemann soll diese Träume als Trainer des Regionalligisten Wirklichkeit werden lassen. Doch in der vergangenen Saison gelang erst am letzten Spieltag der Klassenerhalt, und der 44-jährige Ex-Profi sah sich nach einer miserablen Rückrunde heftiger Kritik ausgesetzt. Vor dem Saisonbeginn am Samstag bei Union Berlin ist der Druck noch höher: Platz zehn muss es mindestens werden, um die neue dritte Profi-Liga zu erreichen. Im Redaktionsgespräch mit unserer Zeitung erklärte Weidemann, wie das funktionieren kann. Die Regionalliga investiert immense Summen, um die Qualifikation für die dritte Liga zu schaffen. Die Fortuna ist mit einem Etat von 2,2 Millionen Euro eher zurückhaltend. Uwe Weidemann: Was andere Vereine machen, interessiert mich erst einmal nicht. Holstein Kiel ist in der vergangenen Saison mit dem höchsten Etat abgestiegen. Wir haben 13 neue Spieler verpflichtet, darunter einen renommierten wie Axel Lawarée. Wie beurteilen Sie die Aussage von Düsseldorfs Oberbürgermeister und Fortuna-Aufsichtsratschef Joachim Erwin, dass der Aufstieg in die 2. Liga das Ziel sein muss?
Weidemann:
Unser Ziel muss es sein, mit der Stadt und dem Verein sobald als möglich in die 2. Liga zu kommen. Dass unser Oberbürgermeister diesen großen Wunsch schon jetzt formuliert, kann ich durchaus nachvollziehen. Fortuna ist ein besonderer Verein. Die Erwartungshaltung in der Stadt ist groß. Mein erstes Ziel ist aber die Qualifikation für die 3. Liga. Haben Sie Befürchtungen, dass die hohen Erwartungen wie in der vergangenen Saison bitter enttäuscht werden?Weidemann: Wichtig wird sein, dass wir gut aus den Startlöchern kommen. Ein paar gute Spiele zu Beginn, und dann ist vielleicht etwas machbar. Seit ich Trainer der Fortuna bin, sind wir bei aller Kontinuität ein Mal vom Weg abgekommen in der vergangenen Rückrunde. Das wollten wir nicht, aber den Fußball kann man nicht programmieren. Ziele sind korrigierbar.Weidemann: Das habe ich in der vergangenen Winterpause auch gesagt, als wir oben dabei waren. Der Fehler war, dass dabei nicht alle an einem Strang gezogen haben. Ich bin Realist. Erst, wenn wir Großes erreicht haben, sollte man sich feiern lassen. Fühlen Sie sich durch die Äußerung des OB unter Druck gesetzt? Weidemann: Absolut nicht. Viele Fans, mit denen ich gesprochen habe, schätzen das realistisch ein. Wir können nicht sagen: Wir wollen unbedingt in die 2. Liga. Warum sollen wir den Spielern jetzt schon großen Druck machen? Das sollte alles Schritt für Schritt geschehen. Wir mussten viele neue Spieler einbauen, und das hat gut geklappt. Im Fußball spielen viele Dinge eine Rolle. In der letzten Saison hatten wir beispielsweise Verletzungspech. Die Kritik in der vergangenen Rückrunde war sehr heftig. Haben Sie das schon verarbeitet?
Weidemann:
Ja, sicher, das ist Vergangenheit. Ich brauche nur an die Winterpause zurückzudenken, als ich zur Düsseldorfer Sportpersönlichkeit des Jahres 2006 gewählt worden bin. Die Fans hatten einen Traum, den wir mit unserer Leistung angefacht haben. Und der ist leider abrupt zu Ende gegangen. Fußball ist ein Fehler-Spiel, und davon haben wir zu viele gemacht. Enttäuschung ist da völlig normal. Ist das schwere Auftaktprogramm in Berlin, gegen Essen und in Wuppertal ein Vorteil für die Fortuna? Weidemann: Ich brauche zumindest nicht die ollen Kamellen herauszuholen und sagen: Ich weiß noch nicht, wo wir stehen. Wir wissen, dass uns schwere Aufgaben erwarten. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Und ich spiele lieber gegen solche Mannschaften, die ich einschätzen kann.

Uwe Weidemann

Geboren 14. Juni 1963 in Weißensee

Karriere als Spieler: Beim FC Rot-Weiß Erfurt gelang ihm unter Trainer Hans Meyer in der Saison 1983/84 der fußballerische Durchbruch. 94 Spiele in der DDR-Oberliga (21 Tore) 102 Bundesligaspiele (14 Tore), 96 Zweitliga-Spiele (14 Tore), 35 Regionalligaspiele (0 Tore), zehn Länderspiele für die DDR

Trainer Seit 28. November 2004 bei Fortuna Düsseldorf