Fanprojekt: Ein Modell gegen die Gewalt
Wie das Fanprojekt bei Fortuna Düsseldorf gegen Randale, Ausschreitung und Pyrotechnik vorgeht.
Düsseldorf. Ein Ultra eines deutschen Fußballklubs zu sein, ist in diesen Tagen nicht leicht. Der Ruf scheint dahin. Nach den jüngsten Ausschreitungen bei den DFB-Pokalspielen in Dortmund und Frankfurt spricht der Liga-Präsident Reinhard Rauball davon, dass die gewaltbereite Szene beim Fußball deutlich größer sei als bis dato angenommen. Viele Fans stören sich an dieser Behauptung.
Dirk Bierholz ist als Leiter des Fanprojekts Düsseldorf nah dran an den Ultras der Fortuna. Er spricht für eine lokale Szene, die nach seiner Aussage „auf einem guten Weg ist“ und nicht mit Gruppierungen wie etwa von Dynamo Dresden vergleichbar sei. Er sagt: „Die Gewalt beim Fußball ist generell rückläufig. Vor 15 Jahren waren die Zustände deutlich schlimmer.“
Neueste Zahlen der Polizei stehen scheinbar im Gegensatz zu diesem Erfahrungswert. Die Statistik der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) besagt, dass es bei Spielen der ersten und zweiten Liga in der vergangenen Saison mehr Verletzte gab als je zuvor. Bierholz, der seit 18 Jahren für den Jugendring Fans betreut, ordnet diese Erkenntnis kritisch ein: „Wenn immer öfter von der Polizei Tränengas und Pfefferspray eingesetzt wird, kommt es schnell zu vielen Verletzten.“
Bei der Fortuna versuche man, brenzlige Situationen zwischen Ultras und Polizei gar nicht erst aufkommen zu lassen. „Kommunikation zwischen Fanprojekt, Fanbeauftragten und der Polizei ist ganz wichtig“, erklärt Bierholz. In Düsseldorf gibt es daher fünf szenekundige Beamte, die sich nicht scheuen würden, die Ultras anzusprechen. Was zu Hause gut klappt, ist auswärts schwieriger zu bewältigen. „Wo bei einer Kleinigkeit in Düsseldorf geredet wird, kann in einem anderen Bundesland vielleicht schon der Knüppel zum Einsatz kommen.“
Ein Weg zur Deeskalation könnte aus Fansicht die Identifizierbarkeit der Einsatzkräfte im Stadion sein. Etwa durch einen verpflichtenden Zahlencode. Bierholz sagt: „Auch bei der Polizei passieren Dinge, die nicht ganz in Ordnung sind. Doch wenn mal was ist, hat man keine Chance, eine bestimmte Person dafür zu belangen.“
Als Erfolgsmodell bezeichnet der Fan-Betreuer ein Düsseldorfer Projekt, das den Ultras besondere Freiheiten einräumt. „Es gibt bei uns eine selbstverwaltete Kurve. Die Fans machen den Ordnungsdienst und verkaufen sogar die Karten.“ Als Gegenleistung verpflichte sich die Gruppe, keine Pyrotechnik zu zünden. „Das funktioniert“, sagt Bierholz. „Das heißt nicht, dass das auswärts nicht anders aussehen kann.“