Fortuna Düsseldorf Fortuna: Die Entscheidung rückt nahe
Nach dem Sieg gegen Braunschweig kann der Fußball-Zweitligist durchatmen. Interimstrainer Peter Hermann ist erfolgreich. Trotzdem kommt ein anderer.
Düsseldorf. Eigentlich ist Peter Hermann eine Sensation. Von seinen Spielern stets geliebt, von seinen Arbeitgebern gemocht und am Ende fast immer erfolgreich — und doch will der 63-Jährige auf keinen Fall ein längerfristiges Engagement als Cheftrainer im Profifußball eingehen.
Nach dem 1:0-Sieg von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf gegen Eintracht Braunschweig am Montagabend war das wieder zu spüren. Hermann hatte auch das zweite Spiel als Interimstrainer nach dem 2:1 beim FSV Frankfurt eine Woche zuvor gewonnen. Düsseldorf atmet durch, und weil das in den vergangenen zwei Jahren kaum einmal möglich war, ist Hermann in der Gunst aller weit nach oben gerutscht. Wobei: Sechs Punkte und einige Anerkennung für eine verbesserte Mannschaft, die sich nach Wochen der Tristesse zu fangen scheint, können einen wie Hermann nicht beeindrucken.
Entschlossen wischte der Mann, der an der Seite von Jupp Heynckes seinen Karriere-Höhepunkt beim FC Bayern mit dem Triple drei Jahre hinter sich hat, alle Spekulationen beiseite, er könne doch auf die alten Tage ein Mann für die erste Reihe werden. „Ich schließe das aus. Mein Standpunkt ist klar, daran ändert sich nichts“, sagte Hermann. „Ich mache das nicht, das weiß der Verein.“
Hermann hasst Medienarbeit und Teil einer großen Show zu sein. Der Mann, der als Mittefeldspieler einst 120 Bundesligaspiele für den HSV und Bayer Leverkusen absolvierte, liebt die Trainingsarbeit. Und in der Tat: Die Düsseldorfer Verantwortlichen kennen dessen Einstellung. Darum versuchte auch niemand, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, als das Experiment mit dem jungen Coach Frank Kramer und dem souveränen „Assi“ am 23. November endgültig danebengegangen war.
Seitdem fahndet Sportdirektor Rachid Azzouzi in alle Richtungen. „Wir haben nur einen Schuss frei, und der muss sitzen“, sagte der kommissarische Vereinsvorsitzende Paul Jäger. Azzouzi selbst sagt nicht viel, aber er will einen Kandidaten, der seiner ist. „Ich übernehme später auch die Verantwortung.“ Verständlich.
Nach Norbert Meier, der im Sommer 2013 die letzte erfolgreiche Fortuna- Ära verkörperte, nach dem Abstieg in die 2. Liga aber gehen musste, waren sieben Trainer in der Verantwortung. Jetzt könnte Jos Luhukay der Neue werden, das Spiel auf Zeit mit Hermann spräche dafür, weil Luhukay bislang auch beim VfB Stuttgart in der Verlosung zu sein schien. Dort hat allerdings am Dienstag Sportdirektor Robin Dutt seinem Interimstrainer Jürgen Kramny in Aussicht gestellt, bis zur Winterpause zu bleiben. Auch Dutt spielt auf Zeit — und will eine größere Lösung als Luhukay eine wäre.
Holger Stanislawski (46), der sich mit einem Supermarkt in Hamburg ein zweites Standbein geschaffen hat, bleibt ein Kandidat. Einer, der nicht mehr für jeden Job die Kasse in seinem „Rewe“ schließt, wo er Umsätze in der Höhe eines ambitionierten Zweitligisten macht — die Rede ist von 28 Millionen Euro.
Außerdem soll Azzouzi sich auch nach anderen umgehört haben: Bei Ralf Loose (52), der zuletzt beim FC Augsburg und Dynamo Dresden arbeitete, und heute Tabellenvierter mit Preußen Münster in der 3. Liga ist. Loose kickte von 1987 bis 1993 bei der Fortuna, lebt noch in Liechtenstein, wo er auch Nationaltrainer war. Auch die Personalie Claus-Dieter Wollitz (50) wurde abgeklopft. Zuletzt hatte dessen Ruf aber gelitten, als er in Osnabrück und beim Viertligisten Viktoria Köln verbrannte Erde hinterließ. Der Neue käme rechtzeitig, der Boden scheint bereitet. „Wir standen mit 13 Punkten unten drin. Jetzt haben wir 19 Zähler und uns etwas Luft verschafft“, sagte Hermann.
Der aktuelle Erfolg wird Hermann zugeschrieben. „Er bringt die Lockerheit rein, wir sind froh, dass wir ihn haben“, sagte Abwehrspieler Alexander Madlung. „Seine Ausstrahlung hat der Mannschaft in dieser schwierigen Zeit viel Ruhe gegeben“, befand Azzouzi. Ob Hermann am Samstag gegen Union Berlin zurück in die zweite Reihe darf? „Ich weiß es wirklich nicht“, sagte Azzouzi. „Wir haben keine Deadline und wollen uns alles offen halten.“