Thioune-Wunsch geht in Erfüllung Das Geheimnis der starken Startelf-Rückkehr von Fortuna-Vizekapitän Sobottka
Düsseldorf · Fast ein halbes Jahr lang war Marcel Sobottka verletzt, bei seinem Comeback in der Startelf spielt er bärenstark.
Auf einmal tut Marcel Sobottka wieder das, was er so gerne tut – und was er so gut kann wie kaum ein anderer Zweitliga-Spieler. Etwas mehr als eine halbe Stunde ist in der Partie zwischen Fortuna und dem 1. FC Nürnberg am Freitagabend auf der Uhr, als der Mittelfeldakteur des Tabellendritten kurz hinter der Mittellinie in einen Zweikampf mit Lukas Schleimer zieht und den Ball erobert. Auf ziemlich abgeklärte Art und Weise, clever, ohne Foul. Ehe nur Sekundenbruchteile später die wilde Fahrt abgeht, an deren Ende es Vincent Vermeij ist, der die Düsseldorfer nach Zuspiel von Sobottka auf dem Weg zum späteren 3:1-Sieg in Führung bringt.
Nach seiner langen Leidenszeit, die letztlich fast ein halbes Jahr dauerte, steht Sobottka im Duell mit den Franken zum ersten Mal seit dem 5:3 gegen Schalke 04 im vergangenen November wieder in der Startformation. Ein paar Einwechslungen hat er seit seinem Comeback im DFB-Pokal-Halbfinale bei Bayer Leverkusen (4:0) zwar schon auf dem Buckel, bisher ist für den Vizekapitän aber kein Platz in der Anfangself gewesen. Die Gelbsperre von Felix Klaus sowie die damit verbundene Nominierung von Shinta Appelkamp auf der rechten Außenbahn haben das nun geändert.
Sobottka benötigt zwar eine kurze Zeit zum Akklimatisieren, doch spätestens mit dem gewonnenen Zweikampf und der Vorbereitung des ersten Vermeij-Treffers kommt er in der Partie an. „Marcel hat in den ersten Minuten schon einen Augenblick gebraucht, um sich, den Raum und seine Aktionen zu finden“, bestätigt Trainer Daniel Thioune. „Die Balleroberung vor dem 1:0 hat ihm aber viel Sicherheit gegeben, und für genau diese offensiven Balleroberungen steht er.“
Ganz so, wie es sich der Coach schon in der Vorbereitung des Spiels erhofft hat. „Es war gut, dass wir Nürnberg hoch attackiert haben und zu diesen Ballgewinnen gekommen sind“, sagt er. „Deshalb fiel die Entscheidung im Zentrum auch zugunsten von Marcel. Das hat er wirklich gut gemacht, obwohl man gesehen hat, dass der Tank nach einer Stunde leer war.“ Wer wollte es ihm nach all dem, was Sobottka in den vergangenen Monaten durchgemacht hat, verdenken? Zu Saisonbeginn zog er sich zunächst einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich, später dann im Oberschenkel zu, wo die Verletzung kurz nach der vermeintlichen Genesung wieder aufbrach.
Dass dem Mittelfeldmotor sein Startelf-Comeback am Freitag derartig geglückt ist, führt Thioune auch auf die momentan ungewöhnlich gute Personallage zurück. Anders, als das in anderen Saisonphasen sehr wahrscheinlich der Fall gewesen wäre, musste der Coach seinen Vizekapitän mangels Alternativen nicht gleich ins kalte Wasser werfen. „Ich hatte ja über viele Monate den Wunsch, dass ich Spieler, die aus Verletzungen kommen, aufbauen kann. Das ist uns jetzt mit Marcel gelungen, aber vorher auch mit Shinta“, sagt Thioune erfreut. „Man sieht: Wenn man ein bisschen Zeit und Geduld hat und den Kader auch moderieren kann, kommen die Jungs besser zurück als erwartet.“ Ein anderer Grund, der von jenem Aspekt allerdings nicht weit entfernt liegt, ist der derzeit große Konkurrenzkampf, der sowohl die Stammkräfte zu Höchstleistungen antreibt als auch die vermeintlichen Ersatzspieler auf ein Niveau bringt, das sie zu starken Auftritten befähigt. „Konkurrenz belebt immer das Geschäft. Man muss immer jemanden hinter sich spüren, damit man zu Top-Leistungen getrieben wird“, hat Sobottka selbst erst vor ein paar Wochen gesagt. „Wenn es immer klar ist, dass du spielst, lässt du irgendwo ein paar Prozente liegen. Das ist bei uns gerade nicht der Fall. Im Training merkt man, dass da momentan richtig Feuer drin ist.“
Und auch in Sobottka brennt selbiges wieder. „Das ist schon etwas, wo ich sagen muss: Auch mit 29 Jahren hat mich das ein bisschen berührt“, hat der 30-Jährige kürzlich in Leverkusen über seiner erste Einwechslung gesagt. „Da weiß man doch, wofür man das alles macht. Und wenn man so lange raus ist wie ich, dann merkt man auch erst, was man an all dem die ganze Zeit hatte. Wenn man in dem Hamsterrad drin ist, dann nimmt man das gar nicht so wahr. Man merkt es erst, wenn man nicht da ist.“
Diese schwierige Zeit liegt nun glücklicherweise schon eine ganze Weile hinter dem Familienvater, den Fortuna im Kampf um den Aufstieg sehr gut gebrauchen kann. Vor allem, wenn die starke Balleroberung gegen Schleimer keine Eintagsfliege bleibt.