Thioune zum spektakulären Heimfinale Ein versöhnlicher Saison-Abschluss
Düsseldorf · Trainer Daniel Thioune war von den Fans und seiner Mannschaft beim 2:1-Sieg über Darmstadt 98 begeistert.
Wenn jemand eher zufällig in die Arena geraten wäre und vorab nichts vom Tabellenstand und den Rahmenbedingungen mitbekommen hätte – sie oder er hätten glauben können, hier werde gerade eine Meisterfeier zelebriert oder zumindest mal ein packendes Pokal-Halbfinale. Es war jedoch nur ein Zweitligaspiel, das das mächtige Rechteck im Düsseldorfer Norden zum Beben brachte. Ein für die Heimmannschaft sportlich nahezu bedeutungsloses sogar, denn der 2:1-Sieg der Fortuna über Darmstadt 98 zertrümmerte zwar nahezu alle Aufstiegshoffnungen der Gäste; die Rot-Weißen dagegen werden deshalb weder Erstligist werden noch eine Trophäe in die Höhe stemmen.
Die Fortuna-Anhänger unter den 31 622 Zuschauern in der Arena inszenierten dennoch eine Stimmung, als wären die zum Füllen fehlenden 20 000 auch noch da. Kräftig unterstützt von den 4000 Darmstädtern, die ihre unterlegene Mannschaft feierten, als seien die Ergebnisziffern auf den Anzeigetafeln verdreht. Und Stadion-DJ „Opa“ Haefs legte sogar, was sehr selten geworden ist, die Tote-Hosen-Hymne „Tage wie diese“ auf, leidenschaftlich mitgeschmettert von den Fans.
„Es ist natürlich super, dass wir uns mit einem Sieg von unserem Publikum verabschieden konnten“, kommentierte Fortunas Trainer Daniel Thioune. „Auch für unseren langjährigen Kapitän Oliver Fink war es ein rundes Ding, dass er sich bei seiner Verabschiedung noch einmal feiern lassen durfte vor seiner Fortuna-Kurve. Für die Jungs ist es wichtig, dass wir so in die Sommerpause gehen, egal, was auf St. Pauli noch passiert. Wir wissen, wir können etwas gemeinsam schaffen. Hier kann etwas wachsen. Aber es besteht schon das Risiko, dass die Erwartungshaltung jetzt vielleicht ins Unermessliche steigt. Alles ging jetzt sehr schnell.“ Das verdiente Lob für seine Mannschaft lieferte der 47-Jährige aber auch noch: „Die ersten 25 Minuten waren in Sachen Positionsspiel genau das, was wir wollten. Wir haben totale Dominanz ausgeübt. In der zweiten Hälfte hat Darmstadt es dann taktisch super gemacht, aber von meinen Jungs war es in Sachen Leidenschaft und Intensität oberstes Regal.“
Es war tatsächlich schon auf dem Platz ein Spektakel gewesen, das die Spieler dem Publikum da geboten hatten. Drei Treffer, eine pralle Masse von Offensivaktionen bei höchstem Zweitliga-Tempo, zwei Platzverweise, dem ein dritter durchaus hätte folgen können. Dass Tim Oberdorf nach seinem heftigen Ellbogeneinsatz gegen Patrick Pfeiffer nur Gelb sah, war dabei sicher ein wenig glücklich für Fortuna – andererseits hatte Bayern-Profi Tanguy Nianzou kürzlich nach einer noch härteren Aktion in Bielefeld ebenfalls auf dem Feld bleiben dürfen. Anders als Darmstadt Klaus Gjasula und Fortunas Daniel Ginczek, die nach einem Foul des Ersteren und einer Revanche des Zweiteren Gelb-Rot und glatt Rot sahen.
Gästetrainer Torsten Lieberknecht hatte jedoch ganz andere Probleme mit Schiedsrichter Florian Badstübner. „Es gab eine Szene, die ich überhaupt nicht verstehen kann“, sagte der Coach. „Da wird ein Foul gegen uns gepfiffen, wo ein glasklares Tor für uns draus entsteht. Nicht nachvollziehbar, warum er da nicht einfach weiterspielen lässt.“
Zur ganzen Wahrheit gehörte freilich, dass der Elfmeter, der zum Anschlusstreffer der „Lilien“ führte, sicher auch keiner aus der Abteilung „glasklar“ war. Lieberknecht hakte diese Themen dann auch schnell ab und dachte lieber an seine Schützlinge, die die große Chance auf den Aufstieg wahrscheinlich vergeben haben. „Die Mannschaft werde ich aufrichten“, erklärte er. „Viele Jungs haben geweint, weil viele von ihnen die erste Liga eben nur im Fernsehen gesehen haben. Sie haben natürlich diesen Traum, aber heute sind wir auf ein sehr professionelles Team getroffen, das alles dafür getan hat, seine Serie zu halten und dieses Spiel zu gewinnen.“
Ein Abend voller Emotionen eben.