„Mit dem goldenen Ding im Olympiastadion sitzen“ So wollen sich Fortuna und ihr Trainer den großen Pokaltraum erfüllen
Düsseldorf · Trainer Daniel Thioune will sich in Leverkusen einen Traum erfüllen.
Wie gut Daniel Thioune zu seiner Zeit als Schüler im Matheunterricht gewesen ist, entzieht sich leider der Überlieferung. Dasselbe gilt für die Frage, ob ihm Wahrscheinlichkeitsrechnung gut gelegen hat – oder eher nicht. Was hingegen verbrieft ist: dass sich der Trainer von Zweitligist Fortuna vor dem DFB-Pokal-Halbfinale bei Bayer Leverkusen ausgiebig mit Wahrscheinlichkeiten auseinandersetzt. „Wenn man mich vor ein paar Jahren nach einem solchen Pokalspiel gefragt hätte, hätte ich gesagt: Von zehn Spielen würden wir als Zweitligist gegen Leverkusen neun verlieren. Aktuell würde ich sagen: Von 100 Spielen würden wir wahrscheinlich 99 verlieren.“ Zu gut sei der Bundesliga-Spitzenreiter in dieser Saison, in der er aus noch keiner einzigen Partie in der Meisterschaft, im Pokal und in der Europa League als Verlierer vom Platz gegangen ist. Allerdings: „Irgendwann bin ich damals Fußball-Profi geworden, und die Chance dazu war noch geringer“, sagt der 49-Jährige. „Und im Moment einer von 36 Trainern in den ersten beiden Ligen zu sein, ist dann nochmal unwahrscheinlicher als ein positiver Ausgang unseres Spiels in Leverkusen.“ Doch in den vergangenen Tagen hat sich der Glaube an die Sensation verstärkt. Unter den Fans, im Verein und beim Trainer. „Wir haben maximalen Respekt und gehen sehr demütig in die Partie“, konstatiert Thioune, „aber ich rechne mir schon etwas aus.“ Schließlich hält er an seinem großen Traum vom Pokalsieg nach wie vor fest: „Ich möchte am 25. Mai abends mit dem goldenen Ding im Olympiastadion sitzen.“ Den reinen Fakt, im Halbfinale zu stehen, will der Coach „nicht als wirkliche Anerkennung annehmen“. Selbst wenn er diese Aussage umgehend kontextualisiert: „Mich freut es, dass wir als Verein die Chance dazu haben, dieses Halbfinale zu spielen. Wir sind zwar ein wenig gestolpert in dieser Saison, aber sie lässt uns in zwei Wettbewerben weiterhin nach dem Maximalen streben. Es ist ein cooler Moment, aber die Reise ist noch nicht zu Ende.“ Jemand, der diese Reise maßgeblich beeinflusst und geprägt hat, ist Christos Tzolis. Und im Idealfall fährt er in Leverkusen damit fort. „Christos ist maximal motiviert. Es ist seine Bühne, um auf diesem Niveau zu zeigen, wie gut er ist. Auf Zweitliga-Niveau hat er das schon getan – jetzt darf er es mit der besten Mannschaft in Europa aufnehmen“, sagt Thioune, der seinen Topscorer von der Leine lassen wird: „Er bekommt keinen speziellen Auftrag. Ich weiß sowieso, was er vorhat: Er will den Ball ins Tor schießen. Und das deckt sich mit meinen Ideen.“
Sicherlich auch mit denen von Sportdirektor Christian Weber, der die besagte Bühne ebenfalls für einen beträchtlichen Imagegewinn nutzen möchte. „Wir haben die Möglichkeit, in einem sehr großen Spiel eine sehr große Aufmerksamkeit zu bekommen, uns als Verein maximal gut zu präsentieren und deutschlandweit in ein positives Licht zu rücken“, betont er. „Es ist ein besonderes Spiel für viele im Umfeld und innerhalb des Vereins. Die Vorfreude ist in der ganzen Stadt deutlich zu spüren.“ Währenddessen nimmt es Thioune noch einmal mit den Wahrscheinlichkeiten auf sich. Trotz der Ausgangslage sagt er: „Gegen Leverkusen kann man verlieren, muss man aber nicht.“