Neue Optionen mit Kownacki Diese Wucht soll Fortuna wieder in die Spur setzen

Düsseldorf · Am Sonntag geht es zum Aufsteiger. Trainer Daniel Thioune traut seiner Elf mit Dawid Kownacki im Angriff eine gute Reaktion zu.

Der Trainer und sein neuer (alter) Torjäger: Daniel Thioune (r.) und Dawid Kownacki laufen während des Trainings nebeneinander.

Foto: Moritz Mueller

Die Stimmungslage war gemischt zum Start in die Vorbereitung auf das nächste Ligaspiel. Zum einen war da die unverkennbare Wiedersehensfreude mit Heimkehrer Dawid Kownacki – zum anderen drückte auf die Fortuna-Profis aber immer noch die bittere 0:2-Niederlage und das damit verbundene Pokal-Aus beim Drittligisten Dynamo Dresden. Das beste Mittel: Nach vorn schauen und es am Sonntag (13.30 Uhr) im Zweitligaspiel beim SSV Ulm besser machen. Womöglich bereits mit Kownacki?

„Dawid ist fit, aber es fehlt ihm einfach ein Jahr Fußball“, sagt Trainer Daniel Thioune. „Der Vorteil ist, dass wir nach dem Hannover-Spiel am 31. August eine richtig lange Länderspielpause haben und individuell nachsteuern können.“ Eine Nachsteuerung, die dann womöglich die gesamte Fortuna-Mannschaft noch einmal gut gebrauchen kann. Denn so ordentlich der Ligastart mit vier Punkten und keinem Gegentreffer aus den ersten beiden Spielen auch war: Nur ein selbst erzielter Treffer bedeutet für die Offensive noch viel Luft nach oben.

Am Sonntag in Ulm beim bislang noch punktlosen Aufsteiger und dann zu Hause gegen 96, das derzeit punkt- und torgleich mit den Düsseldorfern ist, könnte sich zwar noch einiges in die richtige Spur bewegen. Doch nach der Pokalpleite in Dresden scheint das nicht mehr unbedingt sicher. „Wir haben Sonntag über Dresden gesprochen, mit dem Neustart am Mittwoch haben wir es inhaltlich noch einmal herausgeholt, auch mit der Videonanalyse“, erklärt Thioune. „Da gibt es keine zwei Meinungen: Auch die Mannschaft sieht, dass es an diesem Tag in allen Bereichen zu wenig war. Wir nehmen das einfach mal als Warnschuss.“ Der Chefcoach wird noch deutlicher. „Ich glaube, ich habe in den zweieinhalb Jahren bei Fortuna noch nie so eine Vorstellung von uns gesehen. Selbst in der schwierigen Rückrunde nach meinem Start haben wir ja gut gespielt, da haben wir nur schlechte Ergebnisse gehabt. Jetzt haben wir komplett mal 90 Minuten alles vermissen lassen. Die zehn Minuten nach der Pause interessieren mich jetzt auch nicht.“

Enttäuschung aus
Dresden nicht mitnehmen

Thioune wäre aber nicht Thioune, wenn er sich zu lange über verschüttete Milch ärgern würde. „Wir sollten in der Lage sein, einen Haken dranzumachen. Das ist dann auch relativ schnell vergessen, wenn etwas Anderes angeboten wird“, sagt der 50-Jährige. „Meine Mannschaft hat bislang immer eine Reaktion auf das gezeigt, was nicht so gut war – das darf sie jetzt wieder.“

Er glaube nicht, dass die Mannschaft aus Dresden einen Rucksack mitschleppen werde. „Enttäuschung natürlich, das ist bei allen so nach dem, was wir in der letzten Saison im Pokal erlebt haben. Da wiegt ein Ausscheiden schon schwer, für den Verein definitiv, wirtschaftlich gesehen, aber für mich als Trainer natürlich auch“, betont Thioune. „Ich wollte nochmal nach Leverkusen – am liebsten hätte ich dort um Punkte gespielt, aber vielleicht hätte ich ja auch das Losglück gehabt, da nochmal hinzudürfen. Das bleibt uns jetzt allen verwehrt.“

Jetzt kommt die Partie in Ulm und damit der Liga-Alltag. Bei dem Gedanken an diesen kramt dann selbst Thioune in der Vergangenheit: „In der vorigen Saison haben wir nach jeder Pokalrunde in der Liga verloren – außer nach Leverkusen. Das nehme ich mal als gutes Omen dafür, dass es am Sonntag wieder besser aussieht.“

Dass die nach Sachsen mitgereisten Fortuna-Fans den Auftritt ihres Teams zwar mit Enttäuschung, aber nicht im Geringsten mit Häme oder gar Wut quittierten, ist beim Trainer gut angekommen. Er findet die maßvolle Reaktion auch angemessen. „Wenn man in 20 Spielen nur dreimal verliert, gegen zwei Erstligisten und jetzt einmal im Pokal, dann kann man auch unterscheiden. In ,enttäuschen‘ steckt auch ,täuschen‘. Und der Eindruck in Dresden darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Mannschaft richtig, richtig gut ist und schon vieles richtig gut gemacht hat“, erklärt der Niedersachse.

„Ich nehme es als Warnsignal, als Warnschuss, und weiß, wie sensitiv unsere Fans mit uns umgehen“, so Thioune weiter. „Das habe ich immer wieder betont, aber wir haben ja auch viel gegeben. Jetzt haben wir das Ganze umgedreht und sind wieder ein bisschen in der Bringschuld. Es ist eine weite Reise nach Ulm, und die, die dort hinfahren, sollten nicht umsonst fahren. Aber man darf auch mal verzeihen.“

Interessant wird nun, inwieweit Kownackis Rückkehr Fortunas Spielsystem verändern könnte. Vielleicht wegen seines Rückstands in Sachen Spielpraxis noch nicht sofort, aber in absehbarer Zeit. Schließlich steht im Ex-Wolfsburger Dzenan Pejcinovic ein weiterer „echter“ Neuner im Kader, und Vincent Vermeij wird nach seiner Fersenentzündung irgendwann ja auch wieder zur Verfügung stehen.

„Ich musste in den vergangenen Jahren immer ein bisschen anpassen“, sagt Thioune auf entsprechende Nachfrage. „Zu Beginn meiner Zeit haben wir im 4-1-3-2 gespielt, weil da Spieler wie Ginczek, Hennings, Lobinger und Bozenik im Kader standen. Da muss man doch schauen, dass man ordentlich Stürmer auf den Platz bekommt. Jetzt habe ich auch wieder die Möglichkeit, mit zwei Stürmern zu spielen, das war letztes Jahr ja nicht der Fall. Irgendwann waren wir in diesem 4-3-3 gebunden.“

Fortuna habe auch ihre Pressinghöhe verändert, „weil wir in der ersten Linie keine Pressingspieler hatten. Die Qualität von Vincent Vermeij oder Shinta Appelkamp von der Zehn aus ist eine deutlich andere, als wenn man mit Dawid Kownacki und Dzenan Pejcinovic anläuft“, erläutert der 50-Jährige. „Da können wir sicher auch mal wieder höher Druck ausüben und versuchen, durch Ballgewinne kürzere Wege zum gegnerischen Tor zu haben.“

Thioune erhofft sich definitiv viel von den neuen Angreifern. „Dawid gibt uns mehr Optionen, auch im Verbund mit den anderen beiden Stürmern“, sagt er. „Vincent ist ein klarer Box-Stürmer, Dawid ist auch eine spielende Neun. Wir müssen nur aufpassen, dass er nicht ganz hinten auftaucht zum Ballabholen, aber er taucht in Räumen auf, die wir für ihn festgelegt hatten, die es dem Gegner auch schwer machen, ihn zu verteidigen. Wir brauchen jetzt auch mal wieder ein paar Spieler, die gegnerüberwindend sind. Ich kann mir auch mal vorstellen, alle drei Stürmer auf den Platz zu bringen, die ich habe. Das ist schon Wucht.“ Eine Wucht, die den im Vorjahr besten Angriff der Liga wieder in die Spur setzen soll.