„Eine richtig geile Truppe“ Wie Marlon Mustapha sein Startelf-Debüt bei Fortuna veredelte
Osnabrück · Zum ersten Mal in einem Pflichtspiel durfte der österreichische Stürmer von Beginn an im Fortuna-Dress auflaufen. Es lief zunächst nicht alles nach Wunsch, aber dann wurde es mit dem 4:0 beim VfL Osnabrück doch noch ein Feiertag.
Im dritten Anlauf schafft es Marlon Mustapha dann doch noch in die Interviewzone des Osnabrücker Stadions. Beim ersten Anlauf wird der Fortuna-Stürmer kurz vor seinem Eintreffen vor irgendeine Fernsehkamera gezerrt und kann nur noch schnell „Ich komm’ gleich“ rufen. Das macht er dann auch – nur steht in diesem Moment gerade sein Teamkollege Christos Tzolis bei den Düsseldorfer Medienvertretern, was Mustapha mit ein paar lustigen Faxen im Hintergrund kommentiert.
Aber der 22-Jährige hält sein Versprechen, und mit strahlendem Lächeln schildert er im dritten Versuch seine Eindrücke von seinem Startelf-Debüt, das er beim 4:0 Fortunas gegen den VfL Osnabrück sogar mit einem Treffer veredelt hat. „Da habe ich allerdings ganz schön gezittert“, gibt der Österreicher zu. Kein Wunder: Die Überprüfung des Videoassistenten auf eine vermeintliche Abseitsstellung des Vorlagengebers Tzolis war schon quälend lang.
„Das ist ein bisschen ekelhaft“, beschreibt Mustapha. „Wenn man da steht, warten und betteln muss. Es nimmt einem dann zwar nicht wirklich die Freude, aber der Moment ist einfach anders.“ Ihm die Freude zu nehmen, war allein schon deshalb nicht möglich, weil die Kollegen ihn nach der Anerkennung des Tores komplett abfeierten und Jamil Siebert ihn sogar über den Rasen trug. „Die Mannschaft ist einfach geil“, sagt er strahlend. „Ich fühle mich hier sehr wohl, und Jamil ist wie ein kleiner Bruder für mich. Allerdings ein sehr kräftiger kleiner Bruder.“
Alles in allem sei es „sehr geil“ gewesen, was da an der Bremer Brücke passiert sei. „Es freut mich, dass ich das Vertrauen vom Trainer bekommen habe. Ich denke, ich konnte es ganz gut ummünzen“, betont er. Dabei hatte der Abend nicht einmal optimal begonnen, weil Mustapha zunächst zwei gute Chancen ausließ.
„Gehadert habe ich mit diesen Szenen nicht wirklich“, sagt er dazu. „Da merkt man einfach, dass ich noch nicht so viel Spielpraxis habe. Wenn man länger drin ist, dann läuft das alles ein bisschen besser – beziehungsweise: Dann macht man mehr draus. Für mich ist es generell erst einmal wichtig, zu spielen und in diese Situationen zu kommen. Natürlich war es dann aber super, noch einmal die Chance zu unserem dritten Tor zu bekommen.“
Dass er erst am Mittag vor dem Spiel von seinem Startelf-Einsatz erfuhr, störte ihn übrigens nicht die Bohne. „Es gibt da verschiedene Typen“, erklärt Mustapha. „Der eine braucht ein bisschen Anlaufzeit, ich mag es eher, ins kalte Wasser geschmissen zu werden. Ich bin kein Freund davon, lange herumzudenken, was mache ich hier, was mache ich dort. Gib mir Bescheid, und ich bin da.“
Der Trainer jedenfalls ist mit seiner Entscheidung für die Leihgabe von Como 1907 zufrieden. „Marlon stand sehr lange in der zweiten Reihe. Ich weiß um Vincent Vermeijs Kopfballstärke und dass er den VfL Osnabrück sehr gut kann, aber ich habe diesmal auf Füße gesetzt“, erklärt Daniel Thioune. „Ich dachte mir: Marlon hat vielleicht doch ein Stück weit das Tor vor sich, mit seiner Unbekümmertheit. Das, was er dann gemacht hat, war vielleicht ein bisschen einfacher nach der Vorarbeit von Christos. Aber Marlon hat auch mit tollem Anlaufverhalten seine Aufstellung gerechtfertigt. Ich habe mich sehr für ihn gefreut, dass wir umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen hatten und was er sich vorgenommen hat.“
Das Lob der Teamkollegen verdiente sich Mustapha ebenfalls. „Marlon spielt heute das erste Mal von Beginn an und hat es gleich sehr, sehr gut gemacht“, sagt Torhüter Florian Kastenmeier. „Wir haben halt sehr gute Umschaltspieler wie ihn“, ergänzt Yannik Engelhardt, „und man hat heute gesehen, dass wir auch mit Ball ordentlich zocken können. Marlon hat ein Superspiel gemacht, viele Bälle festgemacht und dann auch noch getroffen. Dazu defensiv brutal gut gearbeitet.“
Sturmkollege Tzolis stellt vor allem das gute Teamwork im Angriff heraus: „Marlon und ich hatten schon eine gute Connection, als er gegen den HSV hineinkam. Er ist sehr gefährlich bei Kontern, er ist sehr schnell, und wir hatten ein gutes Spiel hier zusammen. Aber er hätte ein oder zwei Tore mehr machen und mir noch einen auflegen können“, ergänzt der Grieche augenzwinkernd. „Marlon wird noch besser, wenn er mehr Praxis bekommt.“
Und wie sieht Mustaphas Plan für den Rest der Saison aus? „Den Platz festigen, viel spielen, viele Tore machen“, formuliert er knapp und klar. „Ich bin erst einmal nur bis zum Sommer ausgeliehen, die Zeit will ich nutzen.
Das Verständnis mit der ganzen Mannschaft passt, das sind alles Superjungs. Eine richtig geile Truppe.“