Fortuna Düsseldorf Kritik an Funkel - Welchen Effekt ein Trainerwechsel bei Fortuna hätte

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel lässt nicht mutig genug spielen und vertraut nur auf Routiniers, sagen seine Kritiker. Aber auf Topstars könnte auch ein neuer Coach nicht hoffen.

Aufwärmen für die nächste Aufgabe. Am Sonntag in Leverkusen spielen die Fortunen auch für ihren Trainer.

Foto: Wolff/CHRISTOF WOLFF

Wer hätte im Januar 2019 — nach den turbulenten Tagen von Marbella und der „Doch-noch-Verlängerung“ des Arbeitsvertrages mit Friedhelm Funkel — damit gerechnet, dass nur ein Jahr später sportlich alles bei Fortuna Düsseldorf in Frage gestellt wird. Warum gibt es eine Trainerdiskussion, nachdem der Verein noch vor Weihnachten den Vertrag mit dem Trainer erneut um ein Jahr in Verbindung mit dem Klassenerhalt verlängert hat? Was hat sich seitdem getan? Ist das alles nur auf die Niederlage gegen Werder Bremen zurückzuführen? Wir versuchen die Situation beim Fußball-Bundesligisten zu analysieren.

Die Besserwisser tauchen wieder auf

Natürlich gibt es sie — wie in allen Lebensbereichen. Die Experten, die schon vorher alles besser gewusst haben wollen. Sie tauchen im Fußball immer dann auf, wenn es nicht läuft und sie Wunden finden, in denen sie wühlen können. Hätte Fortuna gegen Bremen gewonnen, hätten diese Kritiker keine Munition gehabt, jetzt schießen sie aus allen Rohren und wollen Friedhelm Funkel so schnell wie möglich absägen, weil sie das als die normalen Folgen nach Erfolglosigkeit ansehen. Logische Reaktion auf Erfolglosigkeit ist der Trainerwechsel.

Welche Kritik ist tatsächlich berechtigt?

Wer mit Friedhelm Funkel arbeitet oder dessen Vertrag verlängert, weiß was er dafür bekommt. Viel Erfahrung, klare Sprache gegenüber den Spielern. Vertrauen in die eigene Kompetenz und Methodik. Wenig Überraschungen und Vertrauen in bewährte Abläufe. Und die bevorzugte Arbeit mit erfahrenen Spielern. Dass nicht alles so funktioniert, wie es sich der Trainer vorgestellt hat, ist deutlich zu erkennen. Spieler, die auch auf sein Geheiß gekommen sind, funktionieren nicht so richtig. Funkel schafft es derzeit nicht, die Spieler in Bestform zu bringen. Auch das Spiel nach vorne ist viel zu leicht ausrechenbar. Es wirkt sich auf die offensive Durchschlagskraft aus, wenn individuell außergewöhnlich begabte und sprintstarke Spieler in der Mannschaft fehlen. Funkel hat sich in Düsseldorf nur scheinbar einen Status erarbeitet, der ihn unangreifbar macht. Die gefühlte Abschottung gegenüber dem „Restverein“ ist nicht gut. Von Teamwork ist die Fortuna deutlich weiter entfernt als im Verlauf der Rückrunde im vergangenen Jahr. Dafür ist auch der Trainer verantwortlich.

Kein Temperament und fehlende Begeisterungsfähigkeit

Im Spiel gegen Bremen hat die Leistung der Fortunen zwar einigermaßen gepasst. Aber irgendwie fehlen der Mannschaft sowohl der Glaube als auch dieser besondere Funke, der Spieler und Fans zusammenschweißt. In der Arena ist das laute Stöhnen nach verpatzten Aktionen inzwischen fast deutlicher zu vernehmen als die Anfeuerung. Das liegt vor allem am Temperament der Mannschaft. Besondere Aktionen, bis auf die Fernschusstore von Rouwen Hennings und Erik Thommy gibt es viel zu selten zu sehen.

Was könnte ein neuer Trainer überhaupt ändern?

Es gibt derzeit keine Alternative zu Friedhelm Funkel. Auch ein neuer Mann an der Seitenlinie hätte nicht das Spielermaterial aus der vergangenen Saison zur Verfügung, als die taktische Ausrichtung viel einfacher auf die Schnelligkeit der Außen auszurichten war. Im Gegenteil, Funkel hat schon fast die moralische Verpflichtung, einen total außer Form agierenden Dawid Kownacki zu bringen, weil sich bei ihm ja irgendwann einmal die Verkrampfung lösen könnte und der Pole so „wertvoll“ ist. Er hat zudem lange auf einen Spielmacher wie Kevin Stöger warten müssen, weil der für diese Position verpflichtete Lewis Baker wohl eigene Pläne im Kopf hatte. Gestern wurde der Leihvertrag mit Chelsea gelöst.

Was passiert, wenn Funkel die nächsten (beiden) Spiele verliert?

Im Fußball gibt es keine Jobgarantien. Auch nicht für den ältesten aktiven Trainer der Bundesliga. Die Fortuna muss handeln, wenn sie keinerlei Besserung in den nächsten beiden oder nächsten drei Spielen sieht — sowohl vom Ergebnis als auch von der Leistung der Mannschaft. Das wäre bei der Tabellensituation schon fast die letzte Patrone. Da hilft auch kein Trotz oder eine Wagenburgmentalität von Spielern und Trainern. Ein Abstieg wäre ein großer Rückschritt bei den Bemühungen, mittel- bis langfristig ein etabliertes Mitglied der Bundesliga zu werden. Am besten überrascht die Fortuna bereits am Sonntag, damit würden Kritiker und Besserwisser erst einmal verstummen.