„War ganz schlimm“ Thioune gibt beim Training wieder den Ton an
Düsseldorf · Nach einwöchiger Heimisolation in Folge einer Corona-Infektion ist Fortunas Trainer wieder auf dem Platz aktiv. Mit neuem Elan bereitet er sein Team nun auf das Heimspiel gegen den Hamburger SV vor.
Manche Menschen würden sich freuen, wenn sie mal eine Woche lang herunterfahren könnten. Das soll ja ab und an ganz gut für Körper und Geist sein. Für Daniel Thioune war es, wie er selber sagt, „ganz schlimm“. Noch nie habe er so viel am Schreibtisch gesessen wie in der vergangenen Woche, als er sich wegen eines positiven Corona-Tests in Isolation begeben musste. „Das hat sich angefühlt wie eine Rote Karte. Ich konnte natürlich nicht loslassen, habe versucht, von zu Hause aus Einfluss zu nehmen“, berichtet er auf Nachfrage. „Ich habe mit Jan Hoepner in dieser Zeit so oft telefoniert. Das waren bestimmt zehn, fünfzehn Anrufe am Tag.“
Das komischste Gefühl hatte der 47-Jährige am Samstagmittag. Fortuna stand gar nicht so weit entfernt von seinem Wohnort Osnabrück in einem Pflichtspiel in Paderborn auf dem Feld – ohne ihren Cheftrainer. „Ich habe das Spiel zusammen mit meiner Frau geguckt“, erzählt er. „Natürlich hatte ich aber auch ständigen Kontakt nach Paderborn. Die Verzögerung war zum Glück nicht allzu groß, so konnte ich sehr aktiv Einfluss nehmen.“
Vor wenigen Wochen ging ein Video von Köln-Trainer Steffen Baumgart viral, das ihn in Isolation vor dem TV während eines Spiels des FC zeigte. Thioune gibt offen zu, dass auch er durchaus emotional vor dem Fernsehgerät aktiv war. „Ich habe schon ab und an mal reingebrüllt und habe gejubelt“, verrät er. „Und natürlich ist mir kurz nach dem vermeintlichen 2:1 von Paderborn auch relativ viel hochgekommen. Da war ich schon sehr froh, dass es zurückgenommen wurde.“
Der Zorn des Paderborner
Trainers nach dem Spiel
Gar nicht so froh nach dem Abpfiff war dafür der gegnerische Trainer Lukas Kwasniok. Der 40-Jährige gab nach dem Punkteverlust gegen eine Düsseldorfer Notelf so ziemlich jedem die Schuld – nur nicht sich selbst und der eigenen Mannschaft. „Es gibt ganz viele Menschen, die irgendwann einen Führerschein machen, aber das sind noch lange keine guten Autofahrer. Und es gibt andere Menschen, die machen einen Schiedsrichterschein, deswegen sind das trotzdem auch keine guten Schiedsrichter, und wir hatten heute einen davon“, befand ein aufgebrachter Kwasniok. Eine weitere, doch etwas krude These: Die Rumpftruppe von Fortuna sei qualitativ locker auf Augenhöhe mit den Paderbornern gewesen. Thioune wollte sich mit dieser Aussage gar nicht weiter befassen. Vielmehr schätzt er es, dass er auf eine gewisse Kaderbreite vertrauen kann. „Es ist eine tolle Truppe, mit richtig viel Qualität. Wir waren in Paderborn sicherlich nicht die schlechtere Mannschaft.“
Für zwei Akteure war es eine besonders intensive Partie: Tim Köther und Takashi Uchino feierten in Ostwestfalen ihr Profidebüt. Und für das erste Spiel in der Zweiten Liga machten sie ihre Sache mehr als ordentlich. „Aber das erwarte ich auch von ihnen“, sagt Thioune. „Sie genießen hier eine gute Ausbildung. Wir wussten um die Qualität der Jungs. Aber dass sie in dem gegebenen Setting so gut performen, das ist nicht selbstverständlich und etwas Besonderes.“
Auch wenn der Trainer versucht, die beiden Personalien ein wenig herunterzuspielen, ist klar: Beide haben auch ihren Chef nachhaltig beeindruckt. So ist es sicher kein Zufall, dass Köther und Uchino am Dienstag die einzigen beiden Akteure waren, die weiterhin bei den Profis mittrainierten. In der vergangenen Woche waren auch noch Marcel Mansfeld, Daniel Bunk, Davor Lovren, Nikell Touglo und Phil Sieben dabei.
Weil sich in den kommenden Tagen aber immer mehr Profis frei testen und folglich wieder am Training teilnehmen können, braucht Thioune nicht mehr diese Mannesstärke aus dem eigenen NLZ. Am Dienstag konnten in Nicolas Gavory, Lex-Tyger Lobinger, Leonardo Koutris und Robert Bozenik wieder vier Profis mittrainieren.Am Mittwoch erwartet Thioune weitere Spieler zurück. Sie könnten dann schon bei der Trainingseinheit, die für den Nachmittag angesetzt ist, mitmischen.
Und wenn alles normal läuft, natürlich auch am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den Hamburger SV.
Daniel Thioune baut dann auch wieder auf die eigenen Fans, die Fortuna Düsseldorf in Paderborn vortrefflich unterstützten. „Wir haben alle Schulter an Schulter gestanden“, sagt Thioune. „Das sind die Fortuna-Fans, die man aus der Vergangenheit kennt. Sie haben dazu beigetragen, dass wir einen Punkt aus Paderborn entführen
konnten.“