Fortuna-Gipfel: Das Ziel heißt 1. Bundesliga
Fortuna macht wieder Spaß. Der Fortuna-Gipfel der WZ macht deutlich: Der Aufstieg darf kein Strohfeuer gewesen sein, die Experten fordern einen besonnenen Aufbau.
Düsseldorf. 50095 Zuschauer beim Aufstiegsspiel in der Arena, Düsseldorf trägt wieder stolz Rot-Weiß. Eine Laune in einer erfolgsverwöhnten Stadt - oder doch die nachhaltige Wiederentdeckung einer alten Liebe? Beim Fortuna-Gipfel im Uerige lotete die Runde aus, was jenseits der aktuellen Euphorie zu geschehen hat, damit der Verein es wieder in die Spitze des deutschen Fußballs schafft.
Herr Bender, spielt Fortuna im Jahr 2020 in der 1. Liga?
Tom Bender: Eine Glaskugel habe ich nicht. Aber die erste wichtige Hürde ist genommen mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga. Viele haben gesagt, danach geht es sofort wieder runter, weil der Etat nicht stimmt, der Zuspruch nicht da ist. Mit einem guten Start aber hat die Fortuna die Euphorie weiter transportiert. Und sie hat Spiele gezeigt, die nicht nur vom Ergebnis her überzeugt haben. Beim Pokal-Spiel gegen den HSV hat man gesehen, dass auch Niederlagen einen Klub ein Stück weiterbringen können. Fortuna konnte deutschland-weit zeigen, dass man eine Mannschaft hat, die Fußball spielen kann. Das Schöne war, dass die Mannschaft das danach in der Liga bestätigt hat. Dem Ziel, sich langfristig im Profi-Fußball zu etablieren, ist der Verein wesentlich näher gekommen.
Was sagt der Reporter?
Manfred Breuckmann: Das Grundproblem bei Fortuna war immer, dass Leute mit Profilneurose - nicht begleitet von großer Fachkenntnis - an die Spitze drängten. Daran ist dieser Verein gescheitert. Es wird mir in Düsseldorf viel zu viel von der 1.Bundesliga geredet, zumindest im Umfeld. Man sollte dies sein lassen. Der Erfolg ist ein zartes Pflänzchen. Die Euphoriebremse muss sein.
Air Berlin scheint da optimistischer zu sein.
Joachim Hunold: Wir sind bei Fortuna verstärkt eingestiegen, weil zum ersten Mal in der Struktur eine Nachhaltigkeit zu erkennen war. Der Klub war in der Lage, neben den Hardcore-Fans auch Leute aus der Wirtschaft zu begeistern. Der Business-Club hat viele Zugänge. Da muss man Wolf Werner ein Riesenkompliment machen. Mit einem Minimaletat wurde eine starke Mannschaft zusammengestellt. Es ist wichtiger für einen Sponsor, eine stabile wirtschaftliche Grundlage zu haben, als dass man sich jetzt schon wieder weiter verschuldet. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mannschaft ist enorm. Deshalb glauben wir an eine weitere positive Entwicklung.
Herr Werner, was halten Sie von der momentanen Begeisterung?
Wolf Werner: Ich denke in einem Rhythmus von zehn Spielen und plane noch nicht für die 1. Liga. Dennoch müssen wir die Begeisterung weiter schüren. Jetzt hat die Mannschaft mit der Art und Weise, wie sie Fußball spielt, die Stadt erreicht. Der besondere Dank gilt dem Trainer, mit dem alle Verpflichtungen abgestimmt waren. Ich selbst wollte zum Abschluss nochmal etwas bewegen. Wenn nicht bei Fortuna, wo dann? Es geht aber nur über die Jugend. Es muss ein Konstrukt da sein, damit der Trainer nicht jedes Jahr neu beginnen muss. Die Fans dürfen jetzt auch träumen, aber wir müssen Realisten bleiben, weil es immer mal wieder Rückschläge geben wird.
Ist ein langsamer Aufbau die Strategie?
Peter Frymuth: Die Fortuna hat in der Vergangenheit zu oft in Momentaufnahmen gelebt. Die Vereinsführung muss jetzt weiterschauen - nicht unbedingt bis 2020, aber schon vorwärts. Und wir sind nun in der Lage, das auch zu können. Es ist eine entspanntere Situation, aber deswegen nicht weniger spannend.
Fordern die Fans mehr Offensive?
Bernd Schwickerath: Ich gehe den Weg der Bescheidenheit gerne mit. Fans, die seit Jahren kommen, die weit mehr Niederlagen als Siege gesehen haben, können es ertragen, wenn wir noch zwei, drei Jahre in der 2.Liga spielen. Denn wir alle haben die dunklen Zeiten mit Spielen in Teveren und Düren mit einem 1:4 oder ähnliche schlimme Ereignisse in Erinnerung. Wir sind einfach froh, langsam wieder nach oben zu kommen. Es kann ruhig ein wenig dauern, bis wir wieder in die 1.Liga kommen. Natürlich sind Spiele, wie die gegen den HSV toll. Und wir sind alle überrascht, dass es so gut läuft - das hätten die meisten nicht gedacht.
Zahlt sich das für die Fortuna auch finanziell aus?
Reinhardt Weinberger: Die Perspektive ist so beschrieben, dass Fortuna ein schlafender Riese ist. Hier passt alles. Hier haben wir einen Traditionsverein mit einer Marke, die Strahlkraft hat. Das wirtschaftliche Umfeld sucht seinesgleichen. Die Arena ist eines der schönsten Stadien Europas. Natürlich ist entscheidend, was sportlich passiert. Letztlich sind das hier optimale Voraussetzungen, um das Sponsoring voranzutreiben. Infront jedenfalls würde seinen Ein-Jahres-Vertrag mit Fortuna gerne verlängern.
Warum ist die Fortuna jetzt interessant für Sponsoren?
Joachim Hunold: Wir haben klare Kriterien bei der Auswahl unserer Partner. Fortuna hat sie erfüllt. Der Fußball hat eine Dimension erreicht, die es so vorher nie gegeben hat. Für uns als Sponsoren ist wichtig, dass die Spiele nicht allein im bezahlten Fernsehen zu sehen sind. Viele Sponsoren der Fortuna haben reagiert. Und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stehen die Sponsoren keineswegs Schlange. Deshalb ist es für den Verein ein großer Erfolg, was sich in den vergangenen Monaten im wirtschaftlichen Bereich getan hat.
Macht Infront mit der Fortuna gute Erfahrungen?
Reinhard Weinberger: Die fünf Monate Zusammenarbeit mit der Fortuna sind sehr gut verlaufen. Der behutsame Weg ist der richtige. Wir machen gute Erfahrungen mit dem Club und würden gerne weitermachen. Die Schlange von interessierten Sponsoren ist in Deutschland allerdings wirklich eindeutig kürzer geworden. Das liegt vor allem an der wirtschaftlichen Entwicklung im Land. Große Unternehmen schauen sich die Entwicklung genau an. Sie warten aber noch ab, ehe sie sich mit dem Verein identifizieren können. Die Metro ist so ein Beispiel. Es ist ein Signal, wenn sich so ein Unternehmen zeigt und erste Kontakte aufnimmt. Sie wollen Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit.
Wie wird der Mittelstand mit ins Boot geholt?
Michael Schnitzler: Ich bin mit der Fortuna groß geworden, hatte Schulsport in der Halle am Rheinstadion, während Zewe und Köhnen nebenan trainiert haben. Die persönliche Ansprache war wichtig. Es musste etwas getan werden, hat uns damals der Finanzvorstand Werner Sesterhenn erklärt, und wir sind als Partner eingestiegen. Die erfolgreiche Entwicklung der vergangenen Jahre hat das Miteinander und den Kontakt nicht negativ beeinflusst. Die Kontinuität der Vereinsführung ist letztlich für den Erfolg verantwortlich.