Fußball-Bundesliga Fortunas Offensive ist endlich aufgewacht

Düsseldorf · Nach nur vier Treffern aus zehn Spielen schossen die Stürmer von Fortuna Düsseldorf gegen Berlin und München sieben Tore. Die Hoffnung ist zurück, nachdem phasenweise die Ligatauglichkeit der Mannschaft angezweifelt werden musste.

Friedhelm Funkel und Benito Raman beim 4:1 gegen Hertha.

Foto: Ja/Christof Wolff

Das Prozedere war das mittlerweile übliche: Dodi Lukebakio erzielte ein spektakuläres Tor, die Fortuna-Fans waren verzückt und klatschten. Der Unterschied zu den jüngsten Heldentaten des 21-Jährigen: Lukebakio traf nicht für, sondern gegen die Düsseldorfer. Die Szene stammt aus dem Sommer 2017, der junge Stürmer trug damals das Trikot des RSC Charlroi.

Hinterher waren sie bei der Fortuna gründlich bedient, weil es 0:2 stand. Nun sieht es so aus, als könnte der Testkick gegen den belgischen Erstligisten der erste Schritt Richtung Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga gewesen sein. Denn es war der Tag, an dem sich die Kaderplaner den Namen Dodi Lukebakio in ihr Notizbuch schrieben und vermutlich drei Mal unterstrichen. Nach dem Wiedersehen in diesem Sommer — Lukebakio spielte mittlerweile in Watford — waren sie endgültig überzeugt und verpflichteten den Belgier auf Leihbasis für ein Jahr. Warum, zeigte sich spätestens am Samstag, da schoss sich der schnelle und technisch beschlagene Stürmer mit drei Toren gegen den FC Bayern in die Geschichtsbücher.

Natürlich steht die Fortuna auch danach noch auf einem Abstiegsplatz, natürlich erscheint der Gang in die zweite Liga weiter als natürliche Konsequenz der (finanziellen) Begebenheiten, aber zumindest die Hoffnung ist zurück. Vor knapp drei Wochen hatte die Fortuna gerade zum sechsten Mal in Folge verloren und sah phasenweise nicht mehr ligatauglich aus. Doch dann folgten ein 4:1 gegen Hertha BSC und das (ja, kleiner geht es nicht) historische 3:3 in München.

Möglich macht das ein enormer Entwicklungsschritt von Fortunas größter Problemzone: der Offensive. In den ersten zehn Spielen kam das Sturm-Quintett gemeinsam auf vier Tore, zwei davon waren Elfmeter. Nun trafen Dodi Lukebakio (3), Benito Raman (2), Takashi Usami und Rouwen Hennings allein gegen Berlin und München sieben Mal. Prompt gab es vier Punkte, die den Rückstand auf Rang 15 auf einen Zähler schmelzen ließen.

Dass es Tore braucht, um Spiele zu gewinnen, ist vermutlich die älteste Fußball-Weisheit der Welt. Und dass ein treffsicherer Stürmer ganz nützlich ist, ebenso. Aber für Mannschaften, die unten drin stehen und spielerisch limitiert sind, gilt das umso mehr. Da können ein einzelner Mann oder ein Duo den Unterschied ausmachen. Man frage in Köln nach, wo sie 2017 mit und 2018 ohne Anthony Modeste landeten.

Dodi Lukebakio und Benito Raman werden immer wichtiger

Bei der Fortuna hatten sie eigentlich gedacht, dass Rouwen Hennings und Marvin Ducksch die Unterschieds-Männer sind. Der eine hatte mit 13 Treffern maßgeblichen Anteil am Aufstieg, der andere war mit seinen 18 Toren für Kiel sogar Torschützenkönig geworden. Im Sommer war er der Fortuna etwas mehr als zwei Millionen Euro wert.

Doch vom eigentlichen Topduo kommt bislang wenig, was sich auf der Anzeigetafel bemerkbar macht. Hennings erzielte gegen Berlin zumindest sein erstes Tor aus dem Spiel heraus, gegen Leverkusen hatte er einen Elfmeter verwandelt. Ducksch kann lediglich auf zwei Pokal-Treffer gegen den Viertligisten aus Ulm blicken, in der Bundesliga ist er torlos.

Umso wichtiger ist das belgische Duo Lukebakio/Raman. Beide deutlich schneller als ihre Konkurrenten, beide eigentlich gelernte Außenstürmer, doch Trainer Friedhelm Funkel stört das wenig, er lässt sie auch mal zentraler spielen. Mit Erfolg: Gemeinsam kommen sie auf acht der insgesamt nur 13 Saisontreffer der Fortuna. Mittlerweile erscheinen ihre Formkurven weitaus entscheidender dafür zu sein, dass es auch nächste Saison Bundesliga-Fußball in Düsseldorf zu sehen gibt. Die Wachablösung in Fortunas Sturm ist in vollem Gange. Sie begann mit einem Testspiel im Sommer 2017.