Fortunas Offensive muss weiter zulegen

Charly Benschop kann sich als einzige Spitze noch nicht so in Szene setzen.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Einen Schönheitspreis hat die Fortuna in dieser Saison noch nicht gewinnen können.

Spielerisch lag dafür zu viel im Argen, die Unsicherheit und das mangelnde Selbstvertrauen nach mehreren Niederlagen in der Hinrunde haben dazu beigetragen, dass zu selten das Risiko gesucht oder sogar gezaubert wurde.

Dass es auch beim 1:1 in München lange dauerte, bis die Fortuna einige sehenswerte Spielzüge zeigte, lag daran, dass die Vorgabe des Trainers verständlicherweise eine andere war.

„Wir haben uns eine disziplinierte und organisierte Spielweise vorgenommen“, sagte Lorenz-Günther Köstner. „Wir wussten nicht, was die Mannschaft leisten kann, und viele waren nach der durchwachsenen Vorbereitung durchaus skeptisch.“

In der Offensive habe seine Mannschaft lange keine Einstellung zum gegnerischen Abwehrsystem gefunden. Erst als die Münchner mehr und mehr auf Pressing umgeschaltet hatten und die Fortunen mehr Raum erhielten, sah das besser aus.

„Wir hätten schon früher in Führung gehen müssen“, sagte Fortunas Trainer. „Die Flanke von Christian Weber muss der Tugrul Erat mit mehr Konsequenz und Konzentration im Tor versenken.“

Der Flügelspieler der Fortuna köpfte 60-Torwart Gabor Kiraly den Ball aus sieben Metern genau in die Arme. Ähnlich kläglich scheiterte Andreas Lambertz mit seiner Schusschance aus sechzehn Metern. „Eine Führung hätte uns sehr geholfen“, sagte Köstner und meinte, dass in diesem Fall seine Mannschaft sogar eine Siegchance gehabt hätte.

Obwohl Neuzugang Michael Liendl in der zweiten Hälfte neben seiner Torvorbereitung einige spielerische Glanzpunkte setzte, enttäuschte die Fortuna-Offensive insgesamt über weite Strecken des Spiels. Tugrul Erat bekam wenig Bälle, hatte selten den Mut, den direkten Zweikampf zu suchen und musste oft genug in der Defensive aushelfen. Ben Halloran verlor unzählige Bälle durch sein überhastetes Spiel.

Der Ballverlust bei einer kurz ausgeführten Ecke war ein markantes Beispiel der unkonzentrierten Aktionen des Australiers. Als alle Beobachter auf der Kabine mit seiner Auswechslung rechneten, wurde der schnelle Angreifer immer gefährlicher. Und das Ausgleichstor erzielte er in cooler Manier, als er Kiraly, dem ungarischen Routinier im Tor der Münchner, den Ball zum 1:1 durch die Beine schob.

„Nach seiner Verletzungspause hat Halloran einen wilden und sehr zielstrebigen Eindruck gemacht“, begründete Köstner sein Vertrauen in den unbeschwert aufspielenden Australier.

Einen eher unglücklichen Auftritt hatte Charly Benschop in der Allianz-Arena. Zunächst war er in der vordersten Spitze zu sehr auf sich allein gestellt, wusste manche Bälle nicht richtig abzulegen, weil seine Nebenleute noch nicht oder nicht schnell genug nachgerückt waren.

In den letzten drei Ligaspielen hatte Benschop in der Rolle hinter der einzigen Spitze gespielt. In dieser Position agierte diesmal Michael Liendl. Benschop hingegen fehlte der Raum, um sich zu entfalten. Auch zu seiner große Stärke, die Schüsse aus der Distanz, konnte er nicht ansetzen.

Es ist spannend, wie Köstner die Offensive für das Heimspiel gegen Union Berlin am Freitag (18.30 Uhr, Arena) formieren wird. Mit der größten Wahrscheinlichkeit wird Köstner an der Mannschaft festhalten, die in München den wichtigen Teilerfolg erspielt und auch erkämpft hat.