Fortuna Warum die Fans für Fortuna so wichtig sind

Düsseldorf · Der Stamm geht mit dem Verein durch dick und dünn, reist durch die Republik und bastelt beeindruckende Choreographien. Doch die Anhänger sind nicht kritiklos und machen ihrem Ärger Luft, wenn etwas schief läuft.

Auf dem Rasen hieß es am Ende 0:2, wegen der beeindruckenden Choreo der Fans wurde das Fortuna-Heimspiel gegen Schalke aber dennoch ein besonderer Tag.

Foto: Ja/Christof Wolff

Es wird ja gern vom zwölften Mann gesprochen, wenn von Fußballfans die Rede ist. Und Bundesligist Fortuna Düsseldorf hat bekanntlich besonders leidensfähige und treue Anhänger. Auf ihren Verein lassen sie nichts kommen und beschwören die Traditionen. Entsprechend schwer hat es die Vereinsführung manchmal, den Spagat zwischen wirtschaftlichem Weiterkommen und Erhalt der Werte zu schaffen. Denn die Fans sind weit mehr als nur Ticket- und Fanartikelkäufer. Sie sind ein Faktor im Verein.

Immer, überall, laut

Fortuna kann sich glücklich schätzen, so viele treue Fans zu besitzen, die nicht bloß auf Erfolge, Tabellenplätze oder Ligazugehörigkeit achten. Natürlich freuen sie sich, wenn die Mannschaft so erfolgreich spielt wie in der vergangenen Spielzeit, aber auch bei Niederlagen oder Abstiegen wenden sie sich nicht (vorläufig) ab, wie es das berühmte Eventpublikum in Düsseldorf tut, das nur im Erfolgsfall auf der Matte steht. Großartig ist die Unterstützung bei Auswärtsspielen — selbst an Spielen am Freitag- oder Sonntagabend. Die Gästeblöcke, in denen die Fortuna-Anhänger in den Stadien auswärts untergebracht sind, sind eigentlich immer ausverkauft. Meist sind auch die angrenzenden Blöcke noch rot und weiß geprägt. Oft genug waren ie Fans aus Düsseldorf sogar lauter als die Heimfans.

Mannschaft ist dankbar

Auch auswärts gibt es Choreos: In Freiburg gratulierten die Fans ihrem Verein zum Geburtstag.

Foto: Norbert Krings

Eine alte Frage lautet: Wie viel bekommen die Spieler eigentlich vom Schauspiel auf den Tribünen mit? Geht es nach den Fortunen, sehr viel. Kaum ein Spiel vergeht ohne Lob für die Fans, die ihr Team in der vergangenen Saison in jeder Phase unterstützten — auch in den düsteren Stunden wie dem 1:7 in Frankfurt. Vor allem die neuen Spieler sind begeistert von der besonderen Atmosphäre in der Arena sowie auswärts. „Wir möchten unseren Fans immer etwas zurückgeben für ihre großartige Unterstützung“, erklärt Oliver Fink. Der Mannschaftskapitän ist der Fortuna auch wegen der besonderen Beziehung zu den Fans treu geblieben. Das hatten die Zuschauer mit einem eigenen Plakat („Fink muss bleiben“) gefordert. Der mittlerweile 37-Jährige weiß das und die generelle Treue zu schätzen: „Auch als wir sechs Niederlagen in Folge kassiert haben, haben uns die Fans nicht fallen gelassen. Das ist für uns die Verpflichtung gewesen, uns immer für die Fortuna zu zerreißen.“ Das erkannten die Fans an, nicht ein einziges Mal mussten die Spieler die Aufforderung „wir wollen euch kämpfen sehen“ aus der Kurve vernehmen.

Probleme mit Pyrotechnik

Als beim Derby in Mönchengladbach die „Pyro-Show“ aus dem Fortuna-Block quasi das ganze Spiel über andauerte, reagierten selbst Fans, die Feuerwerk nicht gänzlich ablehnen, verärgert. Doch gerade für die Ultra-Szene ist Pyrotechnik eine Art heiliger Gral, zudem ein Zeichen des Widerstands „gegen den modernen Fußball“. Und dennoch: Es geht nicht an, dass die Fans so viel Selbstdarstellung und Ignoranz an den Tag legen. Sie schaden dem Image des Vereins und sorgen dafür, dass der wegen heftig bluten muss: In der Bundesliga-Saison 2018/19 ist die Fortuna mit 158 375 Euro Strafgeld wegen des unerlaubten Abbrennens von Feuerwerkskörpern sogar Spitzenreiter — kein Ruhmesblatt. Doch lösbar scheint der Konflikt nicht, die Kurven werden sich in der Pyro-Frage genauso wenig bewegen wie die Liga. Fakt ist aber: Das Abrennen ist gefährlich und schadet letztlich der Fortuna.

Choreos begeistern alle

Wer weiß, wie viel Arbeit, Geld und Koordination es bedeutet, Chores vorzubereiten und durchzuführen, muss anerkennen, was die Fans in dieser Saison geleistet haben. Hunderte Stunden und tausende Euro stecken in jeder Aktion. Vor allem die Choreos bei den Spielen gegen Schalke und Gladbach haben begeistert — selbst Leute außerhalb der Fortuna-Gemeinde. Auch so wird der Traditionsgedanke hoch gehalten, auch so wird Werbung für den Verein gemacht.

Mitbestimmung und Protest

Was es heißt, den Fanprotest zu spüren, hat die Vereinsführung beim unwürdigen Marbella-Theater erfahren. Die Anhänger der Fortuna sind stolz darauf, dass sie zusammen deutlich gemacht haben, was sie von der Entscheidung gegen Friedhelm Funkel gehalten haben. Dass eine Fanszene einen Trainer im Job hält, ist so gut wie einmalig im deutschen Fußball und hat bundesweit Schlagzeilen gemacht. Dieser Zusammenhalt hat gezeigt, dass dieser Verein vor allem durch die Mitglieder und Fans lebt und einen besonderen Status in der Bundesliga hat. Nicht umsonst gibt es Fanvertreter in den Gremien. Zudem gab es im Laufe der Saison immer wieder Proteste: beispielsweise gegen Montagsspiele, RB Leipzig, den Videobeweis oder Betretungsverbote für Fans für bestimmte Stadtbereiche. Das weiß auch die Vereinsführung, die mit Mitgliederforen und Fan-Befragungen versucht, den Verein tatsächlich wie eine große Familie zu betrachten. Auch hier spielt der Traditionsgedanken eine wichtige Rolle, was sich nicht zuletzt bei der Auswahl der Trikots bemerkbar macht.