Fortuna Düsseldorf Ist Fortuna Düsseldorf einfach zu brav für den Aufstieg?

Im Spiel gegen St. Pauli am Sonntag muss die Mannschaft Moral und ihren wahren Charakter zeigen. Sonst kann sie die gute Ausgangsposition und auch das Vertrauen ihren treuen Fans verlieren.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Artig bedankten sich die Spieler von Fortuna nach dem Schlusspfiff bei ihren nach Regensburg mitgereisten Fans. Größere Unmutsäußerungen aus der Kurve von den rund 1000 Anhängern gab es nach dem 3:4 nicht. Zu geschockt waren alle, und es brauchte Zeit, um die Ereignisse und die Niederlage zu verdauen. Nach Hause laufen mussten die Spieler jedenfalls nicht, wie es Friedhelm Funkel ironisch angedeutet hatte. „Dafür wird es im Training unter der Woche härter“, kündigte der Trainer an und gab erst einmal zwei Tage frei, um den Frust aus den Köpfen zu bekommen. Am Montag wurde dann wieder an der Arena trainiert — mit Genki Haraguchi und Jean Ndaecky. Marcel Sobottka trainierte nur auf dem Fahrrad.

„Wir werden zeigen, dass wir aus den Fehlern gelernt haben“, sagte der Trainer, und auch die Spieler wollten nichts von einem negativen Einfluss auf die nächsten Spiele wissen. Dass die Mannschaft mit einer anderen Einstellung am Sonntag in der Arena auftreten muss, ist allen klar. Der unbedingte Wille muss zu sehen sein. Nur so springt der Funke tatsächlich auf die Ränge über. Bisher war es eher andersherum.

Zwar hat die Fortuna in Oliver Fink ein läuferisches und kämpferisches Vorbild. Aber von lautstarken Ansagen und unmissverständlichen Anweisungen für die Mitspieler hält der Kapitän nicht so viel. Er lebt das vor, das entspricht eher seinem Charakter. Ein Spieler, der die anderen aufrüttelt, die Richtung unmissverständlich vorgibt und auch mal ein klares Zeichen setzt, sucht man (bisher) vergebens im Team der Fortuna. Der Satz, den Norbert Meier im November 2010 in Aue geprägt hat, erscheint auch diesmal angebracht: „Ich habe tolle Spieler, wunderbare Schwiegersöhne — aber ich brauche auch die dreimal geschiedenen, denen das Wasser bis zum Hals steht. Mir fehlt die Dreckigkeit.“

Fakt ist, dass die Mannschaft der Fortuna in Regensburg zu offensiv gedacht hat und wohl auch so eingestellt war. Wenn gegnerische Außenstürmer bei ihren Angriffen so leicht ihre Flanken nach innen schlagen können, eine deutliche Lücke zwischen den vier oder mit Florian Neuhaus sogar fünf Offensiven und der Abwehr zu erkennen war, leidet die Kompaktheit und die angreifende Mannschaft nutzt das gnadenlos aus. Es waren also nicht nur Abwehrfehler, die es den Regensburgern leicht gemacht haben, ihre Aufholjagd zu einem so glücklichen Ende zu bringen.

Zudem war der Geist wohl willig, aber der Kopf nicht in der Lage, die richtigen Schlüsse aus dem Aufkommen des Gegners zu schließen. Funkel sprach von einem „offenen Schlagabtausch“. Aber warum will eine Mannschaft, die bereits 3:0 führt, ein solches Risiko eingehen. Nur, um mit dem 4:0 oder 5:0 für die endgültige Entscheidung zu sorgen?

Fortunas Mannschaft ist offensichtlich tatsächlich noch nicht reif genug, um taktisch und mental auf unerwartete Situationen richtig zu reagieren. Anstatt das Tempo rauszunehmen, den Ball notfalls auch hintenrum laufenzulassen und aus einer kompakteren Grundhaltung zu kontern, wurde teilweise hektisch und fehlerhaft nach vorne gespielt, um sich bei Ballverlust sofort einer gegnerischen Überzahl gegenüber zu sehen. Wenn dann noch die entscheidenden Zweikämpfe verloren werden, oder man sich im Strafraum ungeschickt verhält, ist auch ein 3:4 nach 3:0-Vorsprung keine Überraschung mehr.

Jetzt sind bestimmt nicht (allein) die Fans gefordert, gegen St. Pauli am Sonntag in Massen ins Stadion zu kommen. Sondern die Mannschaft muss versuchen, die enttäuschten Fans zu überzeugen, dass sie für den Aufstieg tatsächlich alles investiert. So gut wird die Chance und die Ausgangsposition zehn Spiele vor Saisonende nie wieder sein. Die Konkurrenz wird nicht immer so schwächeln.