Fortuna Düsseldorf Jäger: „Mit Marco Kurz kehrt das Glück zurück“
Paul Jäger schaut nach vorne und will den „sportlichen Scherbenhaufen“ des Jahres 2015 vergessen. Der Interims-Vorstandsvorsitzende der Fortuna sieht den Verein gut aufgestellt.
Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf hat ein unruhiges Jahr 2015 hinter sich. Um die Zukunft des Vereins muss man sich laut Paul Jäger keine übergroßen Sorgen machen. Der Interimsvorstandsvorsitzende glaubt daran, dass es eine positive Entwicklung geben wird. Wir sprachen mit dem 56 Jahre alten Urgestein des Vereins.
Herr Jäger, warum war 2015 ein so schwieriges Jahr für die Fortuna, lag es nur an den sportlichen Ergebnissen?
Paul Jäger: Auf jeden Fall. Wenn ein Verein in einem Jahr vier verschiedene Trainer hatte und eine miserable Rückrunde im ersten Halbjahr 2015 spielt und man am Ende vor einem sportlichen Scherbenhaufen steht, überlagert dieser Eindruck alles andere. In der Kalendertabelle 2015 ist die Fortuna Tabellenletzter geworden.
Die wirtschaftliche Situation ist offensichtlich sehr positiv, warum kann die sportliche Entwicklung nicht Schritt halten?
Jäger: Nach so vielen erfolgreichen Jahren mit Norbert Meier war es anscheinend schwierig, den richtigen Trainer zu finden, der den Verein wieder in die Erfolgsspur führt. Alle haben gejubelt, als wir in Mike Büskens unseren Wunschtrainer verpflichten konnten. Aber es hat bekanntlich nicht funktioniert. Bis zur Verpflichtung von Frank Kramer war dann alles Flickschusterei. Frank Kramer war auch ein Wunschtrainer und alle, die ihm bei der Arbeit auf dem Trainingsplatz zugesehen haben, waren begeistert. Aber auch dies brachte nicht den gewünschten Erfolg, vielleicht fehlt auch einfach ein wenig das Glück. Jetzt haben wir gemeinsam mit unserem Sportdirektor Rachid Azzouzi unter vielen Trainern Marco Kurz ausgesucht. Ich erinnere mich, dass damals bei der Verpflichtung von Norbert Meier nach dem Vorfall in Duisburg und nach fehlendem Erfolg in Dresden kaum jemand bei dessen Verpflichtung gejubelt hat. Und auch bei Marco halten sich die Schulterklopfer bislang zurück. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen, dass Glück, Erfolg und Kontinuität zur Fortuna zurückkehren.
Warum dauert es so lange, den Vorstand neu zu besetzen?
Jäger: Weil die vordringlichste Aufgabe der Sport war und ist. Mit so wichtigen personellen Vorstandsentscheidungen muss man sich Zeit lassen. Die Zeit drängt uns nicht, denn wir haben in den letzten Jahren eine sehr kompetente Verwaltung mit führenden Köpfen unterhalb des Vorstands aufgebaut, nämlich die Direktoren beziehungsweise Chefs in den Bereichen Marketing (Carsten Franck), Sport (Rachid Azzouzi), Finanzen (Johannes Möglich), Medien (Kai Niemann), Merchandising (Andreas Kaiser). Die machen ihren Job gut und ergänzen Sven Mühlenbeck und mich bestens.
Die Fortuna-Fans sind sehr leidensfähig, stehen aber auch extrem zu Ihrem Verein. Wie bewerten Sie die Unterstützung von den Anhängern?
Jäger: Unsere Fans sind einer der Gründe, niemals aufzugeben. Nichts ist schöner, als wenn die Mannschaft ihnen Gründe gibt, zu jubeln und zu feiern. Die Freude der Fans im Erfolgsfalle gibt auch mir immer wieder neue Kraft. Die Unterstützung der Fans ist immens, aber auch nur dann, wenn sie spüren, dass unsere Jungs auf dem Rasen alles geben. Dafür haben sie ein gutes Gespür und ich bin mir sicher, die Spieler werden sie diesbezüglich nicht enttäuschen.
Warum wird 2016 ein erfolgreiches Fortuna-Jahr und wo landet die Mannschaft in der Abschlusstabelle?
Jäger: Mit Marco Kurz kehrt das Glück zurück, und am Ende wird die Fortuna einen einstelligen Tabellenplatz belegen. Und weil wir dann wieder eine Mannschaft und eine Mannschaftsstruktur haben werden, auf die wir bauen können und die zur neuen Saison verstärkt wird, spielen wir auch eine deutlich bessere Saison 2016/17.
Paul Jäger ist normalerweise ein optimistischer Mensch, wie schwierig ist es im Profifußball, immer positiv nach vorne zu schauen?
Jäger: Ich liebe den Fußball, ich freue mich über jede neue Saison in allen Ligen des In-und Auslandes, ich freue mich auf jedes Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft und auf jede WM oder EM. Es fällt mir aus deshalb nicht schwer, positiv nach vorn zu schauen.
Was halten Sie von den Entwicklungen im nationalen (DFB) und internationalen (Fifa) Fußball?
Jäger: Sehr bedauerlich, was die Fifa anbetrifft, aber ich denke, dass nach einer sauberen Aufarbeitung aller Vorkommnisse und nach entsprechenden Sanktionen gegenüber zahlreichen Personen die Fifa zu alter Stärke zurückfinden wird. Was den DFB anbetrifft, so bin ich überzeugt davon, dass auch hier bezüglich des relevanten Vorfalls Transparenz erarbeitet wird. Was den Rücktritt von Wolfgang Niersbach anbetrifft, so bin ich darüber sehr unglücklich, denn er war ein toller Präsident. Plötzlich stand er allein auf der Lichtung, übernahm Verantwortung und alle anderen versteckten sich dankbar im Dickicht. Mir wäre lieber gewesen, Wolfgang wäre der Lawine ausgewichen und wenn sie unten angekommen ist, hätte er wieder seinen alten Platz eingenommen.
Wer wird Europameister?
Jäger: Deutschland! In Frankreich haben wir nach unserem frühen Ausscheiden gegen Kroatien bei der WM 98 noch etwas gutzumachen.