Leon Balogun: „Alle brauchen Streicheleinheiten“
Leon Balogun gehört mit 25 Jahren zu den erfahrenen Fortunen. Er hat den Konkurrenzkampf angenommen.
Düsseldorf/Spiez. Leon Balogun ist heiß auf die neue Saison. Der 25-jährige Verteidiger stürzt sich gerade ins Training, um fit in die neue Saison zu gehen. Wir sprachen mit dem Ex-Hannoveraner.
Herr Balogun, wie ist der Stand der Fitness am sechsten Tag des Trainingslagers?
Leon Balogun: Am ersten Tag bin ich umgeknickt und hatte Probleme mit dem Sprunggelenk. Ich habe aber alles durchgezogen, denn das sind Alltagsprobleme.
Sollte man in dieser Phase der Vorbereitung bewusst nicht zurückstecken, damit man den Platz in der Startelf nicht verspielt?
Balogun: Grundsätzlich ist es egal, in welcher Phase man sich verletzt. Es wäre ungünstig jetzt, aber wenn man wirklich Probleme hat, würde man sich mehr selbst schaden, wenn daraus etwas Längerwieriges entstehen würde. Lieber dann mal ein zwei Tage rausgehen, als sich mit angezogener Handbremse durchzuquälen.
Wie hart ist das Training?
Balogun: Die vergangenen Tage sind schon recht intensiv, dazu kommen auch die hohen Temperaturen. So haben wir uns über den freien Nachmittag mit dem Rafting sehr gefreut. Wir sind in der vierten Woche der Vorbereitung, da wirst du schon mal müde, hast schwere Beine und bist nicht mehr so spritzig. Das ist aber normal. Ich fühle mich gut, weil ich auch versuche, die Ruhephasen gut zu nutzen. Dann ist die Konzentration auch für das Wesentliche da. Ich habe das Glück, dass mein Körper die Belastungen gut wegsteckt.
Wie fühlt man sich mit 25 Jahren in einer so jungen Mannschaft?
Balogun: Ich war richtig erschrocken. Zuletzt durfte ich im Spiel Alt gegen Jung noch bei den Jungen mitmachen. Jetzt, mit der Verpflichtung von vielen jungen Spielern könnte das schon anders sein. Die sind frisch und sehr gierig. Sie wollen viel, und der Konkurrenzkampf wird belebt.
Wie hat sich die Hierarchie verändert?
Balogun: Ich glaube schon, dass eine Mannschaft eine Hierarchie braucht, und man merkt auch, dass einige sehr verhalten, fast demütig sind. Sie suchen noch ihren Platz und die Sicherheit, um mehr aus sich herauszukommen. Das kommt aber nach und nach.
Ist es ein Nachteil, dass die Mannschaft so jung ist?
Balogun: Nein, ich glaube, es ist sogar ein Vorteil. Wir haben ein Gerüst, und da muss man die jungen Spieler integrieren. Und unser Trainer ist dafür bekannt, dass er das gut hinbekommt.
Wie sehen Sie den neuen Trainer?
Balogun: Er geht sehr auf die Spieler ein. In der Form habe ich das noch nicht erlebt. Er sucht immer wieder den Kontakt zur Mannschaft und zu jedem Einzelnen, um das große Ganze zu schaffen. Mike Büskens beobachtet viel, um einzuschätzen, wie er jeden Spieler anpacken muss. In der vergangenen Saison war das nicht so persönlich. Das tut uns gut, es gibt kaum einen Profisportler, der keine Streicheleinheit braucht.
Wie sehen Sie die Erwartungshaltung, die Mannschaft müsse in der 2. Liga oben mitspielen?
Balogun: Das ist ja auch unser Anspruch. Von der Erwartungshaltung des Umfeldes habe ich nicht so viel mitbekommen. Wenn ich den Platz verlasse, schalte ich ab, um zu entspannen und Kraft für die nächsten Anforderungen zu tanken. Wer einmal in der Bundesliga gespielt hat, will so schnell wie möglich wieder zurück. Jeder, der dabei war, sagt, wir packen das. Intern haben wir uns ein Ziel gesetzt, das ist gut, weil wir so ein eingeschworener Haufen werden können.
Tobias Levels ist auf Ihrer Position der Hauptkonkurrent. Wie ist das Verhältnis untereinander?
Balogun: Man versucht, von Training zu Training sein Bestes zu geben. Aber ich schaue nicht, was er macht. So nimmt man sich die Konzentration. Wir haben kein problematisches Verhältnis und können auch miteinander lachen.
Was nehmen Sie aus der Bundesliga mit?
Balogun: Es war nach viereinhalb Jahren Anlaufzeit schön, den Sprung zu schaffen. Ich nehme wahnsinnig viele geile Momente mit. Ich möchte zurück in die Bundesliga.
Ist die 2. Liga ein Rückschritt?
Balogun: Ich habe noch nie in der 2. Liga gespielt. Manche wollen eine Wiedergutmachung. Aber das passt nicht, schließlich sind wir nicht absichtlich abgestiegen. Jetzt haben wir die Möglichkeit, mit einer guten Saison wieder für etwas Positives zu sorgen.
Wie haben Sie sich in Düsseldorf inzwischen eingelebt?
Balogun: Meine Familie lebt noch in Berlin, ich fahre auch gerne dorthin, weil quasi mein Herz und meine Heimat dort sind. Aber Düsseldorf gefällt mir sehr gut. Ich fühle mich sehr wohl, weil ich ein Großstadt-Junge bin.