Leon Balogun: „Ich habe zu viel gewollt“
Leon Balogun hatte eine schwierige Anfangsphase bei der Fortuna. Er erhielt nach einer Verletzung seine Chance und nutzte sie.
Düsseldorf. Leon Balogun (24) möchte endlich den Durchbruch schaffen. Sein Ziel ist Stammspieler bei der Fortuna zu sein. Der gebürtige Berliner und Ex-Spieler von Werder Bremen spricht über seine sportlichen Hoffnungen mit der Fortuna und über seine private Situation.
Herr Balogun, wie nehmen Sie die Kritik an der Mannschaft wahr, leidet derzeit das Selbstvertrauen?
Balogun: Nicht wirklich. Es ist immer ein Rückschlag, wenn man verliert. Gerade wenn man sieht, wie wir verloren haben. Wir haben eine sehr gute Hinrunde gespielt. Ich glaube, dadurch sind die Ansprüche gewachsen. Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Deshalb sollte man die Kirche im Dorf lassen. Augsburg ist sicherlich ein Gegner, gegen den man gewinnen sollte. In Gladbach dagegen kann man verlieren. Ich denke, wir sollten das Gute aus der zweiten Hälfte in Gladbach mitnehmen.
Wie sehen Sie die Kritik an der ersten Hälfte?
Balogun: Wir sind nur hinterhergelaufen, da die Gladbacher vorne sehr variabel gespielt haben. Das wurde in der zweiten Halbzeit schlagartig besser.
Trainer und Manager wollen nicht von einem Negativlauf sprechen. Wie analysieren Sie die Situation?
Balogun: Das sehe ich genauso. Wir sind keine Weltmeister. Der Verein ist vergangene Saison aufgestiegen. Wir haben in der Saison schon viel Positives geleistet und eine hohe Erwartungshaltung geschaffen.
Sie glauben also, dass es nicht an der Einstellung lag?
Balogun: Nein. Wir waren alle zu 100 Prozent motiviert, haben es aber nicht geschafft, das Spiel der Gladbacher schon im Keim zu ersticken. Vielleicht hätten wir aber noch aggressiver spielen müssen. Wir hatten in der Vorrunde das Glück des Tüchtigen. Vielleicht fehlen momentan eben die 120 Prozent Aggressivität.
Wie haben sich die in der Winterpause verpflichteten Spieler integriert?
Balogun: Als Neuling ist man zu Beginn immer etwas verhalten. Die neuen Spieler haben sich jedoch gut eingefunden, sie sind alle sehr offen. Das ist für das Klima sehr angenehm.
Wie waren die ersten sieben Monate für Sie in Düsseldorf?
Balogun: Es war nicht einfach zu Beginn. Ich wusste, dass Fortuna vielleicht die letzte Station sein könnte, mich in der Bundesliga durchzusetzen. Deshalb habe ich mir sehr viel vorgenommen. Ich wollte alles zu schnell und habe mir zu viel Druck gemacht. Jetzt bin ich froh, wie sich meine Situation in den letzten zwei Monaten entwickelt hat.
Sie wurden hier ins kalte Wasser geworfen, hatten Sie Probleme mit den ersten Schwimmversuchen?
Balogun: Ich habe mich nie hängen lassen, und es war eine Belohnung nach langer Zeit. Ich konnte mich gut einfügen. Das hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben. Doch auch die Spiele, in denen es nicht so gut läuft, bringen mich weiter.
Waren Sie überrascht, dass Sie und nicht Tobias Levels in Gladbach spielen durften?
Balogun: Am Spieltag habe ich es erfahren, was mich zunächst schon etwas überrascht hat. Aber ich war natürlich sehr froh, dass ich gespielt habe.
Ihr Einsatz zeigt auch, dass der Trainer Ihnen vertraut.
Balogun: Das war für mich enorm wichtig. In der Vergangenheit lief es nicht immer gut. Die Vergangenheit ist ein schöner Ort zum Besuchen, aber kein schöner Ort, um dort zu bleiben.
Von der Vergangenheit in die Zukunft: Was kann die Fortuna in den nächsten Spielen erreichen?
Balogun: Es ist extrem wichtig zu punkten. Man darf sich nicht auf die anderen Teams verlassen, deshalb müssen wir schauen, dass wir die Punkte selber holen. Wir sollten den Vorsprung nicht aus der Hand geben. Die augenblickliche Situation mit acht Punkten Vorsprung ist trügerisch.
Kann der Vorsprung in den vergangenen Spielen eine Rolle im Hinterkopf gespielt haben?
Balogun: Das glaube ich nicht. Es ruht sich keiner auf dem Vorsprung aus. Wir müssen in den nächsten Partien dem Gegner auf den Zahn fühlen und den Zahn ziehen. Wir müssen auf uns schauen und Punkte sammeln, egal wie.
Haben Sie Angst, den Klassenerhalt nicht zu schaffen?
Balogun: Man darf keine Angst haben. Wenn man sich mit sowas beschäftigt, zieht man es vielleicht irgendwann an. Wir müssen uns auf das besinnen, was wir in der Vorrunde geleistet haben.
Inwiefern gibt ihre Familie Ihnen Rückhalt in schwierigen Zeiten?
Balogun: Ich bin ein Familienmensch. Meine Familie ist immer für mich da und gibt mir Rückhalt. Ich bin oft bei meiner Familie in Berlin, sie ist eine Art Aufladestation für mich. Besonders wichtig ist dabei auch meine Freundin.
Wie gefällt es Ihnen in Düsseldorf?
Balogun: Es ist schön hier. Die Stadt hat Großstadtcharakter. Das ist mir sehr wichtig und war in Hannover und Bremen anders.