Meier: Keine Lust auf Mittelfeld
Trotz aller Konstanz – für Fortunas Trainer muss eine Entwicklung nach oben erkennbar sein.
Düsseldorf. Sein Ziel ist eindeutig. In der nächsten Saison möchte Norbert Meier Trainer von Zweitligist Fortuna Düsseldorf sein. Zwei Tage vor dem Ende der Winterpause sprachen wir mit dem 50-Jährigen über dessen Einschätzung der bisherigen Saison, über die Hoffnungen und Planungen für die Zukunft.
Waren Sie auch gestern beim Pokalspiel von Bayer Leverkusen gegen Energie Cottbus?
Meier: Nein, wir haben kein Kartenkontingent von Bayer bekommen. Im Ernst, natürlich wäre es für mich kein Problem an eine Eintrittskarte zu kommen, da ich ja in Leverkusen gearbeitet und noch gute Kontakte habe. Aber ich will mich nicht berieseln lassen. Denn mit Gedanken bin ich nur bei der Fortuna.
Sind Sie denn bisher zufrieden mit den Fortschritten ihrer Mannschaft in den zurückliegenden zwölf Monaten?
Meier: Über weite Strecken ist eine positive Entwicklung zu erkennen. Vor allem gegen Mannschaften, die nur defensiv gegen uns glänzen wollen, sind wir besser zurecht gekommen. Wir haben auch Schweinespiele gewonnen. Was aber noch wichtiger ist. Die Mannschaft war in der Lage, die Konzentration über 90 Minuten hoch zu halten. Und unser zweiter Platz in der Jahrestabelle 2008 zeigt, dass wir insgesamt auf hohem Niveau agiert haben.
Und gibt es auch Dinge, die nicht so positiv sind?
Meier: Natürlich! Ganz nüchtern bilanziert, haben wir einen zu kleinen Kader. Zu Saisonbeginn wollten wir vier fertige Spieler. Zunächst kam nur Stephan Sieger. Mit Ranisav Jovanovic und Clement Halet haben wir dann noch nachlegen können. Doch wenn ich jetzt sehe, was in Paderborn, Unterhaching, Offenbach und auch Jena derzeit personell nachgerüstet wird, ist das schon beeindruckend. Wir haben gerade mal für den ausgeschiedenen Kenan Sahin das Talent Simon Terodde geholt. Auf den verletzungsbedingten Ausfall von Axel Lawarée konnten wir nicht reagieren.
Heißt das, dass die Stammspieler nicht um ihren Platz in der Mannschaft fürchten müssen?
Meier: Im Normalfall spielen die Stammspieler. Allerdings kann man das auch positiv sehen, denn aus dieser Sicherheit kann man ja auch Kraft und Selbstbewusstsein schöpfen.
Ist die Fortuna nicht findig genug oder liegt es nur am Geld?
Meier: Kandidaten zur Verstärkung, die auch noch gerne nach Düsseldorf kommen würden, gibt es genügend. Aber wir bekommen wirtschaftlich von der Vereinsführung kein Grünes Licht für eine Verpflichtung.
Das heißt, Fortuna hat eigentlich gar keine Chance aufzusteigen?
Meier: Wir jammern nicht. Natürlich muss sich die Mannschaft weiter steigern, um das Ziel zu erreichen. Das geht aber nur, wenn sie eine absolute Einheit ist.
Verzweifeln Sie nicht manchmal, wenn Ihnen die Hände so gebunden sind?
Meier: Ich kann im Grundsatz verstehen, dass der Verein nicht über seinen Möglichkeiten leben will. Allerdings werde ich allerorten gefragt, warum es in so einer wirtschaftlich gesunden Stadt wie Düsseldorf nicht möglich ist, mehr Investoren für diesen Verein zu finden. Viele wollen mit der Tradition der Fortuna leben, aber wir können nicht von der Tradition leben.
Aber so einen Kreativspieler, eine echte "10", würden Sie doch bestimmt auch gerne haben, oder?
Meier: Unser System ruht auf vielen Schultern. Wenn wir eine "10" holen würden, müssen wir vier Spieler wegschicken und ein ganz anderes System spielen. Aber wir werden nur selten einen Gegner in der 3. Liga in Schutt und Asche spielen. Ich habe aber großes Vertrauen in unsere Offensiv-Achse im Mittelfeld und traue auch gerade Andreas Lambertz, der lange unter Verletzungsfolgen gelitten hat, eine starke Rückrunde zu. Und ich habe das Gefühl, dass Olivier Caillas und Ahmet Cebe, die sehr von der Emotion leben, in punkto Disziplin dazugelernt haben. So wunderte sich Ahmet kürzlich, dass er erst eine einzige Gelbe Karte in der Liga bekommen hat.
Nicht nur die Verträge vieler Spieler laufen aus, auch ihr Kontrakt gilt noch bis zum Juni dieses Jahres. Wie wichtig ist dieser Umstand für Sie?
Meier: Ich bewahre da Ruhe. Ich möchte Erfolg mit der Mannschaft und Spaß bei der Arbeit haben. Das Entscheidende ist aber, dass der Verein von der Arbeit des Trainers überzeugt ist. Wir sind oben dabei und spielen auf einem sehr konstanten Niveau. Und das hat es in den letzten zehn Jahren selten bei der Fortuna gegeben. Für mich muss es auch immer eine Entwicklung nach oben geben. Halbheiten liegen mir nicht. Ich habe keine Lust auf Mittelfeld, ich will Erfolg.
Und wer sind die härtesten Konkurrenten im Aufstiegskampf?
Meier: Der Pool der ersten sechs Mannschaften macht das unter sich aus.