Michael Liendl im Interview: „Wir wollen vorne mitspielen“
Michael Liendl will bei Fortuna eine Führungsrolle im Team übernehmen.
Maria Alm. Michael Liendl benötigte am Diensagmittag vor dem Gesprächs-Termin etwas mehr Zeit. Denn er wollte noch „a bisserl“ Helene Fischer und die Feier der deutschen Weltmeister sehen. Doch dann stand er ausführlich Rede und Antwort.
Herr Liendl warum haben Sie bei der Feier der Weltmeister so genau hingeschaut?
Michael Liendl (lacht): Vielleicht kann man sich ja was abschauen. Bei uns im Bus wird nach den Siegen allerdings kein Helene-Fischer-Lied gespielt. Berlin ist es dann aber wohl auch nicht.
Im Pokal reichen fünf Siege, um nach Berlin zu gelangen...
Liendl: Stimmt, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Dann können wir eine mögliche Feier sicherlich auch ein wenig anschieben.
Könnte der Teamgeist wie bei den Weltmeistern ein entscheidendes Plus sein?
Liendl: Es ist nicht nur allein die Mannschaft, sondern auch alle, die dahinterstehen. Der Zusammenhalt kann ein Faktor sein. Es ist sehr wichtig, dass alle voll mitziehen und sich verstehen.
Sie sprechen das ,Verstehen’ an. Die österreichische Mundart kommt inzwischen auch bei allen anderen im Team gut an, oder?
Liendl: Ich merke, der Dialekt gefällt ja doch. Fußball ist Multi-Kulti. Und in Deutschland gehört unsere Sprache schon zum Multi-Kulti, sorgt für ein wenig Spaß und ist offenbar witzig.
Spielen die drei Österreicher in der Mannschaft eine wichtige Rolle?
Liendl: Das glaube ich schon. Ende der Saison haben wir gezeigt, dass wir alle drei gute Spieler sind und helfen konnten. Das wollen wir jetzt auch. Wir versuchen unseren Teil dazu beizutragen. Und es war natürlich einfacher, mich einzuleben, weil schon Erwin Hoffer und Christian Gartner in der Mannschaft waren. Aber letztlich ist es egal, woher ein Spieler kommt. Die ganze Mannschaft ist aber schon sehr gefestigt und zusammengewachsen. Bei uns kann sich jeder auf seine Art entfalten. Jeder wird akzeptiert mit seiner Art.
In diversen Rückrunden-Ranglisten der 2. Liga der vergangenen Saison werden Sie weit vorne geführt. Macht Sie das stolz und motiviert?
Liendl: Ja natürlich, weil es eine Anerkennung der Leistung ist. Das ist aber jetzt vorbei. Und im Fußball ist es schwer, das zu bestätigen. Und es wird sicherlich nicht leichter. Es geht nur als Mannschaft. Aber du brauchst auch Spieler für die entscheidenden Momente.
Davon gibt es jetzt vielleicht mehr, und der Konkurrenzkampf wird größer durch die Neuen...
Liendl: Wir haben uns sicherlich sehr gut verstärkt und in der Breite besser als letztes Jahr aufgestellt. Wir haben flexible Spieler dabei, die mehrere Position spielen können. Das kann ausschlaggebend sein für die kommende Saison.
Vergangenes Jahr gab es auch große Vorschusslorbeeren. Passt es diesmal besser?
Liendl: Wir werden sehen, wie wir in die Saison starten. Sicherlich ist die Erwartungshaltung sehr groß. Aber das wissen wir in der Mannschaft auch. Allerdings muss es auch unser Anspruch sein, vorne mitzuspielen, weil wir eine gute Mannschaft sind. Es ist nicht einfach, weil die Liga sehr ausgeglichen ist und viele Teams nach oben wollen.
Wo liegen denn die Schwächen Ihrer Mannschaft?
Liendl: Das kann ich doch jetzt nicht in der Öffentlichkeit sagen.
Wie wichtig ist Ihnen die Wahl des Trainers, sie in den Mannschaftsrat zu befördern?
Liendl: Das ist genau so Anerkennung, mir Verantwortung zu übergeben. Das freut mich und ist eine Ehre. Trotzdem darf jeder aus der Mannschaft seine Meinung kundtun.
Ist die Berufung in Österreichs Nationalmannschaft eine weitere Motivation?
Liendl: Ich habe schon lange auf das Ziel hingearbeitet und auch vorher in Österreich sehr gute Leistungen gebracht, die auf das Nationalteam bezogen nicht honoriert wurden. Jetzt war das natürlich ein Supererlebnis. Das muss ich bestätigen.
Das heißt, der Schritt zur Fortuna war aus Ihrer Sicht der richtige?
Liendl: Aber es wäre auch der richtige gewesen, wenn ich nicht ins Nationalteam gekommen wäre. Ich wollte ins Ausland und es ist überragend, dass ich zur Fortuna gekommen bin. Es war zu 100 Prozent eine sehr gute Wahl.
Warum musste es jetzt die Rückennummer „10“ sein?
Liendl: Es war immer schon eine Nummer, die mir sehr gefallen hat. Ich bringe das mit Spielern in Verbindung, die technisch sehr gut spielen und meist Führungsspieler sind. Obwohl es den klassischen Zehner nicht mehr gibt. Bei der Fortuna war das zuletzt offensichtlich kein gutes Omen (Kenia und Ilsö trugen zuletzt die 10; Anm. der Red.). Aber ich will das drehen.
Wie reagieren Sie auf die Erwartungen der Fans?
Liendl: Es ist überragend, dass Fortuna bereits so viele Dauerkarten (über 21000) verkauft hat, und das ist sicher eine Verpflichtung. Wir müssen die Leidenschaft auf den Platz zu bringen, die die Zuschauer ins Stadion zieht.