Nach dem Kessel: Fortuna will die Polizei anzeigen
Ein Nachspiel hat der Polizeieinsatz am Sonntag beim Spiel gegen Berlin. Der Verein will sogar Strafanzeige gegen Beamte erstatten.
Düsseldorf. Ein Fußballfest sollte es werden, am Ende war’s ein Scherbenhaufen. Nicht nur, weil die Fortuna das Spitzenspiel gegen Berlin verloren hat. Das Verhältnis von Fans und Verein zur Polizei ist nach dem Großeinsatz schwer gestört. 250 Fortuna-Fans waren in der Gaststätte Kastanie an der Kaiserswerther Straße sechs Stunden lang eingekesselt.
Auch im Stadion kam es zu Zwischenfällen mit den Ordnungshüter. Dabei sollen sowohl der Fanbeauftragte Jörg Emgenbroich als auch Organisationschef Sven Mühlenbeck von Beamten geschlagen worden sein.
"Ich gehe davon aus, dass die Betroffenen Strafanzeige erstatten werden", kritisiert Fortuna-Aufsichtsratsmitglied Dagmar Starke den Polizeieinsatz. Sie habe die Kastanie gegen 13 Uhr verlassen. Da habe es noch keine Hinweise darauf gegeben, dass die Situation eskalieren würde.
Ralf Terbarth, Mitarbeiter der Kastanie, hat das Geschehen miterlebt: "Eskaliert ist die Situation, als die Jungs nicht zum Stadion durften." Fans seien von der Polizei mit Reizgas und Pfefferspray in das Lokal getrieben worden: "Die sind dann in die hinteren Räume geflüchtet."
Die wütenden "Ultras", wie die Fangruppe genannt wird, ließen ihren Unmut dann an der Gaststätte aus. Mobiliar wurde zerstört, die Kegelbahn trug Schäden davon, Spiegel wurden von der Wand gerissen.
Terbarth schätzt den Schaden auf rund 20.000 Euro: "Wir sind noch bei der Bestandsaufnahme, haben aber bereits Strafanzeige erstattet." Regelmäßig treffen sich die Fortuna-Fans vor dem Spiel in der Kastanie. Bislang sei es nie zu Problemen gekommen.
Der andere Vorfall spielte sich etwa zehn Minuten vor Spielende im Stadion ab, als 80 Fortuna-Fans das Stadion verlassen wollten. Wie Polizeisprecher Wolfgang Rodax erklärte, habe es Hinweise darauf gegeben, dass die Gruppe Pyrotechnik mitführt, um Fans aus Berlin zu beschießen. Hier kam es den Auseinandersetzungen mit dem Fan-Beauftragten und Sven Mühlenbeck.
Rodax: "Zuvor wurde mindestens fünf Mal ein Platzverweis angekündigt." Wie es zu den Handgreiflichkeiten mit dem Organisationschef kam, ist noch ungeklärt.
Für die Polizei war vorrangig, gewaltbereite Fangruppen nicht aufeinandertreffen zu lassen. Rodax: "Wir hatten Informationen, dass sich Düsseldorfer und Berliner Hooligans verabreden wollten." Gewalttätige Auseinandersetzungen habe man in jedem Fall verhindern wollen. Bislang gebe es keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten von Polizeibeamten: "Wenn die Fortuna andere Informationen hat, soll sie die uns zur Verfügung stellen."