Neuer Wind in Fortunas Aufsichtsrat
Aufsichtsratschef Burchard von Arnim wird überraschend abgewählt, der Gewinner ist Björn Borgerding. Der Vorstand bleibt gelassen.
Düsseldorf. Der Umbruch bei Fortuna ist heftig — und war in dieser Form nicht zu erwarten. Burchard von Arnim gehört dem Aufsichtsrat des Fußball-Zweitligisten nicht länger an. Wie eine Art Abstrafung wirkte die Abwahl des „alten“ Vorsitzenden auf der Jahreshauptversammlung der Fortuna am späten Donnerstagabend im Rather Dome.
Bereits im ersten Wahlgang hatte der Steuer- und Wirtschaftsberater „nur“ 353 Stimmen erhalten, genauso viele wie der Rechtsanwalt Ignacio Ordejon Zuckermaier. Dass bei 914 stimmberechtigten Mitgliedern ein solches Patt entsteht, ist nicht nur eigen-, sondern wohl auch einzigartig. Knapp eine Stunde später, um kurz vor Mitternacht, kam dann die nächste Überraschung: Ordejon Zuckermaier bekam in der Stichwahl 193 Stimmen, von Arnim nur 103. Ein Ergebnis, das den bisherigen Aufsichtsratsboss so sehr beeindruckte, dass er sich Bedenkzeit ausbat, ob er überhaupt als Nachrücker zur Verfügung stehen möchte.
Wie aus Fankreisen zu hören ist, hatte mehreren Mitgliedern die Art und Weise der Versammlungsführung von van Arnim nicht besonders gefallen. Er war auf Anfragen nicht so eingegangen, wie sich die Fragesteller dies vielleicht gewünscht hatten.
Da auch Günter Karen-Jungen nicht die erforderlichen Stimmen bekam, sind in Rückkehrer Reinhold Ernst (422 Stimmen), Ignacio Ordejon Zuckermaier (353) sowie Björn Borgerding (601) — dem mit fast 200 Stimmen Vorsprung eindeutigen Gewinner der Wahl — drei „Neue“ im weiterhin neunköpfigen Aufsichtsrat der Fortuna.
Bei der Wahl waren die drittmeisten Stimmen auf Marcel Kronenberg entfallen, Albrecht Woeste bekam die viertmeisten. Ob Woeste als Ältester (79) des neunköpfigen Rates nun den Vorsitz übernimmt, ist noch offen. Fest steht allerdings, dass der Vorstand hauptamtlich bis 2017 bestellt ist (Schulte bis 2016) und jeweils über feste Verträge verfügt, die vom neugewählten Aufsichtsrat weder erneuert noch bestätigt werden müssen. Nicht zur Wahl standen die verbliebenen vier Mitglieder von Fortunas Kontrollgremium: Joachim Hunold, Dieter vom Dorff, Christian Veith sowie Heinz-Peter Schlüter.
Der Vorstand reagierte überrascht, aber gleichzeitig gelassen auf die Wahl: „Wir werden den erfolgreichen Weg der Fortuna mit der Hilfe der neu gewählten Aufsichtsräte fortsetzen“, sagte Vorstandsvorsitzer Dirk Kall, der bei den Mitgliedern einen guten Eindruck hinterlassen hatte und wie der restliche Vorstand ohne Gegenstimme und mit großem Beifall entlastet wurde. Auch Finanzvorstand Paul Jäger ist sich sicher, „dass das Wahlergebnis nichts an unserer Ausrichtung und unseren Zielen verändern wird“.
Was alle Verantwortlichen des Clubs ansprachen, ist die Weiterentwicklung der Infrastruktur der Fortuna. Das umfasst das Nachwuchsleistungszentrum, aber auch andere zur weitergehenden Professionalisierung nötige Entwicklungen einschließt. Neu-Aufsichtsrat Björn Borgerding (33) sieht jedenfalls noch viel Potenzial nach oben. Mit der Äußerung, „der Verein muss uns gehören“, traf er ins Herz der Mitglieder, die eine Spaltung von Verein und Profis befürchtet hatten.