Straub ist der Feuerwehrmann
Der 38-jährige Torhüter rückt für den verletzten Michael Melka in den Kader des Zweitligisten.
Düsseldorf. Es war nicht der Plan von Stephan Straub, sich noch einmal in ein Trainingslager zu begeben. Noch einmal quälen für den Profifußball. Doch als die Anfrage der Fortuna über seine Beratungs-Agentur kam, da packte es den 38-jährigen Torwart doch. Straub ist als Testspieler beim Zweitligisten dabei, stieg noch einmal in eine schweißtreibende Vorbereitung ein und fährt am Samstag mit in die Sportschule Bitburg. Bis Sonntag nächster Woche ist die Fortuna dort zu Gast, unterhalb des Party- und Tagungshotels "Eifelstern". Zum vierten Mal in Folge. Was einst aus finanzieller Bedrängnis entstanden war, hat sich nun in den Köpfen der Beteiligten als absolut sinnvoll erwiesen. Man finde im Sommer in Deutschland exzellente Plätze und Bedingungen vor, heißt es.
Auf dem Weg dorthin und von dort zurück gibt es zudem Testspiele. Heute beim A-Kreisligisten FC Randerath im Kreis Heinsberg (17 Uhr, Driesch), am nächsten Freitag beim SV Mehring in Pölich an der Mosel (19 Uhr) und am 12.Juli bei Germania Teveren (17 Uhr, Am Sportplatz). Das letztere Duell gab es zuletzt in der Oberliga-Nordrhein-Saison 1993/94 ("Über die Dörfer Tour"), damals die dritte Liga: Teveren gewann zuhause 3:0 gegen den späteren Aufsteiger. In dem Jahr hat Torwart-Routinier Straub für Saarbrücken in der 2.Liga gespielt. Sein offizieller Status jetzt: arbeitslos seit dem 1.Juli, im Training wirkt er unentgeltlich mit. Bis sich eine Lösung ergibt. Die Vereinbarung hatte sich eher zufällig ergeben. Verteidiger Christian Weber kam über jene Berater von "Stars & Friends" nach Düsseldorf. "Wir helfen ihm, und er hilft uns", sagt Fortunas Sport-Geschäftsführer Wolf Werner. Weil die Knöchelverletzung von Michael Melka schlimmer sein könnte als gedacht, bastelten Werner und Trainer Norbert Meier am Notfallplan - und der heißt Stephan Straub. "Eine Vorsichtsmaßnahme. Wenn es ernst werden sollte, wollen wir vorbereitet sein", so Werner. Fällt Melka länger aus, bekommt Straub einen Vertrag. Die Entscheidung falle kurzfristig, so Meier. Und wenn Melka nicht ausfällt? Dann war die Plackerei in Düsseldorf und Bitburg für Straub umsonst. Dann wird das Karriereende endgültig sein, der 38-Jährige will dann seine Trainerscheine machen. "In dem Fall trennen wir uns freundschaftlich", sagt der Torwart, der einst für den 1. FC Saarbrücken und Waldhof Mannheim in der 2. Liga spielte. Doch das dürfte nur noch Fußball-Experten ein Begriff sein. Beide Mannschaften sind in den Niederungen des deutschen Fußballs verschwunden - so wie es der Fortuna seit zehn Jahren erging. Nun sind die Düsseldorfer zurück auf der Zweitliga-Bühne, und Straub traut sich die Aufgabe als klare Nummer zwei hinter Michael Ratajczak zu: "Natürlich, ich habe das vergangene Jahr in Aachen professionell trainiert." Immerhin ist Straub eng mit der Alemannia verbunden, absolvierte 134 Zweitliga-Begegnungen.
Größter Erfolg war der Aufstieg in die Bundesliga 2006, wo er vor dem Wiederabstieg sogar 16-mal zum Einsatz kam. In diesem Jahr sollte es das gewesen sein mit seiner Pofi-Karriere. Doch Straub fährt mit ins "Lager", lässt sich noch mal ein auf zweimal Training am Tag, Zweibettzimmer und die Eintönigkeit mit der Mannschaft in der Eifel. Sein Motto: "Es gilt jetzt für mich, Spaß zu haben." Wenn er so dasteht nach Training und Duschen in seinen Sandalen und mit Dreiviertel-Hose, wirkt Straub wie ein Enddreißiger, der nach dem Training im Klubhaus ein Bier bestellt.