Fortuna Düsseldorf Union Berlin: Vorne ein Spitzenteam, hinten ein Absteiger

Ursprünglich wollte Union Berlin um den Aufstieg spielen, die Realität heißt Platz 15.

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Düsseldorf. Das Weihnachtssingen bei Union Berlin ist inzwischen zur Tradition geworden. 2003 hatten sich erstmals einen Tag vor Heilig Abend ein paar Fans der „Eisernen“ im Stadion an der Alten Försterei getroffen. Exakt 89 Anhänger waren es, die sich damals noch auf nicht ganz legalem Wege mit Glühwein und Gebäck im Mittelkreis des Rasenrechtecks niederließen. Inzwischen muss der Verein Einlasskarten ausgeben, und wer nicht schnell genug ist, der geht leer aus. Auch für die diesjährige Veranstaltung am 23. Dezember sind längst alle 28 500 Tickets weg.

Die, die eins haben, bekommen eigens ein Textbuch plus Kerze gratis. Diese Kerze müssen sie allerdings mit einer ganz besonderen Hoffnung verbunden anzünden. Denn Union Berlin kämpft in der Zweiten Liga um den Klassenerhalt.

Nur 17 Punkte aus 17 Spielen bedeuten nach der Hinrunde lediglich Platz 15. Der Vorsprung auf Relegationsrang 16 beträgt einen dünnen Zähler. In der eigentlichen Festung an der Alten Försterei konnte Union nur eins seiner acht Heimspiele gewinnen. Es ist ein Grund, warum die Glocken am Köpenicker Weihnachtsbaum schrillen. Wie laut sie es machen, entscheiden die beiden bis zum Fest noch ausstehenden Spiele bei der Fortuna und gegen den SV Sandhausen. „Düsseldorf steckt auch unten drin. Das ist also schon mal ein Sechs-Punkte-Spiel. Aber auch danach wird jede Partie ein Stück weit Überlebenskampf sein. Diese Suppe haben wir uns eingebrockt, jetzt müssen wir sie auch auslöffeln“, sagt Kapitän Benjamin Kessel.

Dabei hatte Union ganz andere Pläne. Platz eins bis sechs war als Ziel ausgegeben worden, zumindest perspektivisch sollte um den Aufstieg in die Bundesliga gespielt werden. Dafür wurde der Kader im Sommer eigentlich auch recht gut bestückt. In Kessel kam ein Defensiv-Allrounder von Eintracht Braunschweig, Dennis Daube (St. Pauli) und Stephan Fürstner (Greuther Fürth) galten auf der Doppel-Sechs schon als Stadtmauer von Köpenick. Und vorne sollte der vom TSV 1860 München geholte Bobby Wood für Tore sorgen.

Der US-Nationalspieler aus Hawaii hat auch fünf Treffer auf dem Konto, doch am Angriff ist die kritische Situation auch gar nicht festzumachen. Mit 27 Toren besitzt Union nach Freiburg und Nürnberg die drittbeste Offensive der Liga, mit 30 Gegentoren aber auch die nach Schlusslicht Duisburg zweitschlechteste Abwehr. Es hapert an der Balance im Spiel, es mangelt an der Qualität beim Verteidigen von Standards und, weitaus gefährlicher, es fehlt die Gier.

Immer wieder lag Union in Führung, um am Ende immer wieder Punkte liegen zu lassen. Auch im Hinspiel (1:1) gegen die Fortuna war das Fall. „Wir müssen uns darüber unterhalten, dass wir nur über Einsatzbereitschaft und Willen etwas holen können“, sagt Verteidiger Michael Parensen. Und Mittelfeldspieler Stephan Fürstner meint: „Unser Manko ist, dass wir mental nicht in der Lage sind, unser Spiel über 90 Minuten durchzuziehen.“ Es drohen wenig besinnliche Weihnachten in der Wuhlheide.