Zwanziger: Kein Boom in Frauen-Bundesliga

Frankfurt/Main (dpa) - DFB-Präsident Theo Zwanziger sieht den Frauenfußball in den Vereinen trotz der erfolgreichen Heim-WM nur vor einer langsamen Entwicklung.

„Wer ernsthaft glaubt, dieser nationale Event sei zu übertragen auf einen Riesen-Boom in der Frauen-Bundesliga - Entschuldigung, der hat von Fußball keine Ahnung“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt. „Ich bin da Realist.“

Um langfristig in die häufig von ihm propagierte Nähe der 3. Liga bei den Männern zu kommen, müssten die Vereine „Gemeinsamkeit vor egoistisches Denken“ stellen. Wenn auch die Bundesligaclubs der Männer, die Frauenabteilungen unterhalten, die Eigenvermarktungschancen „sehen und nutzen“ würden, „nur dann hast du eine Chance weiterzukommen. Der DFB kann hier helfen, aber nur sehr begrenzt.“ Insgesamt erwarte er, einen „stetig fortschreitenden Prozess.“

Er sei dabei „zu hundert Prozent“ auf Zwanzigers Linie, sagte Siegfried Dietrich, Manager des 1. FFC Frankfurt und Ligasprecher, der Nachrichtenagentur dpa. „Ich glaube auch nicht, dass es sofort einen großen Knall geben wird und sich der nationale Hype eins zu eins auf die Liga übertragen lässt.“

Allerdings ist er überzeugt, „dass die Welle der Begeisterung, die die WM ausgelöst hat, auch bei den Vereinen ankommt“. Die Professionalisierung und Weiterentwicklung sei jedoch ein Prozess von „vielen Jahren“. Immerhin unterstütze der DFB die Clubs mit jeweils 180 000 Euro jährlich. „Das ist ein schöner Betrag, der den Vereinen weiterhilft.“

Dietrich möchte erreichen, dass alle Parteien aufeinanderzugehen. „Nach einer WM-Analyse müssen wir ein Konzept erarbeiten, das den Frauenfußball nach vorne bringt“, sagte der Manager und forderte erneut „einen runden Tisch aller Beteiligten“. Für die Zukunft wünsche er sich, dass Silvia Neid eine noch engere Zusammenarbeit mit den Vereinen anstrebt. Die Bundestrainerin müsse sich bei der Rückschau genauso kritikfähig zeigen wie ihre Spielerinnen.