Der Überblick Insolvenzverwalter bei KFC Uerdingen eingesetzt: Ohne Sponsoren sieht es düster aus

Krefeld · Ein vorläufiger Insolvenzverwalter hat beim KFC Uerdingen übernommen. Über ihn laufen jetzt alle Zahlungen. Was das für den Verein bedeutet? Der große Überblick.

Dunkle Wolken ziehen über der Grotenburg auf. Auf Basis des Insolvenzantrags des Finanzamts vom 7. Januar wurde jetzt ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Der betont die Notwendigkeit weiterer Finanzzusagen.

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Die finanzielle Schieflage beim Fußball-Regionalligisten KFC Uerdingen liegt ab sofort in den Händen eines Juristen. Das Amtsgericht Krefeld hat am Dienstag Rechtsanwalt Thomas Ellrich von der Kanzlei Voigt Salus zum vorläufigen Insolvenzverwalter des KFC Uerdingen bestellt. Grundlage dafür sei der am 7. Januar gestellte Insolvenzantrag des Finanzamts Krefeld, bei dem der KFC mit mehr als 200 000 Euro in der Kreide steht.

Thomas Ellrich verkündete in einer Pressemitteilung, dass er sich mit seinem Team in den nächsten Tagen ein umfassendes Bild über die wirtschaftliche Ausgangssituation des Vereins machen wolle. „Der KFC Uerdingen hat eine große Bedeutung für die Region und seine treuen Anhänger. Wir werden jetzt Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen und alle uns zur Verfügung stehenden Optionen prüfen“, so der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. Ziel sei es, eine tragfähige Lösung für die Zukunft des Vereins zu finden. Dabei sei es entscheidend, weitere Unterstützungszusagen von Sponsoren für den laufenden Ligabetrieb zu erhalten. „Ohne ein weiteres finanzielles Engagement wird es schwer, den Geschäfts- und Spielbetrieb in Krefeld bis zum Saisonende aufrechtzuerhalten, auch wenn über das Insolvenzgeld ein Teil der offenen Forderungen der Mitarbeitenden abgesichert ist“, machte Ellrich deutlich.

Gibt es genug „Mittel“ für ein offiizielles Insolvenzverfahren?

Der vorläufige Insolvenzverwalter hat ab sofort das Recht, „Bankguthaben und sonstige Forderungen des Schuldners einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegenzunehmen“, erklärte das Amtsgericht Krefeld auf Anfrage. In der offiziellen Bekanntmachung heißt es gar: „Den Schuldern des Schuldners (Drittschuldnern) wird verboten, an den Schuldner zu bezahlen.“ Ellrich müsse prüfen, ob genug „Masse“ vorhanden ist, um ein Insolvenzverfahren zu eröffnen, sagte Christian Huge, Pressesprecher des Amtsgerichts Krefeld, unserer Redaktion. Zu diesem Zweck werde unter anderem die Buchführung gesichtet und weitere Auskünfte eingeholt. Aufgabe des vorläufigen Insolvenzverwalters sei es aber auch, weitere negative finanzielle Entwicklungen zu verhindern.

Die Liste der Gläubiger beim Amtsgericht ist lang. Nach WZ-Informationen wollen mindestens 50 Gläubiger ihre Ansprüche gegen den KFC geltend machen. Außer beim Finanzamt soll der KFC bei verschiedenen Krankenkassen mit ebenfalls rund 200 000 Euro in den Miesen stehen, allein bei der AOK sollen es 106 000 Euro sein. Und die Berufsgenossenschaft verlangt 311 000 Euro, kumuliert seit 2022. Seither hat der KFC keine Beiträge mehr für die Spieler abgeführt. Bei der Stadt Krefeld hat der KFC Verpflichtungen in Höhe von rund 50 000 Euro offen. Selbst die Spieler sind Gläubiger des Vereins, weil das Gehalt nicht fließt.

Nach Informationen unserer Zeitung belaufen sich die Personalkosten im Monat auf rund 100 000 Euro. Zwar hat der Verein aktuell mit sechs Spielern Auflösungsverträge unterzeichnet, um Geld zu sparen. All das ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aktuell sind Schulden und Verbindlichkeiten aufgelaufen zu einer Summe von rund 1,6 Millionen Euro. Bis zum Saisonende würde sich der Betrag bis rund zwei Millionen Euro erhöhen, angesichts von Spieltagseinnahmen zwischen 10 000 und 15 000 Euro. Selbst ein warmer Geldsegen wie beim Heimspiel gegen den MSV Duisburg mit einer ausverkauften Grotenburg reiche nicht aus, um mit diesen Einnahmen die laufenden Kosten nur eines Monats zu bezahlen, sagte ein Insider unserer Zeitung.

Der Insolvenzverwalter wird jetzt alles auf den Kopf stellen und prüfen, ob genügend Masse vorhanden ist. Die Gläubiger können das Geld mehr oder weniger abschreiben. Bei der letzten Insolvenz lag die Quote für die Gläubiger bei etwa 0,5 Prozent.

Thomas Ellrich ließ auf WZ-Anfrage am Dienstag über seinen Pressesprecher ausrichten, dass er über die Pressemitteilung hinaus noch keine weiteren Auskünfte geben könne, da er erst am Dienstag bestellt worden sei. Zahlen zu Verbindlichkeiten und Gläubigeranzahl werde er indes auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht kommentieren, da Insolvenzverfahren nicht-öffentlich seien. Er betonte allerdings auch, dass das Insolvenzverfahren noch nicht eröffnet ist, man sich vielmehr in einem sogenannten Insolvenzantragsverfahren befinde.

Spiel am Freitag soll stattfinden, Punktverlust droht

Weitergehende Informationen sollen dagegen in den nächsten Tagen die Spieler und Mitarbeiter des KFC Uerdingen erhalten. Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters soll das Spiel am Freitagabend gegen den FC Gütersloh aber stattfinden. Ellrich bezieht sich dabei auf „aktuelle Planungen des Vorstandsvorsitzenden“ Thomas Platzer, heißt es in der Mitteilung. Weitere Informationen diesbezüglich soll es zeitnah über die Homepage des Clubs geben.

Thomas Platzer zeigte sich am Montag überrascht von der Bestellung des vorläufigen Insolvenzverwalters, betonte aber auch, dass er die Insolvenz weiterhin abwenden wolle. Schon am Dienstag hätten Gespräche stattgefunden. Details wollte er nicht nennen. An der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstag, auf der Peter Kahstein und Dirk Röthig, die ihrerseits im Namen des KFC einen Insolvenzantrag gestellt hatten, abgewählt werden solle, will er festhalten.

Fest steht, dass dem KFC Uerdingen spätestens bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens ein Abzug von neun Punkten droht. Eine Anfrage beim Westdeutschen Fußballverband, zu welchem Zeitpunkt genau dieser Fall eintritt beziehungsweise, ob schon der KFC-Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gegen sich den Abzug auslöst, blieb am Dienstag unbeantwortet. Meinung S. 16