Löw kündigt spannendes Jahr 2015 an

Nürnberg (dpa) - 2015 könnte spannend werden - auch ohne großes Fußball-Turnier im Sommer. Schon vor dem Abschluss des glorreichen WM-Jahres hat Joachim Löw die kommenden zwölf Monate für seine umjubelten Weltmeister zur Phase der Neuorientierung und Weiterentwicklung erklärt.

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„Wir sind jetzt auf dem Topniveau und müssen schauen, dass wir es nicht verpassen, rechtzeitig Veränderungen vorzunehmen“, mahnte der Bundestrainer noch vor dem Jahresabschluss gegen Fußball-Zwerg Gibraltar und Weltmeister-Vorgänger Spanien.

Löw sehnt nach den vielen Feierlichkeiten, Empfängen und Auszeichnungen bis hin zum Silbernen Lorbeerblatt im Berliner Schloss Bellevue die Silvesternacht förmlich herbei. „Wir tauschen den Roten Teppich mit dem grünen Rasen“, scherzte er vor dem EM-Qualifikationsspiel am Freitagabend in Nürnberg gegen Gibraltar. „Wir sind Weltmeister und wir bleiben Weltmeister. Aber wir müssen jetzt auch lernen, die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen nach diesen Ehrungen. Wir können den Ehrungen nicht aus dem Weg gehen. Aber wir müssen einfach im Hier und Jetzt sein und die Dinge vorantreiben in den nächsten Monaten“, verkündete der 54-Jährige.

Löw hörte sich bei seiner Grundsatzerklärung teilweise an wie Bayern-Coach Pep Guardiola, der auch nach 7:1-Sternstunden des deutschen Meisters wie jüngst beim AS Rom Verbesserungspotenzial sieht. Stillstand darf es im modernen Fußball nicht geben. Das Beispiel von Löws langjährigem Vorbild Spanien, das in Brasilien als Titelverteidiger in der Vorrunde ausschied, ist ihm Warnung genug.

Er will den Rat von Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque befolgen, der ihm vor dem Prestigeduell am kommenden Dienstag in Vigo empfahl: „Siege in der Vergangenheit helfen dir nicht, das nächste Spiel zu gewinnen. Man sollte sich nichts einbilden und immer hinterfragen, was man macht, denn Zweifel sind immer positiv.“

Löw hegt dabei keine Zweifel am weiteren Titelhunger und Ehrgeiz seiner Champions. „Wir haben viele junge Spieler, die wollen nicht nur einen Titel holen, die wollen nachlegen.“ Götze, Boateng, Müller, Schürrle, Hummels, Kroos, Neuer, Khedira - sie alle wollen bei der EM 2016 in Frankreich, der nächsten WM 2018 in Russland und teilweise noch darüber hinaus weitere Triumphe feiern.

Dafür will der ebenfalls langfristig planende Löw mit „neuen Impulsen“ und „neuen Reizen“ - personell als auch spielerisch - die Weichen stellen. Und zwar rasch. „Unsere Spielweise war klasse, sie hat hervorragend geklappt. Wir sind damit Weltmeister geworden! Sie hat die ganze Welt beeindruckt. Aber wir können nicht daran permanent festhalten“, erklärte der Bundestrainer und schlussfolgert: „Wir müssen uns dem stellen und erkennen, dass im Fußball immer wieder irgendwelche Dinge vorangetrieben werden, dass man sich nach so einem neuen Erfolg verändern muss, um auf diesem Niveau zu bleiben.“

Löw sprach in Nürnberg noch recht vage über eine Anpassung des Spielstils, um sich mehr taktische Möglichkeiten zu eröffnen. „Es gibt einige Ideen, aber es ist ein bisschen verfrüht, darüber konkret zu sprechen.“ Ein 3-5-2-System mit einer Dreierkette in der Abwehr à la Guardiola nannte er als Beispiel, dazu mögliche neue Versuche mit zwei Stürmern. Und junge Spieler wie Erik Durm, Antonio Rüdiger oder Kevin Volland, die Löw namentlich nannte, will das DFB-Trainerteam künftig auch außerhalb der Länderspiele intensiver begleiten. „Da werde ich schon das eine oder andere im nächsten Jahr angehen“, kündigte der Tüftler aus dem Schwarzwald an.

Für Löw hat die Zukunft schon jetzt, in der noch vom WM-Triumph überstrahlten Gegenwart, begonnen. Zumal die Champions von Rio die Härten des Alttags mit dem verkorksten Start in die EM-Quali mit der Niederlage in Polen (0:2) und dem 1:1 gegen Irland aufgerüttelt und eingeholt hat. „Nach der WM war die Euphorie insgesamt riesengroß. Gefühlt hörte es sich manchmal so an, als hätten wir den Nimbus der Unschlagbarkeit. Aber wir sind wieder auf dem harten Boden der Realität gelandet, klar“, sagte der Bundestrainer.

Der Plan für 2015 steht. „Wir wollen 2016 bei der EM eine entscheidende Rolle spielen. Für mich beginnt die Vorbereitung im März, wenn wir die Qualifikation haben mit einer klaren Zielvorgabe Richtung 2016. Wir müssen uns weiterentwickeln“, sagte Löw.

Gegen Australien am 25. März in Kaiserslautern und vier Tage später in Tiflis gegen Georgien um Quali-Punkte beginnt der EM-Countdown. Schon in Nürnberg hat Löw ein Schlusswort zum WM-Jahr gesprochen: „Wir müssen uns in unserer Winterpause wirklich Gedanken machen.“