Belgiens Trainer Wilmots: Chancen gegen USA bei 50:50
São Paulo (dpa) - Auf dem Weg zum Mannschaftsbus atmete Daniel van Buyten noch einmal tief durch. „Zum Glück nicht Deutschland“, sagte der belgische Fußball-Nationalspieler erleichtert.
Schon kurz nach dem historischen 1:0 im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea richtete das Team von Trainer Marc Wilmots den Blick auf das Achtelfinale am Dienstag in Salvador gegen die USA.
Die makellose Gruppenbilanz seines Teams erfüllte den Abwehrspieler des FC Bayern mit Stolz. Schließlich gehören die Belgien zum erlauchten Kreis jener vier Teams mit bisher drei Siegen in Brasilien. „Wir haben neun von neun Punkte. Das war in Belgien noch nie der Fall. Das ist historisch“, kommentierte van Buyten. Erfolge gegen Algerien (2:1), Russland (1:0) und Südkorea machen Mut für die K.o.-Runde: „Alles was jetzt noch kommt ist Bonus. Mal sehen, ob wir noch Luft nach oben haben“, sagte der 36 Jahre alte Routinier, der bisher in allen drei WM-Partien über 90 Minuten auf dem Rasen stand.
Ähnlich euphorisch wie van Buyten bewertete auch Nationaltrainer Marc Wilmots die bisherige WM-Auftritte der „Roten Teufel“: „Wir haben Geschichte geschrieben“. Auf kritische Hinweise, dass sein Team bisher wenig spektakulär aufgetreten sei, reagierte der einstige Schalke-Profi mit Unverständnis. „Viele denken vielleicht, es ist normal, dass wir alle Spiele gewonnen haben, aber das war es nicht. Drei Siege waren unser Ziel, und wir haben das geschafft - sogar in Unterzahl.“
Mittelfeldspieler Steven Defour hatte gegen die Asiaten in der 44. Minute die Rote Karte gesehen und ist nun für das Achtelfinale gegen die US-Boys von Jürgen Klinsmann gesperrt. Die belgische Zeitung „Het laatste Nieuws“ titelte: „Neun von neun für zehn Rote Teufel.“
Kurios: Vor Turnierbeginn hatte Wilmots ein für den ersten WM-Tag unter Ausschluss der Öffentlichkeit geplantes Testspiel gegen die USA abgesagt. Nun treffen die beiden Mannschaften in der K.o.-Runde aufeinander. „Unser Zusammentreffen wird wohl nicht so freundlich werden, wie ich dachte, dass es sein wird“, sagte der Belgien-Coach, der sein Team vor dem Duell mit den US-Boys nicht in der Favoritenrolle wähnt: „Ich sehe die Chancen bei 50:50. Die Amerikaner hatten eine schwere Gruppe.“ Innenverteidiger Nicolas Lombaerts, der gegen Südkorea zu seinem ersten WM-Einsatz kam, sieht es ähnlich: „Die USA standen in der Gruppe vor Portugal, also können sie kaum schwächer sein.“
Anderer Meinung war Verteidiger Jan Vertonghen - zumindest noch vor WM-Beginn. Der Schütze des entscheidenden 1:0 (77.) gegen Südkorea - das 50. WM-Tor Belgiens - hatte nach dem ausgefallenen Test gegen die USA vermutet: „Vielleicht ist das Niveau sogar noch höher, wenn wir unter uns spielen“. Diese Aussage wird US-Coach Klinsmann vor dem Aufeinandertreffen im Kreis seiner Mannschaft mit Sicherheit nicht unkommentiert lassen und als Motivationshilfe nutzen.