Ehrenrunde vor dem WM-Auftakt: Argentinien ist bereit
Belo Horizonte (dpa) - Die kleine Ehrenrunde noch vor dem WM-Auftakt von Erzrivale Brasilien ließ sich die argentinische Fußball-Nationalmannschaft nicht nehmen.
Angeführt von ihrem Kapitän Lionel Messi trabten die 23 Spieler, die dem Gastgeber die WM-Laune spätestens am 13. Juli verderben und erstmals seit fast 30 Jahren wieder über den Titel jubeln wollen, langsam an den teilweise kreischenden, jubelnden und klatschenden - laut Verband - 10 000 Fans vorbei.
Der erste öffentliche Trainingsauftritt einer der Top-Herausforderer von Brasilien wurde im ehemaligen WM-Stadion Estádio Indenpendência von Belo Horizonte am Vorabend des WM-Auftakts zu einem kleinen Ereignis. Zumal am Ende sogar die Sicherheitskräfte und Ordnungsdienste Arbeit bekamen.
Ein paar Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene kletterten über die Absperrung, sprangen auf den Rasen und rannten wie entfesselt zu der Mannschaft, die sich schlendernd der Kabine näherte. Einer putzte Messi symbolisch die Schuhe, ein Ronaldinho-Double stürmte auf den viermaligen Weltfußballer zu.
Der Argentinier lachte herzhaft. Angeblich soll er ihn auch gefragt haben: „Was machst du denn hier, Ronaldinho?“ Es grenzte jedenfalls schon an Heldenverehrung, als Messi die Bühne der WM auch für die breite Öffentlichkeit sichtbar betrat - darunter auch viele Brasilianer.
Ein kurzer Wink Richtung Gegentribüne und die Fans flippten aus. Als die Mannschaft sich auf den Rückweg per Bus machte, hörte man einen kleinen Jungen aus einem Hochhaus direkt neben dem Stadion immer wieder „Meeeessi, Meeeeessi“ rufen.
Dass bei dem Training Stürmer Rodrigo Palacio als einziger weiterhin nicht mit der Mannschaft agierte, wurde zur Nebensache. Dass der ehemalige Bayern-Manndecker Martin Demichelis ebenso wie der zuletzt auch angeschlagene Stürmer Gonzalo Higuain bei den lockeren Spielchen mit zum Team gehörten, ebenso.
Rund 40 Minuten boten Messi & Co den neugierigen Fans, die schon am Vortag für die Tickets angestanden hatte, ihr Können. Natürlich war es eine Übungsstunde für die Galerie. Zwei Kreise, zwei Spieler in die Mitte - und los ging es mit ein bisschen Lupfen, Hacke, Spitze, eins, zwei drei. Danach ein bisschen Fußballtennis auf vier Feldern, die zuvor in mühsamer Arbeit fast über eine halbe Stunde lang abgesteckt worden waren.
Die Spieler demonstrierten ihren Teamgeist und den Zusammenhalt, der Trainer Alejandro Sabella so am Herzen liegt. Am Abend ging es dann noch beim traditionellen Kartenspiel Truco zur Sache: „Wir werden sehen, wer gewinnt“, twitterte Ex-Spielführer Javier Mascherano aus dem WM-Camp Cidade do Galo.
Rückschlüsse auf taktische oder personelle Maßnahmen hatte der Trainings-Kurzauftritt zuvor nicht zugelassen. Auch nicht, ob die Argentinier tatsächlich so weit sind, in gut vier Wochen wieder eine Ehrenrunde zu drehen, wenn sie die Vorrunde mit der Partie am Sonntag gegen Bosnien-Herzegowina und die weiteren Spiele gegen Iran und Nigeria überstanden haben und bis ins Finale eingezogen sein sollten.