Matip zu WM-Auftakt mit Kamerun: Kann nur besser werden

Salvador (dpa) - Kameruns Nationalspieler Joel Matip geht nach einer langen und abwechslungsreichen Bundesliga-Saison mit Schalke 04 zuversichtlich in die WM. Er glaubt, die „Unbezähmbaren Löwen“ seien nach dem Debakel vor vier Jahren in Südafrika reifer geworden.

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Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht der 22-Jährige über die Chancen in Brasilien, die hohen Erwartungen in Kamerun, „die lebende Legende“ Eto'o sowie seine Hoffnungen und seine Rolle im Team von Volker Finke.

Die WM kommt nach der Bundesliga-Saison jetzt als Zugabe. Wie sind die Erwartungen in Kamerun?

Joel Matip:Dort sind die Erwartungen immer hoch. Wir Spieler sind uns unserer Rolle als Mannschaft auch bewusst. Die Liebe der Menschen in Kamerun zum Fußball ist wie im Ruhrgebiet.

Sie waren schon in Südafrika vor vier Jahren dabei. Die WM war nicht gerade erfolgreich...

Matip:Ich war gerade 18 und das erste Mal bei solch einem großen Ereignis. Südafrika ist ein tolles Land, das bleibt in Erinnerung. Aber für uns lief die WM mit drei Niederlagen in der Gruppenphase katastrophal. Jetzt kann es eigentlich nur besser werden.

Was macht Sie da so sicher?

Matip:Wir sind alle älter und reifer geworden, haben dazugelernt. Wir haben gesehen, dass es so wie bei der WM 2010 nicht optimal klappt und man sich etwas zurücknehmen sollte. Wir haben ja auch die letzten beiden Afrikameisterschaften verpasst. Da sollten wir eher kleinere Brötchen backen.

Aber der erneute Streit um Prämien kurz vor der WM stört doch die Vorbereitung und Konzentration, oder?

Matip:Darum kümmere ich mich nicht. Die Prämien handelt der Spielerrat um unseren Kapitän Samuel Eto'o aus. Wichtig ist, dass jetzt Ruhe herrscht. Alle bei uns im Team sind mit Stolz und Ehre dabei und wollen nur das Beste.

Die Gruppe ist mit Gastgeber Brasilien, Mexiko und Kroatien äußerst schwierig. Ist das Achtelfinale drin?

Matip:Die Vorrunde zu überstehen, ist unser erstes Ziel. Brasilien ist natürlich der Favorit in unserer Gruppe und auf den WM-Titel. Wir konzentrieren uns auf das Auftaktmatch gegen Mexiko. Das erste Spiel ist sehr wichtig. Wenn man da nicht aufpasst, kann es schnell in die Hose gehen. Aber wenn man das erste Spiel gewinnt, dann läuft es sofort. Dann ist man viel selbstbewusster.

Ist es ein Vorteil, erst im letzten Gruppenspiel gegen Brasilien antreten zu müssen?

Matip:Das kann ein Vorteil sein. Aber wenn wir am Anfang die Punkte gegen Mexiko und Kroatien holen - umso besser.

Wie sehen Sie Ihre Rolle im Team?

Matip:Ich bin fester Bestandteil der Mannschaft. Aber nicht unbedingt der Typ, der gern im Mittelpunkt rumturnt. Ich bin fest integriert und freue mich, wenn ich mit den Jungs zusammen bin. Wir sind eine tolle Truppe. Es wird gelacht, wir haben viel Spaß.

Eto'o ist der unumstrittene Star im Team. Wie erleben Sie ihn?

Matip:Samuel ist in Kamerun eine lebende Legende, wie Roger Milla. Aber er ist ein ganz lieber und offener Mensch mit einer starken Persönlichkeit. Ich verbringe gern Zeit mit ihm.

Eto'o ist offiziell 33 Jahre. Viele halten ihn für älter. Hat er noch die frühere Klasse?

Matip:Er ist immer noch ein überragender Spieler und kann Partien allein entscheiden. Und er zieht die Mannschaft als Leader mit. Es ist eine Freude und Ehre, mit ihm zusammenzuspielen.

Eto'o hat schon viele Tore für Kamerun geschossen. Sie warten noch auf Ihren ersten Treffer im Nationaldress. Nachholbedarf?

Matip:timmt, in der Nationalmannschaft hat es noch nicht geklappt. Wenn es jetzt bei der WM passieren würde, wäre es natürlich klasse. Ich bin mal wieder dran...

ZUR PERSON:Joel Matip ist in Bochum geboren, sein Vater stammt aus Kamerun, seine Mutter ist Deutsche. Er spielt schon seit der Kindheit für den FC Schalke 04. Sein älterer Bruder Marvin war dagegen auch beim VfL Bochum Profi. Joel Matip hat beim FC Schalke noch für zwei Jahre einen Vertrag und hegt derzeit keinerlei Wechselgedanken. „Ich fühle mich sehr wohl auf Schalke.“