„Krake Paul“ Pogba entzückt alle in Brasilien: „Will kein Star sein“
Ribeirão Preto (dpa) - Paul Pogba verdrehte die Augen, als hätte man ihm gerade doch etwas ganz Blödes unterstellt. „Ein Star? Ich will kein Star sein, ich werde niemals ein Star sein“, sagte der französische Fußball-Nationalspieler.
Er fühle sich ja nicht einmal als unumstrittener Stammspieler der Équipe tricolore bei der WM, betonte der Juventus-Profi, dessen Marktwert auf 49 Millionen Euro geschätzt wird und der auch beim Training am Mittwochabend im Estadio Santa Cruz in Ribeirão Preto souverän wie ein Chef auftrat.
Es hatte schon seinen Grund, dass Trainer Didier Deschamps im brasilianischen WM-Quartier der Franzosen ausgerechnet Pogba als ersten seiner Spieler vor die Journalisten geschickt hatte. Vier Jahre nach dem Fiasko der „Les Bleus“ bei der WM 2010 in Südafrika verkörpert der Mann aus dem Pariser Vorort Lagny-sur-Marne wie kaum ein anderer das „neue Frankreich“. Nett, bescheiden, fleißig - aber auch stark, selbstbewusst und ehrgeizig.
Bei seinem kometenhaften Aufstieg in die Elite des Weltfußballs ist der 21-Jährige an Erfolge gewöhnt. Mit Juventus wurde er zweimal italienischer Meister. 2013 holte er bei der U 20-WM in der Türkei den Titel, wurde zudem zum besten Spieler des Turniers gewählt. Als Nachfolger von Isco (2012), Mario Götze (2011) und Mario Balotelli (2010) erhielt er auch noch die „Golden Boy“-Trophäe für den besten U 21-Profi Europas.
Deschamps hatte Pogba am 22. März 2013 in der WM-Qualifikation gegen Georgien debütieren lassen. Elf A-Länderspiele später ist der bewegliche Mittelfeldspieler in Deschamps 4-3-3-System nicht mehr wegzudenken. Mit Yohan Cabayé und Blaise Matuidi bildet der Mann, der aufgrund seiner langen Beine auch „Krake Paul“ gerufen wird, eine der besten Mittelfeldreihen der WM.
Bei Pogba kommen Qualitäten wie enorme Spielintelligenz, viel Kraft und gute Schusstechnik hinzu. Er weiß auch, dass er noch Schwächen hat. „Manchmal orientiere ich mich zu sehr nach vorne. Ich muss da ein Gleichgewicht finden, ohne aber mit angezogener Handbremse zu spielen“, sagte der Juve-Profi. Den Vorwurf, er verfalle aufgrund seiner Technik manchmal in Nachlässigkeit, lässt er nicht gelten: „Ich kenne mein Spiel, das wirkt nur so, schon seitdem ich als kleiner Junge erstmals gespielt habe.“
Die französischen Journalisten bekommen leuchtende Augen, wenn sie über Pogba reden. Die Einheimischen lieben ihn. Und auch die Teamkollegen sind entzückt. „Er steckt den ganzen Druck locker weg“, sagte Routinier Rio Mavuba. Bevor er zum WM-Auftakt der Franzosen am Sonntag gegen Honduras in Porto Alegre aufs Feld läuft, wird Pogba in der Kabine wieder beten. Auf himmlische Hilfe ist der Moslem, dessen Brüder Florentine und Mathias für Guinea kicken, aber nicht angewiesen sein. Deschamps ließ erst im Mai wissen: „Pogba kann alles machen“. Der Twitterspruch des Profis klingt vor diesem Hintergrund schon fast wie ein Eidschwur: „Lasst die 20. WM beginnen!“