Claus-Dieter Wollitz im Interview: „Wir sind nicht die Besten“
Claus-Dieter Wollitz tritt als Trainer des VfL Osnabrück am Samstag im Stadion an. Der Fehlstart des WSV hat ihn nicht überrascht.
Frage: Wie lautet Ihr Erfolgsrezept, um in die Zweite Bundesliga aufzusteigen?Claus-Dieter "Pele" Wollitz: Wer den längsten Atem hat, wird am Endeoben stehen. Wichtig ist die Breite einer Mannschaft über eine langeDistanz. Das bedeutet, dass sie verletzte Spieler kompensieren kann.Unsere Stärke liegt vor allem in der mannschaftlichen Geschlossenheit.Jeder ist bei uns wichtig. Wir haben 18 gleichwertige Spieler. Auch dieRuhe im Umfeld ist ein wichtiger Punkt. Frage: Genau die ist beim WSV im Moment nicht vorhanden, Teile derFans fordern nach dem schlechten Start die Beurlaubung von Trainer UweFuchs. Spielt Ihnen das für Samstag in die Karten?Wollitz: Als Außenstehender steht es mir nicht zu, die Situationbeim WSV zu bewerten. Ich habe die Mannschaft in Ahlen gesehen. Dorthat sie eine Reaktion gezeigt und mit zehn Mann das 1:1 erzielt undverteidigt. In Ahlen zu bestehen, ist nicht einfach. Entscheidend istam Samstag, wie meine Mannschaft das Spiel angeht. Wir haben nurEinfluss auf unsere Stärken. Frage: Können Sie Uwe Fuchs Tipps im Umgang mit den Fans geben?Wollitz: Auch dazu habe ich nicht das Recht. Ich kann nur sagen,dass ich immer offen und ehrlich bin. Ich habe nichts zu verbergen,fahre jeden Tag mit reinem Gewissen zum Training und tue alles dafür,dass Zufriedenheit herrscht. Die Fans wollen sehen, dass man sich mitdem Verein identifiziert. In der vergangenen Saison hatten wir aucheine schwierige Phase. Wir haben danach alles analysiert. Jetzt spielenwir konstant und ganz ordentlich. Das Problem ist, dass Niederlagen inunserer Zeit nicht akzeptiert werden. Aber sie gehören dazu. KeineMannschaft ist so außergewöhnlich stark in dieser Liga. Unruhe undDiskussionen tun nicht gut. Frage: Wie ist Ihr Verhältnis zu Uwe Fuchs?Wollitz: Wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Er ist ein sehrfleißiger Trainer, der strategisch arbeitet. Wenn ich den WSV gesehenhabe, hat er immer gut organisiert gespielt. Frage: Hat sie der Fehlstart des WSV nach der Winterpause überrascht?Wollitz: Nur ein bisschen. Denn Niederlagen sind in dieserausgeglichenen Liga keine Überraschung. Egal wo und gegen wen. Die Ligaist tückisch, alle Vereine sind auf Augenhöhe. Jeder Verein hatordentliche Spieler. Ich fand gut, dass sich der WSV in der Winterpausezu seinen Zielen bekannt hat. Anders als zum Beispiel Kickers Emden,die immer nur jammern und sich in Understatement üben, um in Ruhegelassen zu werden. Frage: Wieviele Punkte reichen, um aufzusteigen?Wollitz: Ich bin überzeugt, dass 61 oder 62 genügen. Früher waren esüber 70. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Mannschaft wegzieht.Auch meine nicht. Frage: Aber alles andere als der Aufstieg wäre für den VfL Osnabrück doch enttäuschend, oder?Wollitz: Mein Auftrag ist es, unter die ersten Sechs zu kommen.Dieses Ziel werde ich auch erreichen. Dabei werfen mich auchNiederlagen nicht um. Wenn es der Aufstieg wird, nehmen wir dasnatürlich gerne mit. Aber wir stellen uns jetzt nicht hin und sagen:Wir sind die Besten der Liga. Frage: Wie sieht ihre Marschroute für Samstag aus?Wollitz: Das Spiel hat keinen vorentscheidenen Charakter. Wenn wirals Team läuferisch und kämpferisch alles geben und die Tendenz inOrdnung ist, dann akzeptiere ich auch individuelle Schwächen. Dass wirin Wuppertal immer recht gut gespielt haben und mal 4:1 und 2:0gewonnen haben, lässt nicht darauf schließen, dass es am Samstag gutläuft. Wir spielen auswärts ein bisschen verändert als zu Hause. Beim1:0-Sieg in Dresden hat eine Chance zum Sieg gereicht. Dafür haben wirdie Qualität, hinten nichts zuzulassen. CLAUS-DIETER WOLLITZ
Geburtsdatum: 19. Juli 1965Beruf: Fußball-LehrerKarriere als Spieler: 64 Bundesligaspiele (5 Tore) für Schalke04, Bayer Leverkusen, 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Köln; 315Zweitliga-Spiele (78 Tore) für VfL Osnabrück, Hertha BSC Berlin, VfLWolfsburg und KFC Uerdingen.Erfolge 1996 DFB-Pokalsieger mit dem 1. FC KaiserslauternKarriere als Trainer 2003/2004 KFC Uerdingen, seit 2004 beim VfL Osnabrück