Jannik Löbe: Vom WSV in die USA

Der 20-Jährige wagt den Sprung ins Ausland - und scheint bestens vorbereitet.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Es hat ein bisschen was von Schüleraustausch: Der neue WSV-Innenverteidiger Peter Schmetz ist soeben aus den USA nach Deutschland zurückgekehrt, da verlässt Jannik Löbe den Sportverein genau in diese Richtung — um in den Staaten ein Studium zu beginnen. Die Fußballschuhe will er aber nicht an den Nagel hängen.

Die bisherigen Stationen des 20-Jährigen sind im Gegensatz zum großen Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, gar nicht so kosmopolitisch: In seiner Jugend spielte Löbe bei Bergisch Gladbach und dem VfL Bochum, ehe er in die A-Jugend des WSV wechselte. Immer gemeinsam mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder János.

In der WSV-A-Jugend von Stefan Vollmerhausen durchlief er seine letzte Saison als Jugendspieler, ehe er in die zweite Mannschaft und dann immer öfter auch in das Oberliga-Team des WSV berufen wurde.

Anfang August wird Löbe nun also den großen Schritt wagen: Den WSV, seine Familie und Freunde verlassen und in die Vereinigten Staaten ziehen. Warum? „Das Ausland hat mich schon immer gereizt, für mein Studium insbesondere die USA“, so der Mittelfeldspieler. Er hat einen Vier-Jahres-Vertrag an der Fordham University — mitten in New York City — unterschrieben.

Vollstipendium — und das fußballerische Niveau ist mit einem guten Oberligaklub vergleichbar. Weitere Universitäten unterbreiteten ihm Angebote, doch die Gespräche mit seinem zukünftigen Trainer überzeugten Löbe — erst über Skype, dann persönlich. Schließlich flog der neue Coach extra für Löbe nach Deutschland.

Denn deutsche Talente sind in den USA begehrt: „Soccer“ hat in den USA einen Aufschwung erlebt. Zwar kommt es immer noch nicht an die „großen Vier“ — Basketball, Football, Eishockey und Baseball — heran, doch das gesteigerte Interesse der Öffentlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen: Das WM-Gruppenspiel der US-Boys in Brasilien gegen Portugal verfolgten 25 Millionen Menschen vor den TV-Geräten — mehr als die Basketball-Finals sahen.

Doch ist es nicht die gestiegene Popularität, die Jannik Löbe nach Amerika treibt. Der WSV hätte mit Löbe verlängert, doch der Fußballer will seinen Horizont erweitern. Business und Marketing möchte er studieren. Vor seiner Entscheidung hat er sich mit seinen Eltern zusammengesetzt und beraten. Schließlich sei es nach dem Abitur vorerst die letzte Möglichkeit, für den gebürtigen Bochumer etwas Neues auszuprobieren.

Nachdem er seine Entscheidung schließlich gefällt hatte, suchte er das Gespräch zu Peter Schmetz — und der hatte ihm nur Positives zu berichten. Ein sportliches Kinderspiel wird es für den ambitionierten Löbe allerdings nicht: Er wird doppelt so viel wie beim WSV trainieren, dazu kommen zwei Spiele in der Woche. Ein straffes Programm. Doch der locker wirkende 20-Jährige scheint gefasst und auf das Abenteuer Amerika vorbereitet. Was er nach dem Abschluss machen will, weiß er noch nicht: „Bis dahin ist noch viel Zeit, das lasse ich auf mich zukommen.“