Waldemar Wrobel holte Rot-Weiss Essen aus dem Schacht
Beeindruckende Bilanz, doch der Trainer bremst die Euphorie.
Wuppertal. Natürlich war Waldemar Wrobel am vergangenen Samstag als interessierter Beobachter im Wattenscheider Lohrheidestadion zugegen, um den nächsten Gegner WSV (Samstag, 14 Uhr, Stadion Zoo) zu beobachten. Allerdings gab der Trainer von Rot-Weiss Essen an, dass ihm das 1:4 des Wuppertaler SV beim VfL Bochum II keine allzu großen Erkenntnisse geliefert habe. „Es ist doch wohl müßig zu glauben, dass dieses Spiel als Maßstab für ein Traditionsderby herhalten kann. Das Duell zwischen RWE und dem WSV besitzt durch seine Historie schließlich eine besondere Brisanz“, sagte Wrobel. Unter aktuellen Gesichtspunkten möchte der 41-Jährige die Begegnung allerdings gar nicht so hoch ansiedeln. „Sicherlich freuen wir uns auf die Atmosphäre im Stadion am Zoo, aber erstens ist der Zeitpunkt in der Saison für eine wichtige Partie viel zu früh, und zweitens reden wir hier über ein Spiel der vierten Liga.“
Sie sind bescheidener geworden an der Hafenstraße in Bergeborbeck. Zu viel ist in den vergangenen Jahren im Schatten der Zeche Zollverein schief gelaufen. Sportlich führte der Fahrstuhl in den Schacht, während gleichzeitig der Schuldenberg die Höhe des Förderturms erreichte und Rot-Weiss Essen in seiner Existenz ernsthaft bedrohte. Die maroden Tribünen des Georg-Melches-Stadions stehen symbolisch für die Trümmer, in denen der Klub unterzugehen drohte. „Essen ist fertig“, titelte eine Zeitung im Juni 2010. Mit dem Zwangsabstieg in die fünftklassige NRW-Liga kam der Deutsche Meister von 1955 soeben noch davon.
Rund 16 Monate später ist RWE wieder da. „Auferstanden in Ruinen“, stand auf den T-Shirts, die die Spieler nach dem Aufstieg trugen. Ein Aufstieg, mit dem so schnell kaum jemand gerechnet hatte. „Die Erwartungen im Umfeld waren gering, und wir sind nicht als Favorit in die Saison gestartet“, sagte Trainer Wrobel.
Er allerdings schaffte es, aus einem jungen und unerfahrenen Team ein funktionierendes Kollektiv zu bilden. Seit Wrobel am 1. Juli 2010 das Training übernahm, gingen 72,41 Prozent der Spiele nicht verloren. „Wenn aber jemand sagt, dass wir deswegen nun auch durch die Regionalliga marschieren, dann kann ich nur müde lächeln. Wir spielen nahezu mit unserem Aufstiegsteam und müssen zunächst einmal Erfahrungswerte sammeln“, sagte Wrobel.
Da kann ein Derby sicher helfen, zumal sich der Gegner im freien Fall befindet. Warum, darüber will sich Wrobel, zu dessen Kader auch der ehemalige Wuppertaler Markus Heppke gehört, nicht auslassen. „Ich besitze über den WSV kein Insiderwissen, und deshalb geht es mich nichts an, was dort passiert. Sie spielen sicher unter Wert, aber nach acht Partien lügt die Tabelle auch nicht mehr.“ Zumindest diese Erkenntnis lieferte ihm seine Beobachtung des Spiels in der Wattenscheider Lohrheide.
“ Vom Derby berichten wir am Samstag auch im Liveticker.