Rechtsaußen Wöss und sein gutes Heilfleisch
Zwei Monate nach seiner Not-OP könnte der BHC-Rechtsaußen gegen Gummersbach vielleicht schon wieder spielen.
Wuppertal. Mehr als 3000 Zuschauer, der traditionsreiche Nachbar aus dem Oberbergischen als Gegner und eine Tabellenkonstellation, in der der Bergische HC seine vielleicht letzte Chance im Abstiegskampf der 1. Liga ergreifen will — die Begegnung mit dem VfL Gummersbach am kommenden Mittwoch in der Uni-Halle verspricht ein besonderes Handballspiel zu werden. Für einen im BHC-Dress gilt das ganz speziell und aus noch anderen Gründen: Rechtsaußen Richard Wöss hofft auf seinen ersten Einsatz nach knapp zweimonatiger Verletzungspause.
Ob er spielen kann, wird sich wohl erst am Montag oder Dienstag im Training endgültig entscheiden. Wenn es der Fall sein sollte, wäre es die Geschichte einer optimalen Heilung. In einer Not-Operation war am 8. März sein Bein gerettet worden, nachdem er sich am Abend zuvor im Spiel in Hamburg einen Blutstau im Oberschenkel — ein Kompartment-Syndrom — zugezogen hatte. Davon zeugt noch eine 30 Zentimeter lange Narbe. „Es ist aber alles optimal verheilt, ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht“, freut sich der österreichische Nationalspieler, der beim BHC auf der verwaisten Rechtsaußenposition zuletzt so schmerzlich vermisst wurde.
Nach täglicher Reha ist er seit drei Wochen wieder im Lauftraining, seit Montag im normalen Mannschaftstraining. Doch jene Nacht vom 7. auf den 8. März wird er wohl nie vergessen. Im Spiel beim HSV war er seinem Gegenspieler mit dem Oberschenkel ins Knie gelaufen. „Ein Pferdekuss, wie ich ihn bestimmt 100 Mal erhalten habe“, erinnert er sich. Deshalb habe er dem wenig Beachtung geschenkt, zumal es auch auf der Busfahrt nach Hause keine Probleme gab.
„Doch eine Stunde nachdem ich mich zu Hause ins Bett gelegt habe, bin ich mit knochenhartem Oberschenkel und wahnsinnigen Schmerzen aufgewacht“, berichtet der 25-Jährige. Seine Frau rief den Notarzt und wenig später war er schon im Klinikum Solingen, wo sechs Monate zuvor Tochter Lena zur Welt gekommen war.
Diesmal war die Sache jedoch nicht so erfreulich. „Ich habe darum gebeten, den Schnitt nicht so lang zu machen, als es hieß, der Oberschenkel muss aufgemacht werden, um den Stau im Gewebe zu lösen“, so Wöss. Der Arzt habe ihm aber schnell klargemacht, dass er keine Wahl habe.
Alles lief glatt und der Schmerz im Oberschenkel wurde von den Schmerzen abgelöst, die er als Zuschauer am Rand mit seiner Mannschaft durchlitt. Nun ist er zurück im Training und sagt: „Die Stimmung in der Mannschaft ist nach wie vor super, alle geben Vollgas.“ Er habe ein gutes Gefühl vor dem Gummersbach-Spiel, auch wenn der BHC sicher nicht Favorit ist.
Sein eigener Verbleib beim BHC könnte indes davon abhängen, ob der BHC vielleicht doch noch erstklassig bleibt. „Ich habe Vertrag für die 1. Liga, ob ich in der 2. hier bleibe, weiß ich noch nicht.“ Zählt es nicht als Pluspunkt, dass mit Viktor Szilágyi sein österreichischer Nationalmannschaftskapitän zum BHC kommt? „Sicher“, sagt Wöss und gerät ins Schwärmen: „Der Viktor ist spielerisch und menschlich top. Er hat eine tolle Übersicht, ist torgefährlich, spielt die Bälle klasse zu.“ Doch für seine Entscheidung zu bleiben oder nicht, seien auch andere Kriterien wichtig.
Jetzt zählt für ihn erst einmal aber nur, wieder fit zu werden und dem BHC noch in dieser Saison zu helfen — vielleicht ja schon gegen Gummersbach.