Das Team ums Team: Die stillen Helden des Erfolgs
Krakau (dpa) - Ob Seelenmassage oder Physiotherapie, Socken nachts um zwei oder kompakte Gegnervideos: Ohne engagierte Helfer wäre der Erfolg der Handballer bei der EM in Polen nicht möglich. Kapitän Steffen Weinhold stellt sie vor.
Wegen eines Muskelbündelrisses im Hauptrundenspiel gegen Russland kann der Kapitän nicht mit der Mannschaft gegen Spanien im Finale um den Titel spielen, sondern lediglich mit Rat und Tat zur Seite stehen und mitfiebern. Das Team ums Team, das für Bundestrainer Dagur Sigurdsson und die Spieler den großen Erfolg mit selbstlosem Einsatz möglich macht, kennt er aus dem Effeff und stellt es vor:
- Alexander Haase (39), Co-Trainer: „Er ist ein ganz wichtiger Mann für uns. Er ist ein sehr gutes Bindeglied zwischen Dagur und uns. Er kann auch während des Spiels immer ganz gut mit ihm kommunizieren.“
- Axel Kromer (39), Co-Trainer: „Axel ist genauso in die Spielvorbereitung involviert. Die beiden Co-Trainer haben Dagur gegen Schweden geraten, die Abwehr umzustellen. Das war einer der Schlüsselmomente dieses Turniers.“
Beide Co-Trainer beobachten die Gegner, werten die Videos aus und fertigen die wichtigsten Sequenzen für jeden Spieler an. „Dann sieht man sie früh beim Frühstück immer nur, wie sie sich einen Kaffee holen und sich wieder in ihrem Zimmer verkriechen, um die Videos zu schauen, zu schneiden und sie uns so kompakt wie möglich wiederzugeben.“
- Prof. Dr. Kurt Steuer (59), Mannschaftsarzt: „Ich kenne ihn sehr lange und sehr gut. Bestenfalls hat man nicht so viel mit dem Doktor zu tun - nicht aus persönlichen Gründen, sondern aus Verletzungssicht. Wir hatten zwischendrin auch ein paar kranke Spieler. Dann schaut er, dass er entsprechende Medikamente geben kann, damit sie wieder fit werden.“
- Peter Gräschus (52) und Reinhold Roth (60), Physiotherapeuten: „Die sind beide schon unglaublich lange dabei. Da wird am wenigsten gewürdigt, was die machen.“ Nach dem Halbfinalsieg gegen Norwegen hätten sie die Spieler bis weit nach Mitternacht behandelt. „Die sind Feuer und Flamme. Die sind wie wir, die wollen auch immer gewinnen. Wenn sie auch nur einen minimalen Beitrag dazu leisten können, den Spieler noch etwas fitter zu bekommen, dann nehmen die jeglichen Schlafmangel dafür in Kauf.“
Beide wüssten über die Spieler fast alles. „Es sind auf jeden Fall Vertrauenspersonen. Es ist so, dass, wenn man da auf der Massageliege liegt, man auch über persönliche Dinge redet, Dinge, die einen beschäftigen. Das ist auch wie eine kleine psychotherapeutische Behandlung.“ Gräschus sei zudem ein sehr guter alpiner Skifahrer. „Das ist ein unglaublicher Wedler vor dem Herrn.“
- Oliver Roggisch (37), Teammanager: „Oli ist unser Organisator. Der ist zwar schon immer ein bisschen verwirrt zwischendrin. Aber er ist mit vollem Herzen dabei. Er ist ein Typ, der gute Laune, gute Stimmung bringt, eine sehr gute Ausstrahlung hat und uns mit seiner Erfahrung in vielerlei Hinsicht helfen kann. Noch dazu macht er die ganzen organisatorischen Sachen, wenn es zum Beispiel darum geht, wer wie viele Tickets braucht, An- und Abreise und so weiter. Da kann er zwischendurch auch mal ein bisschen chaotisch sein. Aber das wiegt er alles auf mit seiner Art.“
- Volker Schurr (46), Teamkoordinator: „Bei der WM in Katar 2015 waren wir bei Volle öfter auf dem Zimmer und haben Kaffee getrunken. Das hat sich hier nicht so ergeben. Der kümmert sich um die Trikots und hält uns dann immer an, wann wir unsere Trikots holen sollen, wäscht danach die Wäsche, kümmert sich um den Besprechungsraum. Das läuft alles total reibungslos. Den kannst du gefühlt auch nachts um zwei anschreiben und fragen, ob er noch ein paar Socken hat. Dann würde er sie dir vorbeibringen.“
In Bezug auf Organisation sprechen sich er und Oli Roggisch ab. „Da sind schon die Themenfelder abgesteckt, wer sich um was kümmern muss. Ich denke, dass Volle da sehr strukturiert ist in seiner Arbeit.“